Molly Hatchet / The Deed Is Done
The Deed Is Done Spielzeit: 41:25
Medium: LP
Label: SPV/Steamhammer, 2013 (Epic, 1984)
Stil: Stadion-Rock


Review vom 08.05.2013


Steve Braun
Was bringt eine Band eigentlich auf die Idee, ein neues Album 'Es ist vollbracht' zu betiteln?? Ein treffliches Einfallstor für wildeste Spekulationen - hier vielleicht die naheliegendste: Der Entstehungsprozess muss wohl eine ziemliche Tortur - analog zur historischen Person am Kreuz auf Golgatha - gewesen sein. "The Deed Is Done", ein erleichterter Ausruf nach schmerzhaften Prozeduren? Nach Machtkämpfen mit der Plattenfirma, mit den Produzenten, innerhalb der Band??
Wie dem auch sei, "The Deed Is Done" ist im Ergebnis das mit Abstand schlechteste Album Molly Hatchets. In jungen Jahren reduzierte sich der Blickwinkel auf die Hauptakteure und man wandte sich mit Grausen ab. Im Nachhinein darf man allerdings den Druck des Umfeldes auf Molly Hatchet nicht unterschätzen. Der Massengeschmack war zum Zeitpunkt der Veröffentlichung von "The Deed Is Done" auf Mainstream Rock ausgerichtet, der von Superstars wie Bryan Adams und Bon Jovi in den weltweit größten Arenen zelebriert wurde. Southern Rock wollte keiner mehr hören. Offensichtlich wollte die Plattenfirma das einzig überlebende Southern Rock-Flaggschiff auf breiten Publikumsgeschmack umsteuern und irgendwie gelang das sogar halbwegs...
Die Kurskorrektur hatte wohl zwei Väter: Bestand der (sehr gute) Vorgänger "No Guts... No Glory" noch überwiegend aus Eigenkompositionen, waren diese auf "The Deed Is Done" in der Minderheit. Fast überall hatte ein Songwriter aus Nashville, Tom DeLuca, seine Finger im Spiel, der bis dahin vor allem als Hitlieferant für Charlie Pride und Jennifer Rush aufgefallen war. [Kleine Ironie am Rande: Epic gefiel dessen Songwriting für "The Deed is Done" derart gut, dass er danach einen Plattenvertrag für ein Soloprojekt bekam.] Als den anderen 'Haupttäter' muss man den Produzenten Terry Manning ausweisen, der den bewährten Tom Werman abgelöst hatte. Pikanterweise hatte dieser bis 1982 hauptamtlich für Epic gearbeitet! Gab es etwa im Hintergrund irgendwelche infantilen Ränkespielchen??
Wie dem auch sei - die beiden leisteten 'ganze Arbeit': Molly Hatchet klangen auf "The Deed Is Done" wie ein Hybrid aus Bon Jovi und den Neunziger-ZZ Top!! Verhalltes Schlagzeug, synthetische Drums, Bässe, die eher nach einem Moog Basspedal klangen, und natürlich das unsägliche »Naaanana Nanana Naaanana« wahlweise auch »Oooohohohohoooo«.
Falls das als Geniestreich geplant gewesen sein sollte, ging der Schuss gewaltig nach hinten los. "The Deed Is Done" war das erste Hatchet-Album, das sich nicht in den Top 100 der Billboard Album Charts platzieren konnte - von Gold- oder gar Platindekorationen mal ganz zu schweigen.
Gitarrist und Gründungsmitglied Steve Holland wollte offenbar bei dem Trauerspiel nicht mehr mitmischen. Ersetzt wurde er nicht mehr - drei Gitarristen braucht man vielleicht im Southern Rock, nicht für Arena-Rock. Und so drehte sich das Personalkarussell mal wieder bei Hatchet. John Galvin, der für "No Guts... No Glory" noch nichts ins offizielle Line-up und aufs Cover durfte, war nun Vollmitglied. Der halbwegs genesene Danny Joe Brown hatte Jimmy Farrar bereits ein Jahr zuvor wieder verdrängt, wie übrigens auch Bassist Riff West das Gründungsmitglied Banner Thomas. Mit Drummer Bruce Crump konnte ein zweiter Rückkehrer begrüßt werden.
So, jetzt müsste man eigentlich langsam mal zur Musik kommen... muss das sein?? Soll ich wirklich »flirtin' with disaster«??? Sorry, ich muss echt passen - Anspieltipps kann ich keine vergeben. Die gewiss vorhandenen, wenn auch spärlich gesähten guten Ansätze werden entweder durch massenkompatible Synthesizer-Fanfaren, aalglatte Saxofonsoli, synthetisches Rhythmus-Geblubber oder einem Konglomerat von alldem zunichte gemacht. Angesichts von großartigen Vertretern wie Journey oder Toto wäre hier die eigentlich nicht unpassende 'Schublade' AOR schlichtweg unangebracht. Nein, "The Deed Is Done" klingt so steril und konturenfrei wie der simpelste und stumpfsinnigste Arena-Rock der damaligen Zeit.
Die beiden einzigen Lichtblicke sind ausgerechnet zwei Cover von Klassikern: Frankie Millers "Heartbreak Radio" (obwohl man einen derart einfach gestrickten Southern Boogie von Hatchet schon als bedeutend bessere Eigenkomposition serviert bekam) oder die Jimmy Reed-Nummer
"I Ain't Got You", einem ebenso harmlosen Rock'n'Roller. Über alles andere deckt man besser den Mantel des gnädigen Schweigens!!
So bleibt die ernüchternde Erkenntnis: Das Artwork von Ezra Tucker ist das mit Abstand Beste an "The Deed Is Done". Ja, und natürlich Duane Rolands windschnittige neue Vokuhila-Frisur... soviel Galgenhumor muss mir an dieser Stelle gestattet sein.
Wer den 'alten' Molly Hatchet nichts abgewinnen, aber mit Bon Jovi sehr wohl was anzufangen vermag, könnte allerdings Gefallen an der Scheibe finden - das will ich gar nicht abstreiten.
Line-up:
Danny Joe Brown (vocals)
Duane Roland (guitars)
Dave Hlubek (guitars)
John Galvin (keyboards)
Riff West (bass)
Bruce Crump (drums)

Guests:
Jim Horne (saxophone)
Jimmy Jamison (background vocals)
Tom DeLuca (background vocals)
Steve Bassett (background vocals)
Terry Manning (background vocals)
Tracklist
01:Satisfied Man (4:59)
02:Backstabber (4:13)
03:She Does She Does (6:08)
04:Intro Piece (1:16)
05:Stone In Your Heart (4:15)
06:Man On The Run (4:12)
07:Good Smoke And Whiskey (3:35)
08:Heartbreak Radio (3:28)
09:I Ain't Got You (2:34)
10:Straight Shooter (3:48)
11:Song For The Children (2:32)
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