Mercyful Fate / Don't Break The Oath
Don't Break The Oath Spielzeit: 43:11
Medium: LP
Label: Roadrunner, 1984
Stil: Heavy Metal


Review vom 24.12.2011

Andrea Groh
Mercyful Fate entstanden 1981 in Kopenhagen, Dänemark, quasi aus der Asche der beiden Bands The Brats und Black Rose. Gegründet wurden sie von Hank Shermann und King Diamond (Kim Bendix Petersen), der als einer der ersten Metal-Musiker mit Corpsepaint auftrat, um so sein Bühnen-Ich (King Diamond) von seinem privaten zu trennen. Außerdem bekannte er sich öffentlich zu seiner Mitgliedschaft in der 'Church Of Satan' von Anton Szandor LaVey, wobei er dies als seine persönliche Sache ansah und nie Probleme damit hatte, mit christlichen Musikern unterwegs zu sein.
Nach vier Demos (drei namenlosen und "Burning The Cross") folgte 1982 die EP "Mercyful Fate", die teilweise auch als "Nuns Have No Fun" oder "A Corpse Without A Soul" bekannt ist.
1983 erschien das Debüt "Melissa", eine LP, deren zweite Seite ich deutlich stärker als die erste fand und noch finde. Der düster-melancholische Titelsong, den man vielleicht als 'Black Metal-Ballade' bezeichnen könnte, und das über elf Minuten lange, komplexe "Satan's Fall" sind grandios, vielleicht sogar die besten Stücke, die King Diamond jemals veröffentlicht hat.
Der Nachfolger "Don't Break The Oath" von 1984 liegt insgesamt nur wenig unter dem Level dieser beiden Hammertracks, lediglich "Desecration Of Souls" fällt etwas ab. Dennoch hatte ich auch bei dieser LP die Angewohnheit, die zweite Seite zuerst zu hören, weil ich "The Oath" den besseren Anfang fand - das ist der Vorteil von Vinyl, man kann so etwas selbst auswählen … bei der CD irritiert mich das immer noch etwas.
Dieser Track stellt quasi ein 'satanisches Gebet' dar, eingeleitet von unheilschwangeren Klängen, Donner und Kirchenglocken, gefolgt von einem gesprochenen Bekenntnis, bevor schließlich die Gitarren einsetzen.
»By the symbol of the creator, I swear henceforth to be
A faithful servant of his most puissant arch-angel
The Prince Lucifer
Whom the creator designated as his regent
And Lord of this world. Amen«

Theatralisch, sakral und mit Gänsehautfaktor.
Schwer zu sagen, ob dies der beste Song des Albums ist oder "Come To The Sabbath", "Nightmare" oder "A Dangerous Meeting", sind sie doch alle kleine Kunstwerke. Bei letzterem ist interessant, dass davor gewarnt wird, unbedacht mit okkulten Kräften/Mächten herumzuspielen.
»Oh, they should have known
Not to play with the powers of Hell
Some people have lost their way
Some people have lost their mind«

Ansonsten geht es mal um Rituale, mal um Horrorstories ("Nightmare"), und textlich ist das durchaus oftmals dem Black Metal zuzuordnen.
Don't Break The OathDie Musik hingegen bewegt sich irgendwo zwischen traditionellem Heavy Metal und Progressive Metal/Rock, niemals waren Mercyful Fate stärker, als auf dieser Scheibe. Sie überzeugt durch gelungenes Songwriting mit Abwechslung und fließenden Übergängen zwischen unterschiedlichen Parts. Weiterer Pluspunkt sind die beiden versierten Lead-Gitarristen und King Diamonds variabler Gesang, der spielend zwischen verschiedenen Tonlagen, darunter Falsett, wechseln kann. Als ich ihn das erste Mal gehört habe, konnte ich kaum glauben, dass da nur eine Person singt. Ist schon faszinierend was er macht, das kann niemand abstreiten, selbst wenn es einem nicht zusagt. Gleiches gilt für die Güte der Kompositionen, diese sind beeindruckend, auch wenn man mit dem Image und den Inhalten nichts anfangen kann. Zusammen ergibt sich ein okkultes Meisterwerk.
Mit diesem Klassiker endete die Geschichte von Mercyful Fate erst einmal, es kam zum Split. Hank Shermann gründete Fate und spielte fortan melodischen (Hard) Rock. King Diamond machte unter seinem Namen weiter, textlich nun ohne das satanische Element, mehr als Erzähler von Horror-Geschichten. Musikalisch führte er den Stil der Vorgängerband weiter, allerdings (meiner Meinung nach) ohne deren Klasse zu erreichen. Die vielen Breaks und Tempowechsel kamen nicht mehr so zwingend und überzeugend, sondern wirken bei King Diamond (Band) oft gewollt. Dennoch war das Ganze recht erfolgreich und die Story-Konzepte wurden immer aufwändiger, was auch für deren optische Umsetzung auf der Bühne galt, da wurde dann durchaus mal ein ganzes Haus aufgebaut, in welchem die Handlungselemente dargestellt wurden.
Dennoch vermissten viele Fans Mercyful Fate und drückten dies auch öffentlich aus, was zur Folge hatte, dass es ab 1991 beide Bands parallel gab. Wobei leider nie wieder die Klasse der ersten beiden Scheiben erreicht wurde. Nach 1999 erschien nichts Neues mehr, auch nicht die mehrfach angekündigten DVDs, was an schweren Gesundheitsproblemen von King Diamond liegt (im Dezember 2010 musste ihm in einer siebenstündigen Herz-OP ein dreifacher Bypass gelegt werden).
Hoffentlich erholt er sich so weit, dass er wenigstens wieder etwas veröffentlichen kann. Live-Auftritte in Europa, die sich so viele wünschen, halte ich leider derzeit für unwahrscheinlich. Die Genesung steht im Vordergrund und das muss sie auch.
Was die Zukunft bringen wird, wer weiß… Doch selbst wenn die musikalische Karriere nun beendet sein sollte, bleiben uns immer noch einige großartige Songs/Scheiben, wovon die Beste für mich die "Don't Break The Oath" ist. Auch nach über 25 Jahren lodert das Feuer der Musik darauf noch so hell, wie die Flammen auf dem Cover.
Line-up:
King Diamond (vocals)
Hank Shermann (lead guitar)
Michael Denner (lead guitar)
Timi G. Hansen (bass)
Kim Ruzz (drums)
Tracklist
Seite A:
01:A Dangerous Meeting (5:12)
02:Nightmare (6:21)
03:Desecration Of Souls (4:57)
04:Night Of The Unborn (5:02)
Seite B:
05:The Oath (7:34)
06:Gypsy (3:10)
07:Welcome Princess Of Hell (4:06)
08:To One Far Away (1:31)
09:Come To The Sabbath (5:18)
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