Frank Marino & Mahogany Rush / Full Circle
Full Circle Spielzeit: 52:54
Medium: CD
Label: MiG Music, 2013 (1986)
Stil: Hard Rock, AOR


Review vom 10.04.2013


Steve Braun
Frank Marino?? Ich bin mir ziemlich sicher, dass jetzt hierzulande nur eingefleischte Musikfreaks »aaaah« ausrufen werden. In seiner kanadischen Heimat nimmt der mittlerweile 58-Jährige den Rang eines Nationalhelden ein, in den US hat er u.a. auf dem zweiten California Jam vor Hunderttausenden gespielt. In der 'alten Welt' dagegen rangiert der als Francesco Antonio Marino in Montreal geborene Gitarrist bestenfalls im Status 'einer der besten der Unterbewerteten'.
Seine Heydays erlebte Marino als Chef der kanadischen Hard Rock-Truppe Mahogany Rush, die seit gut zwölf Jahren wieder - vorwiegend auf heimischen Bühnen - aktiv ist. Solo wollte es in den Achtzigern nicht so recht zünden.
Das hier zu besprechende 1986er Werk "Full Circle" war sein drittes Soloalbum und ursprünglich mit anderem Cover unter seinem Künstlernamen erschienen. Jetzt wird es unter dem Branding Frank Marino & Mahogany Rush neu aufgelegt. Kann man machen, denn neben Franks Bruder Vince sind noch die (ehemaligen) Bandmitglieder Timm Biery (drums) und Claudio Daniel Pesavento (keys) beteiligt.
Bislang kannte ich von Frank Marinos Solowerken nur die 1982er Scheibe "Juggernaut" und muss sagen, dass "Full Circle" dieser nicht das Wasser reichen kann! Etwas orientierungslos irrt der Kanadier mit dem vorliegenden Songzyklus zwischen Hard Rock, AOR, Prog-rockigen Ansätzen und sogar jazzigen Abstechern herum. Richtig überzeugend kommen allerdings (fast) nur die Songs rüber, bei denen er sich des hart rockenden Stils der Siebziger-Power-Trios bedient. Hier sind vor allem der knallige Feger "Breakin' Away", der "Full Circle" stürmisch einleitet, und der stampfende Riff-Rocker "Razor's Edge", in seiner für die Achtziger typisch-rockenden Art, zu nennen. Auch das glutvolle "Hang On" macht einen gewaltigen Druck. "Had Enough" verfügt zumindest über gute Ansätze, die allerdings hoffnungslos 'verfrickelt' werden. Der epische Titeltrack, weit über elf Minuten lang, ist unter Berücksichtigung von Komposition und Arrangements betrachtet schon interessant, wirkt aber mit seinen deutlich progressiven Bezügen irgendwie etwas deplatziert.
Damit hätten wir die Habenseite komplett abgearbeitet - den traurigen Rest kann man leider nur als Totalausfälle beklagen. "Imagine" und "When Love Is Lost" sind ganz nett - eine Wertung, die eigentlich 'Höchststrafe' bedeutet: gesichtsloser Achtziger-AOR mit kaum erträglichem Synthie-Gekleistere. "Genesis", ein zwischenspielartiges Synthesizergezirpe, ist wenig inspiriert und damit sehr flüssig... überflüssig. Was der Bonustrack "You Got Me Runnin'" auf "Full Circle" soll, ist zumindest mir schleierhaft. Das jazzige Gitarrengeklimpere, vom Upright-Bass begleitet, ist so ziemlich das Letzte, was zu den vorangegangenen neun Tracks passen würde.
Es ist eine überaus löbliche Idee von MiG Music, Frank Marino und damit auch Mahogany Rush wieder ins Bewusstsein der Musikfreunde rücken zu wollen. Mit "Full Circle" hat man allerdings - so meine unmaßgebliche Meinung - nicht die beste Wahl getroffen. Wenn ich einen Wunsch frei hätte, würde ich mir das 1974er "Child Of The Novelty" und das ein Jahr später erschienene "Strange Universe" (vielleicht sogar als Doppelpack) wünschen. Das sind zwei vergessene Perlen, die danach drängen, neu entdeckt zu werden!
Line-up:
Frank Marino (vocals, guitars, keyboards)
Vince Marino (guitars)
Peter Dowse (bass)
Timm Biery (drums, percussion)
Claudio Daniel Pesavento (keyboards)

Additional Musicians:
Paul Harwood (bass - #4)
Bill Kinal (bass - #3)
Alan Couture ( background vocals)
Pierre Marchand (acoustic piano - #6)
Tracklist
01:Breakin' Away (6:05)
02:Imagine (4:19)
03:When Love Is Lost (4:42)
04:Razor's Edge (4:16)
05:Hang On (4:48)
06:Full Circle (11:24)
07:Long Ago (4:30)
08:Had Enough (5:18)
09:Genesis (2:27)
10:You Got Me Runnin' (Bonustrack)
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