Van Morrison / A Glorious Decade
Under Review 1964 - 1974
A Glorious Decade - Under Review 1964 - 1974 Spielzeit: 121:00 (DVD), 46:37 (CD)
Medium: DVD & CD
Technische Daten:
Bild: 4:3 - 1.33:1
Sound: Stereo Sound Mix
Sprache: Englisch
Untertitel: Keine
Region Code: 0 (weltweit abspielbar)
FSK: Ohne Altersbeschränkung
Label: Chrome Dreams, 2014 (2008)
Stil: Rhythm'n'Blues, Singer/Songwriter


Review vom 09.08.2014


Markus Kerren
Man kann sicherlich darüber diskutieren, wann der kreative Höhepunkt im Leben des nordirischen Musikers und Sängers Van Morrison erreicht war. Unbestreitbar ist jedoch die Tatsache, dass er bis Mitte der siebziger Jahre grandiose Alben veröffentlicht hat, teilweise sogar Alben für die Ewigkeit. Das englische Label Chrome Dreams hat sich mit diesen zwei Silberlingen (eine DVD und eine Interview-CD) ganz speziell den Jahren von 1964 bis 1974 angenommen, um noch einmal die Anfangsjahre dieses Ausnahmemusikers genauer unter die Lupe zu nehmen.
Das Konzept ist - wie bereits oft bei uns in RockTimes vorgestellt - dasselbe: Es gibt jede Menge Interviews mit Musikjournalisten oder ehemaligen Mitmusikern, Zeitzeugen und persönlichen Bekannten zu sehen, ergänzt durch einige (wie immer viel zu wenige) Originalausschnitte von Van the man auf der Bühne. Der Meister selbst kommt sogar ebenfalls zu Wort, allerdings aus dem Off, während man dazu Tonbandspulen geduldig vor sich hindrehen sieht. Nichtsdestotrotz sind die Originalbeiträge durchaus interessant.
Selbstverständlich beginnt die Geschichte mit der Band Them, die immerhin so grandiose Tracks wie u. a. "Here Comes The Night", "It's All Over Now, Baby Blue" (nach wie vor die beste Version dieses Bob Dylan-Klassikers) und natürlich "Gloria" für die Ewigkeit auf Band brachte. Aber in den Sechzigern waren die Zeiten bekanntlich schlecht für junge Bands. Ausgebeutet, ausgeschlachtet und körperlich durch eigentlich unzumutbare Tourneen an den Rande des Zusammenbruchs wurden sie gebracht. Das Ende vom Lied war dann leider viel zu oft - wie auch im Fall von Them - die bandinterne Selbstzerfleischung. Exitus nach nur wenigen Jahren.
Auch Van Morrison zog sich im Anschluss vollkommen desillusioniert aus dem Musik-Business zurück und es benötigte die massive Überredungskunst eines Managers, um ihn einen neuen Anlauf nehmen zu lassen. Das Ergebnis war, dass er im März 1967 nach Amerika aufbrach und dort (wie natürlich auch in Europa) ein erstes Soloalbum mit Namen "Blowin' Your Mind" erschien. Niemand war wohl überraschter als Van Morrison selbst, der bis dahin der Meinung war, lediglich eine Handvoll Single A- und B-Seiten aufgenommen zu haben. Sonderlich erfolgreich war die Scheibe auch noch nicht, aber immerhin kam zu dieser Zeit die Nummer "Brown Eyed Girl" auf den Markt. Ein bis heute immer noch viel im Radio gespielter und sehr gerne gehörter (Klasse-) Song.
Obwohl er direkt im Anschluss so gut wie bankrott war, bekam er eine neue Chance ins Studio zu gehen. Und was dann folgte, schrieb wirklich Geschichte. Wenn das nächste Werk Astral Weeks auch in den Monaten nach seiner Veröffentlichung noch niemanden so richtig hinter dem Ofen hervor lockte, entwickelte sich die Scheibe über die Jahre zu einem absoluten Klassiker, als der sie heute noch gilt. Der nächste Streich war Moondance, bei dem es der Barde ganz offen darauf abgesehen hatte, endlich mal ein paar Scheine einzufahren, um auch mal mit einem vollen Kühlschrank prahlen zu können. Bewusst Geld verdient - ja! Aber wenn dann so ein Hammeralbum mit erneut vollkommen zeitlosen Songs herauskommt, dann sei dem Protagonisten sein ideell vielleicht unmoralisches, persönlich aber durchaus verständliches Anliegen auch mehr als gegönnt.
Und so diskutieren sich die einzelnen Personen auf dieser DVD von Album zu Album, wobei die allermeisten (Alben) doch sehr gut bis wohlwollend thematisiert werden. Lediglich bei der Platte "Hard Nose The Highway" aus dem Jahr 1973 sind sich alle einig, dass Van Morrison hier deutlich unter seinem Standard blieb. Erklärt wird dies durch die Lebensumstände, privat wie in professioneller Hinsicht bezüglich seinem damaligen Umfeld. Beschlossen wird die besprochene Dekade dann aber mit dem sehr starken Comeback "Veedon Fleece" (1974), das den eigen gesetzten Qualitätsstandard wieder ins richtige Licht rückte.
Auf der zusätzlich beiligenden Interview-CD mit manchmal mehr, manchmal weniger interessanten Äußerungen des Musikers, gibt es immerhin auch noch mal eine gute dreiviertel Stunde Material für den Käufer. Schade bei den paar Mitschnitten ist lediglich, dass es dazu keinerlei Quellen- bzw. Zeitangaben gibt, in welchem Jahr sie entstanden. Natürlich kann man das - sofern man des Englischen einigermaßen mächtig ist - so ungefähr zeitlich einordnen, aber dennoch wäre hier ein bisschen mehr Information durchaus wünschenswert gewesen.
Das Fazit fällt genau so aus, wie es immer bei dieser original für das englische Fernsehen produzierten Serie ausfällt. Die Wertigkeit liegt im Auge bzw. dem bereits vorhandenen Wissensstand des Betrachters. Schließlich noch meine zwei obligatorischen Hinweise: Man darf keinen 'wirklichen' Van Morrison-Film erwarten und sollte sich außerdem darüber im Klaren sein, dass hier lediglich englisch gesprochen wird sowie jegliche Untertitel nicht existent sind.
Kapitel
01:Early Years & Them
02:Blowin' Your Mind
03:Astral Weeks
04:Moondance
05:His Band And The Street Choir
06:Tupelo Honey
07:Saint Dominic's Preview
08:It's Too Late To Stop Now
09:Veedon Fleece
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