John Miles / Upfront
Upfront Spielzeit: 64:10
Medium: CD
Label: EMI, 1993
Stil: Rock


Review vom 20.12.2009


Daniel Daus
John Miles zählt zu den Musikern, mit denen man spontan sofort ein bestimmtes Lied assoziiert. Der Song heißt "Music" (»...Music was my first love...«), stammt aus dem Jahr 1976 vom Album "Rebel" und machte den gebürtigen Briten über Nacht bekannt, der bis dato eher als Studiomusiker in Erscheinung getreten war. "Rebel" sollte aber insgesamt sein einziges Erfolgsalbum bleiben.
Der Erfolg eröffnete ihm aber diverse Türen, so wurde er als Studiomusiker für einige Platten von The Alan Parsons Project verpflichtet (u.a. das berühmte "Tales Of Mystery And Imagination"), auch Jimmy Page nahm sich seiner Künste an. Joe Cocker und Tina Turner buchten später den versierten Gitarristen und Keyboarder als Tourmusiker für ihre Begleitbands. Heute ist Miles hauptsächlich als fester Bestandteil der etablierten 'NOKIA Night Of The Proms' präsent.
"Music" mochte ich eigentlich nie, um so überraschter war ich, als 1993 plötzlich Miles' aktuelles Werk "Upfront" im WDR als 'CD der Woche' vorgestellt wurde. Nix von symphonischen Streichereinsätzen zu hören, was da aus den Boxen dröhnte, war astreiner gitarrenlastiger, peppiger (Blues-) Rock, modernster Prägung (löste aber bei den Miles-Fans einen Sturm der Entrüstung aus). Kurze Zeit später habe ich mir das Teil zugelegt und diese Entscheidung bis zum heutigen Tage nie bereut.
Miles präsentiert auf dem in hochkarätiger Besetzung eingespielten Werk (u.a. Jack Bruno, Neil Stubbenhaus, Ollie Marland, Alex Acuna) einen unterhaltsamen Mix aus sehr melodischen Balladen (meist mit schönen E-Soli verziert) wie "One More Day Without Love", "Oh How The Years Go By", den bluesigen Bar Room-Schwofer "Now That The Magic Has Gone" (später von Joe Cocker gecovert), "Forever And Ever", sowie "Absent Hearts" und teilweise wirklich furiosen Rockern mit fetten Gitarren (u.a. auch mit Bläsereinsätzen) wie die grandiosen "Everything's O.K." (satte, schwere E-Riffs), "What Goes Around" (herrliche weibliche Backs von Maxine Sharp und Cydney Davis, klasse E-Soli) und "Chains And Wild Horses" (fast in Southern Rock-Manier).
Ebenfalls vorzüglich gehen "Can't Get Through" (sehr dynamisch), das groovige "It's A Mystery", "Body Of My Brunette" (amüsanter Text: »...Some people get their kicks playing Russian roulette, I love the body of my brunette...«) und "It Ain't Over Yet" (wieder mit starken weiblichen Backs) zur Sache. Lediglich das abschließende, mit Tony Joe White komponierte und eingespielte, dezent folkige "Pale Spanish Moon" (Akustikgitarren- und Akkordeonuntermalung) macht seinem Namen alle Ehre und erscheint ein wenig blass.
Insgesamt bleibt "Upfront" bis in unsere jetzige Zeit ein modernes, abwechslungsreiches und kurzweiliges Album, das ich immer mal wieder gerne in den Player werfe. Ich hatte mir sogar damals Karten für Miles im Kölner E-Werk als Vorband (!) zugelegt. John musste aber wegen Krankheit absagen und so kam ich in den alleinigen Genuss, Bonnie Tylers Reibeisenstimme (war an diesem Abend Hauptact) mal live zu erleben. Von seinen Bühnen-Künsten konnte ich mich irgendwann dann doch noch überzeugen: Der SWR hatte einen Auftritt im Rahmen der Sendung 'Ohne Filter' aus der "Upfront"-Phase gefilmt, bei dem alle Songs dieses Albums bis auf einen ("Absent Hearts") präsentiert wurden und später als erwerbbare DVD veröffentlicht.
Tracklist
01:Everything's Ok
02:Can't Get Through
03:One More Day Without Love
04:Oh How The Years Go By
05:What Goes Around
06:Now That The Magic Has Gone
07:It's Such A Mystery
08:Body Of My Brunette
09:Forever And Ever
10:It's Not Over Yet
11:Chains And Wild Horses
12:Absent Hearts
13:Pale Spanish Moon
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