Mystic Siva / Same
Mystic Siva Spielzeit: 46:14
Medium: CD
Label: World In Sound, 2014 (1970)
Stil: Rock


Review vom 23.02.2014


Markus Kerren
Eine sehr coole Geschichte, die das Label World In Sound da wieder ausgepackt hat. Die amerikanische Band Mystic Siva wurde 1967 in Detroit von ein paar heranwachsenden Teenies gegründet, denen es einfach nur tierisch Spaß machte, abzurocken und die in den ersten Jahren ihres Bestehens auch grundsätzlich Coversongs zum Besten gaben. Mehr und mehr gesellten sich jedoch Eigenkompositionen hinzu und zu Beginn des Jahres 1970 war die Band endlich soweit, ihre erste Langspielplatte aufzunehmen.
Logischerweise bestand nicht gerade ein Überfluss an Dollarnoten und so landete das Quartett schließlich in einem Aufnahmestudio, das noch vollkommen unerfahren bezüglich Rockmusik war. Aber koste es, was es wolle, die Sache sollte durchgezogen werden. Im Nachhinein zeigte sich die Combo sehr enttäuscht, da sie die Instrumente direkt in die Aufnahmemaschine einspielen mussten und ihrer Meinung nach somit ein ganz großer Teil ihres Live-Feelings verloren ging.
Was man der Scheibe allerdings gar nicht mal anhört. Natürlich kenne ich den Live-Sound der vier Musiker von damals nicht, aber hier kommt dennoch jede Menge Leben, jede Menge Pep und Enthusiasmus rüber. Die Band spielte den sehr typischen amerikanischen Rocksound aus dieser Zeit, wobei sie aber auch sehr viele verschiedene Einflüsse in ihren Tracks verwurstet. Sehr dominant kommen immer wieder die starke Gitarre von Al Tozzi und der klasse Orgelsound von Marc Heckert, während man überrascht feststellt, dass das gesamte Material (abgesehen von fünf Co-Credits für Tozzi) vom Schlagzeuger Dave Mascarin komponiert wurde.
Das steckt jede Menge Psychedelic drin, andererseits aber auch jede Menge Booker T. & The M.G.s sowie ein paar Prisen Fusion und Funk. Die Drums kommen ebenfalls erstaunlich abwechslungsreich, wenn die Schießbude auch tatsächlich ein Stückchen zu weit in den Hintergrund gemischt wurde. Der meiste Gesang dürfte wohl von Mascarin kommen, aber auch Marc Heckert und (der kurz vor den Aufnahmen ein- und direkt im Anschluss wieder ausgestiegene) Art Thienel melden sich zu Wort. Die insgesamt elf Songs überzeugen zumeist im rockigen Gewand, aber hier und da (wie etwa bei "Magic Luv") wird es dann auch eher bluesig.
Ganz stark und atmosphärisch wird es, wenn die Stücke (wie etwa "Find Out Why") melancholischere Formen annehmen. Hier zeigen die beiden für die Melodien zuständigen Musiker dann auch, dass sie wirklich über jede Menge Potential verfügen. Und dass diese vier Jungs (oder zumindest drei davon) so richtig gut aufeinander eingespielt waren, beweist die Tatsache, dass das komplette Album an einem einzigen Tag eingespielt wurde. Ganz klar, dass sich der Gesang hier noch nicht wie aus tiefster Seele herausgeschriener Blues anhören kann, wenn man bedenkt, dass die Protagonisten damals alle gerade so um die 18 Jahre alt waren.
Insgesamt darf man also durchaus von einer kleinen vergessenen Perle sprechen, die zwar in den letzten Jahren immer wieder mal auf CD veröffentlicht wurde, aber wohl nach wie vor noch nicht wirklich vielen Rockfans bekannt sein dürfte. Wer auf den Sound dieser Zeit und dazu auf klasse Gitarrenarbeit sowie fetten Orgelsound steht, der sollte Mystic Siva auf jeden Fall mal antesten. Im weltweiten Netz ist außer auf einem bekannten Videoportal leider so gut wie gar nichts über die Band zu finden. Deshalb sich am besten direkt dort mal einhören und die Scheibe bei Gefallen natürlich für die eigenen vier Wände besorgen.
Feines Teil, das mit einem dicken Batzen Nostalgie behaftet ist.
Line-up:
Al Tozzi (guitars)
Dave Mascarin (drums, vocals)
Marc Heckert (organ, vocals)
Art Thienel (bass, vocals)
Tracklist
01:Keeper Of The Keys
02:And When You Go
03:Eyes Have Seen Me
04:Come On Closer
05:Sunshine Is Too Long
06:Spinning A Spell
07:Supernatural Mind
08:Find Out Why
09:Magic Luv
10:Touch The Sky
11:In A Room
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