Ronnie Lane Band / Live At Rockpalast 1980
Live At Rockpalast 1980 Spielzeit: 76:00
Medium: DVD
Technische Daten:
Sound: PCM Stereo
Bildformat: 4:3
Videoformat: DVD 5
Sprache: Englisch
Untertitel: Keine
FSK: Keine Altersbeschränkung
Label: M.I.G. Music, 2013 (1980)
Rock, Folk Rock


Review vom 09.02.2013


Markus Kerren
Die siebziger Jahre endeten für den ehemaligen The Small Faces- und The Faces-Bassisten, Co-Komponisten sowie -Sänger Ronnie Lane in einer extrem unangenehmen Note. War er zeitlebens beileibe kein Heiliger in Beziehung auf 'Sex & Drugs & Rock'n'Roll' gewesen, stellte diese Art sein Leben zu führen aber nicht das eigentliche Problem dar. Vielmehr wurde bei ihm gegen Ende dieser Dekade Multiple Sklerose diagnostiziert. Zunächst scheinbar davon unbeeindruckt bzw. diesem Schicksalsschlag trotzend, arbeitete er unverdrossen weiter und veröffentlichte im Jahr 1980 sein letztes Soloalbum "See Me", das weder der hohen Qualität seiner drei Vorgänger, leider allerdings auch deren Erfolglosigkeit in nichts nachstand.
Aber wie dem auch sei, am 19. März 1980 war der kleine Mann (der Name der Band Small Faces kam nicht von ungefähr) im Kölner WDR Studio A eingeladen, in dem neben den mittlerweile riesengroßen Rockpalast-Nächten auch immer noch kleinere Events veranstaltet und für die Ausstrahlung im Fernsehen mitgeschnitten wurden. Dabei hatte er dafür eine durchaus sehenswerte Band, die aus damaligen Szene-Veteranen wie Ian Stewart (Rolling Stones), Henry McCullough (Ex-Joe Cocker's Grease Band, Ex-Frankie Miller, Ex-Wings), Chrissie Stewart (Ex-Frankie Miller) und den Ur-Mitgliedern Charlie Hart und Bruce Rowland von Ronnie Lane's Slim Chance bestand. Als Gäste dann noch das Vater/Sohn-Saxophon-Gespann George und Raymond Carless.
Und der Funke springt dann auch sofort über, wenn der von seiner Krankheit bereits gezeichnete Lane mit "Cat Melody (Rats Tales)" jede Menge gute Stimmung verbreitet. Während der insgesamt dreizehn Songs wird ein ganz cooler, wenn natürlich auch nicht vollständiger Überblick über die vergangenen acht Jahre seiner Karriere geboten. War Lane auf den Studioalben der Faces mit seinen Tracks und Kompositionen auch immer gleichberechtigt mit dem Duo Rod Stewart/Ronnie Wood, so verzweifelte er schließlich daran, dass für seine Titel bei den Live-Auftritten offensichtlich kein Platz war. Zu dominant war der damals solo schon schwer erfolgreiche Stewart, dass dieser stattdessen auch immer wieder seine eigenen Hits in der Setlist der Faces platzierte und sich damit auch durchsetzen konnte.
Bei diesem Konzert dürfen wir uns jedoch immerhin über drei Faces-Perlen der Marke "Flags And Banners", "Debris" und "You're So Rude" freuen. Dazu kommen Lanes einziger Top10-Solohit "How Come" (wenn auch etwas schlampig gespielt), Chuck Berrys "You Never Can Tell", der
Willie Dixon-Klassiker "I'm Ready" und weiteres Solomaterial. Apropos "I'm Ready": Hier darf Henry McCullough die Lead Vocals übernehmen und beweist erneut, dass er - obwohl ein unbestritten begnadeter Gitarrist - nie ein großer Sänger war. Aber das ist nichts, woran man sich groß stört und verschaffte dem guten Ronnie zudem eine kleine Pause.
Der (neben dem eigentlichen Protagonisten) heimliche Star des Abends ist Ian Stewart, der so stoisch wie genial seine Pianoparts aus den Handgelenken schüttelt. Ein wahrer Genuss, mitverfolgen zu dürfen, wie der Tastenmann hier fast jeden einzelnen Song mit seinem Spiel bereichert. Die Stimmung wie auch Verständigung innerhalb der Band ist prächtig, alle haben großen Durst und der gute Laney schmeißt bei den Ansagen gerne auch mal die Setlist wild durcheinander, wird dann aber von seinen Kumpels jeweils 'höflich' berichtigt.
Die einzelnen Tracks (selbst wenn absolute Klassiker wie "April Fool", "Stone" oder "Anymore For Anymore", um nur mal ein paar wenige zu nennen, fehlen) sind sowieso großartig, aber noch viel mehr Freude bereitet es, auf dieser DVD eine Band beobachten zu dürfen, die einfach tierischen Spaß an dem hat, was sie da gerade tut. Herrlich auch die Szene, als Ronnie Lane vor der letzten Nummer einen deutschen Bühnenarbeiter ans Mikro holt und ihn bittet, den Titel des letzten Songs ("One For The Road") für das Publikum zu übersetzen. Der meint dann prompt »...ja...weiß nicht so genau... ich glaube, 'Einen für die Straße', also... 'Einen Song für die Straße'... oder so...« (gemeint ist natürlich der 'Absacker', um einen langen und schönen Abend zu beschließen...) und Lane, der zwar nichts verstanden hat, lacht dann und meint »Yeah, yeah, yeah!!!«
Vielleicht begründet durch eine dunkle Vorahnung verabschiedet sich Lane schließlich eher ernst mit den Worten »God bless us all!« Nur wenige Wochen nach diesem Konzert verschlechterte sich sein Gesundheitszustand dramatisch. Es kam 1981 (oder war's 1982?) zwar noch zu der Aufnahme eines Albums mit seinem alten Small Faces-Kumpel Steve Marriott (ist seit Jahren unter dem Namen Marriott/Lane - "Majik Mijits" erhältlich), das aber - weil Lane nicht mehr in der Lage war, auf Tour zu gehen - damals erst gar nicht veröffentlicht wurde.
Ronnie Lane erlag am 04.Juni 1997 im Alter von 51 Jahren nach langem Kampf seiner schweren Krankheit. Rest in peace, brother!
Line-up:
Ronnie Lane (acoustic & electric guitars, lead vocals)
Henry McCullough (lead & slide guitars, background vocals, mandolin - #9, lead vocals - #7)
Chrissie Stewart (bass, background vocals)
Charlie Hart (accordion, piano - #5, background vocals)
Bruce Rowland (drums)
Ian Stewart (piano)
George Carless (saxophone)
Raymond Carless (saxophone)
Tracklist
01:Cat Melody (Rats Tales)
02:Flags And Banners
03:Annie
04:How Come
05:Debris
06:You're So Rude
07:I'm Ready
08:Lads Got Money
09:Kuschty Rye
10:Rocket 69
11:Man Smart, Woman Smarter
12:You Never Can Tell
13:One For The Road
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