Mama's Boys / Power And Passion
Power And Passion Spielzeit: 19:54 (Side 1), 16:00 (Side 2)
Medium: LP
Label: Steamhammer (SPV), 2013 (1985)
Stil: Hard Rock


Review vom 06.07.2013


Markus Kerren
Die nordirischen Hard-Rocker Mama's Boys hatten bereits zwei Alben ("Plug It In" von 1982 und "Turn It Up", 1983) in Eigenregie veröffentlicht, bis sie im letztgenannten Jahr endlich einen weltweiten Deal mit Jive Records abschließen konnten. Zu dieser Zeit waren sie übrigens auch mit Thin Lizzy auf deren Abschiedstour (im Vorprogramm) unterwegs, was ganz sicher nicht zum Schaden der 'Muttersöhnchen' war. Gegründet wurde die aus den drei Brüdern Pat (guitars), Johnny (bass) und Tommy (drums) bestehende Band schon Ende der Siebziger.
Das bereits vor einigen Wochen über Steamhammer (SPV) auf Vinyl wiederveröffentlichte Album "Power And Passion" erschien im Jahr 1985 (nachdem das Trio mit dem Slade-Cover "Mama Weer All Crazee Now" eine - auch in den USA - weit beachtete Single raus gebracht hatte) und konnte in ganz Europa, Japan wie auch in den USA sehr respektable Charts-Platzierungen einfahren. Dramatischerweise erkrankte Drummer Tommy (nachdem er in seiner Kindheit bereits einmal darunter litt, später aber als 'geheilt' diagnostiziert wurde) erneut an Leukämie und musste deshalb die weit angelegte Tour abbrechnen.
Es wurde zwar ein Ersatz gefunden und die Tournee beendet, aber nicht nur das Bandgefüge, sondern auch der gesamte -spirit waren damit logischerweise stark in Mitleidenschaft gezogen. Nun aber zu "Power And Passion", um das es hier ja vornehmlich gehen soll:
Wer die Mama's Boys (noch) kennt, der weiß, dass man es bei dieser Band mit powervollem Dampfhammer-Hard Rock ohne irgendwelche Sperenzien zu tun hat. Zur Hölle mit "The Final Countdown"-Keyboardsounds und geschultem Gesang, die drei Nordiren ließen es genau so krachen, wie es sein soll. Und wenn man dafür nur ein Beispiel anführen müsste, dann würde "Let's Get High" (mit leichten Lizzy-Referenzen) am besten taugen. Eine druckvolle Bass-/Drums-Grundlage, geiler Gesang und wilde Gitarrensoli lassen und ließen niemals auch nur einen Anflug von Trübsal aufkommen.
Nein, die Mama's Boys hatten Spaß am Leben und ihrer Musik, was sie auch jedem, der es wissen wollte, um die Ohren hauten und den/die Interessierten mit ihren Songs gnadenlos mitrissen. Und so wurde auch in dieses Album mit zwei so plakativen wie stilechten Rockern wie "Hard'n'Loud" und "Straight Forward, No Looking Back" gestartet. Neben John McManus rauen Vocals kommen auch immer die Chorgesänge von Gitarrist Pat so unnachgiebig wie druckvoll. "Lettin' Go" mag vielleicht nicht die beste Nummer der Platte sein, aber sie verfügt über genügend Power und Qualität (sowie einen Dudelsack), um den Gesamteindruck auch nicht zu verschlechtern.
"The Professor II" ist die Spielwiese von Gitarrist Pat, der sich hier auf seiner Sechssaitigen mal so richtig austoben darf. Der Titelsong stellt dann nochmal eine geballte Pracht Mama's Boys mit all den Stärken dieser Band dar. Einer meiner Favoriten ist "Needle In The Groove", das das letzte Wort seines Titels mit Stolz tragen darf. Bei "Run" wird dann aber wieder richtig geil und schnurstracks geradeaus gerockt, dass es nur so eine Freude ist. Und auch "Don't Tell Mama" steht dem in nichts nach und macht richtig fett Dampf.
Nach dem Erfolg von "Power And Passion" griff das damalige Label (Jive Records) allerdings immer stärker in die Personalpolitik der Band ein, was zwangsläufig nicht gut gehen konnte. Der 1987er Nachfolger "Growing Up The Hard Way" floppte (vor allem auch wegen des glattgebügelten Sounds) fürchterlich und nachdem die Mama's Boys 1991 ein Live-Album rausbrachten, folgte ein Jahr später das letzte Studiowerk "Relativity". Auf der dazugehörigen Tour erlitt der zurückgekehrte Tommy McManus einen weiteren Leukämie-Rückfall und alle Aktivitäten wurden abgebrochen. Der Schlagzeuger erholte sich nicht mehr und verstarb etwa zwölf Monate später.
"Power And Passion" ist zusammen mit "Mama's Boys" (von 1984, eine Zusammenstellung der besten Songs aus den beiden, eingangs erwähnten eigenproduzierten Scheiben) das Testament dieser Band, mit der es das Schicksal nicht sonderlich gut meinte. Darüber hinaus ein ganz feiner Beleg, wie handfester, rauer und authentischer Hard Rock Mitte der Achtziger zu klingen hatte.
Line-up:
Pat 'The Professor' McManus (guitars, fiddle)
John McManus (bass, vocals)
Tommy McManus (drums)
Tracklist
Seite 1:
01:Hard 'n' Loud
02:Straight Forward, No Looking Back
03:Lettin' Go
04:Needle In The Groove
05:Run
Seite 2:
01:Power & Passion
02:Don't Tell Mama
03:The Professor II
04:Let's Get High
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