Jackie McLean
Swing, Swang, Swingin' + Let Freedom Ring
Swing, Swang, Swingin' + Let Freedom Ring Spielzeit: 76:22
Medium: CD
Label: American Jazz Classics, 2013 (1959, 1962)
Stil: Jazz


Review vom 22.11.2013


Wolfgang Giese
In der Serie 'American Jazz Classics' ist nun ein weiteres Jackie McLean-Paket geschnürt worden, hier wurden Aufnahmen aus 1959 (Tracks eins bis sieben) und 1962 (der Rest) gekoppelt und stellen zwei verschiedene Phasen des Altsaxofonisten dar. Mit Bluesnik und One-Step Beyond haben wir bereits zwei weitere Veröffentlichungen des Jazzmusikers besprochen.
Mit einem wohl nicht so hohen Stellenwert wie seine späteren Platten ist "Swing Swang Swingin'" eher ein hochklassiges Beispiel für entspannten und mehr als soliden Hard Bop. Seine in den Intros der Soli erzeugten Melodien entwickeln sich innerhalb der Improvisation und zeigen McLean bereits als einen Altsaxofonisten mit einem Sound eigener Prägung. Die Band ist mit Spitzenmusikern besetzt und zeigt sich engagiert, angetrieben vom energisch swingenden Art Taylor.
Drei Jahre später zeigt sich die Weiterentwicklung deutlich. Das bereits bei den Aufnahmen aus dem Jahr 1959 gezeigte hohe Maß an Emotionalität hat sich noch einmal vergrößert. Waren die Gefühle damals noch in einem bestimmten Rahmen abgesteckt, so konnten sich diese nun freier entwickeln. Zwar strukturell noch dem Hard Bop verschrieben, waren Melodien und Aufbau fremdartiger für dieses Genre geworden. Modale Strukturen standen im Vordergrund und die Tür zum Free Jazz wurde ein wenig geöffnet. Nun, diese Entwicklung war letztlich natürlich in jener Zeit, ob es nun John Coltrane, Ornette Coleman oder Eric Dolphy waren - nun auch Jackie McLean und bereits im ersten Song, "Melody For Melonae", stieg er im Solo sogleich in quietschende Höhen auf, aber immer vom noch brav agierenden Rhythmusgespann unterstützt.
Gemäß des Plattentitels klingelte die Freiheit auch erst an, lautes Getöse war noch nicht zu erwarten, sollte aber später von McLean nicht mehr erfolgen. Die drei eigenen Songs waren übrigens der Tochter, dem Sohn und der Mutter gewidmet - die Fremdkomposition stammt vom Pianisten Bud Powell. Eine großartige Stellung nimmt die energische Antriebsweise von Billy Higgins ein, seinerzeit auch der Schlagzeuger von Ornette Coleman. Insofern war er mit freien Metren vertraut und ist auf den Aufnahmen neben dem Saxofonisten für mich der eigentliche Star. Nur auf "I'll Keep Loving You" schwingt er nur bedächtig die Schlagzeugbesen, ist es doch eine Ballade, auf der McLean emotional voll ausfährt. Ja, mit Sicherheit ist er einer der besten Altsaxofonisten gewesen. Einer, der sich noch weit mehr vom einstigen 'Übervater' Charlie Parker als Sonny Stitt gelöst hat und seinen ganz eigenen Stil verfolgte und prägte.
Wem also der Künstler im Jahre 1959 noch zu brav war und auch keinen Draht zum freien Jazz hat, der sollte - vielleicht auch als Einstieg zum Künstler - auf jeden Fall "Let Freedom Ring" antesten!
Line-up:
Jackie McLean (alto saxophone)
Walter Bishop Jr. (piano - #1-7)
Jimmy Garrison (bass - #1-7)
Art Taylor (drums - #1-7)
Walter Davis, Jr. (piano -#8-11)
Herbie Lewis (bass -#8-11)
Billy Higgins (drums -#8-11)
Tracklist
01:What's New? [Burke,Haggart] (5:18)
02:Let's Face The Music And Dance [Berlin] (4:49)
03:Stablemates [Golson] (5:46)
04:I Remember You [Mercer, Schertzinger] (5:15)
05:I Love You [Porter] (5:09)
06:I'll Take Romance [Hammerstein II, Oakland] (5:46)
07:116th And Lenox [McLean] (6:04)
08:Melody For Melonae [McLean] (13:19)
09:I'll Keep Loving You [Powell] (6:17)
10:René [McLean] (10:00)
11:Omega [McLean] (8:30)
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