Alison Moyet / Alf
Alf Spielzeit: 37:40
Medium: CD
Label: Sony Music, 2012 (1984)
Stil: Electronic, Pop, Soul


Review vom 22.06.2012


Joachim 'Joe' Brookes
Im Sommer 2012 geht es wieder um Gold-, Silber- und Bronze-Medaillen. Die Olympiade in London, das große Fest der Sportlerinnen und Sportler steht an und aus diesem Anlass veröffentlicht Sony Music unter dem Titel "London Rocks! Music Made In The UK" eine Retro-Albumreihe von sage und schreibe zwanzig CDs. Alle Platten erscheinen im Digipak. Unter anderem ist Alison Moyets Debüt-Album "Alf" aus dem Jahr 1984 dabei. Weitere Tonträger sind Emerson, Lake & Palmers "Tarkus", The Lightning Seeds' "Like You Do... Best Of", Jamiroquai mit "Travelling Without Moving", Primal Screams "Screamadelica", Manic Street Preachers' "Generation Terrorists", The Stone Roses' Stone Roses oder Judas Priest mit "British Steel".
Die Sängerin mit einer gehörigen Portion Soul in der Stimme war vorher in dem Projekt Yazoo zu hören. Vince Clarke hatte sich von Depeche Mode getrennt und auf eine Moyet-Annonce im Melody Maker gemeldet. Yazoo hatte keine große Lebensdauer. Gerade zwei Jahre existierte dieses Synthi Pop-Duo und nach der Trennung begann Moyet eine Solokarriere.
Ihre beeindruckende Stimme voller Klasse und Power trifft auf Musik, die von den Keyboards angeführt wird. An "Alf" waren nur wenige Musiker beteiligt. Einerseits war es das Produzenten-Team Tony Swain/Steve Jolley, die seinerzeit unter anderem mit Bananarama, Spandau Ballet oder Tom Robinson zu tun hatten und andererseits der Schlagzeuger Tim Goldsmith (Paul Brady, Go West).
Im Gegensatz zum doch sehr künstlich erzeugten Yazoo-Synthi Pop kann man bei vorliegender Platte nicht von seelenlosem Feeling sprechen. Nicht nur der Gesang der damals etwas über zwanzigjährigen Britin hat Power. Mit ihrem ersten Album, benannte nach Moyets Spitznamen 'Alf', konnte die Sängerin mit "Love Resurrection", "All Cried Out", "For You Only" und "Invisible" nationale wie auch internationale Hits landen.
Letztgenannter Track ist aus meiner Sicht aber nur eines der Platten-Highlights. Klar, das von Lamont Dozier geschriebene Stück ist klasse Moyet-Soul. Aber ohne jetzt nur auf die Charts-Songs zu schielen, gibt es definitiv noch weitere "Alf"-Höhepunkte.
Für mich ist "Where Hides Sleep" ein hervorragendes Stück Musik mit fast kathedralem Charisma. Die Keyboards klingen klar wie Kirchenglocken und warten außerdem mit feinen Streicher-Elementen auf. Hier gibt es Gänsehaut pur. Die Protagonistin zeigt, wie viele Emotionen in ihrer Stimme stecken. Vorher gibt es ein höllisch groovendes "Twisting The Knife". Vielleicht das einzige Stück, das durch sein Arrangement an Yazoo erinnert. Diese Nummer hat dauerhafte Tanzboden-Qualität.
Überhaupt ist es bemerkenswert, dass die Musik auch heute noch zündenden Charakter hat. Die damalige Frische ist immer noch vorhanden und "Alf" gehört schon lange zu den Standard-Werken diese Genres. Siehe da, es gab in den Achtzigern auch gute Musik. Mit seinen Pianoklängen ist "Steal Me Blind" eine wunderschöne Blues-Ballade vor dem Herren und Steve Jolleys Backing Vocals passen auch noch zu Moyets Stimme. Auch wenn es auf "Alf" allgemein ziemlich ruhig zugeht, gibt es zum Beispiel mit dem funkigen "Honey For The Bees" sowie "Money Mile" richtig klasse Uptempo-Nummern.
Mit dem damaligen Start einer Solokarriere hat die Künstlerin eine vortreffliche Entscheidung gefällt. Auch weitere Alben wie zum Beispiel "Hoodoo", mit dem sie persönlich in die Neunzigerjahre einstieg zeigten ihre Klasse und schließlich gibt es da noch das Billy Holiday-Cover "That Ole' Devil Called Love". Zweifelsohne... die Moyet hat auch eine Stimme für den Jazz.
Insgesamt hat es mir das Wiederhören mit "Alf" abermals angetan. Die vorliegende Platte kommt in einem schön gestalteten Digipak daher und im Booklet befinden sich alle Songtexte.
Line-up:
Alison Moyet (vocals, backing vocals)
Tony Swain (keyboards)
Steve Holley (guitar - #4, backing vocals)
Tim Goldsmith (drums)
Tracklist
01:Love Resurrection [Moyet/Jolley/Swain] (3:51)
02:Honey For The Bees [Moyet/Jolley/Swain] (4:11)
03:For You Only [Moyet/Jolley/Swain] (4:06)
04:Invisible [Lamont Dozier] (4:01)
05:Steal Me Blind [Moyet/Jolley/Swain] (3:16)
06:All Cried Out [Moyet/Jolley/Swain] (6:49)
07:Money Mile [Moyet/Jolley/Swain] (3:43)
08:Twisting The Knife [Moyet/Jolley/Swain] (3:25)
09:Where Hides Sleep [Moyet/Jolley/Swain] (4:18)
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