Nektar / Remember The Future
Remember The Future Spielzeit: 71:12 (CD 1), 61:43 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Itsaboutmusic, 2011 (1973)
Stil: Prog Rock/Krautrock


Review vom 07.05.2011


Markus Kerren
Nektar braucht man dem gestandenen (Kraut-) Rocker sicherlich nicht mehr vorzustellen. Falls die Truppe tatsächlich noch unbekannt sein sollte, hier nur ein kurzer Abriss: Die Band bestand aus vier englischen Musikern (plus einem Beleuchter, der ebenfalls vollwertiges Mitglied war), die allerdings in Deutschland lebten und von dort aus ihren Siegeszug antraten, der sich fast durch die kompletten Siebziger ziehen sollte. Es folgten Auflösungen und Reunionen, aber Tatsache ist, dass die Truppe heute wieder aktiv ist und mit Bandleader Roye Albrighton sowie Schlagzeuger Ron Howden immerhin nach wie vor mit zwei Original-Mitgliedern aufwarten kann..
Nach und nach werden seit einiger Zeit die Großtaten aus den Siebzigern wieder veröffentlicht, wie man auch im RockTimes-Index schön verfolgen kann. "Remember The Future" war, zählt man das "Boston Album" mit, die fünfte Langrille der Angelsachsen und ist bis heute ihre erfolgreichste (und wenn man der bandeigenen Homepage glaubt, auch die bei den Fans beliebteste) Scheibe. Einen einzigen Song gibt es darauf zu hören, in zwei Teile gesplittet, die dann jeweils auch noch einmal aus verschiedenen Parts bestehen. Dennoch ein Konzept-Album, das auch unbedingt als Ganzes angesehen werden muss und sollte.
Den Beliebtheitsgrad beim heutigen Anhören von "Remember The Future" nachzuvollziehen, fällt dabei alles andere als schwer. Die kompletten knapp 36 Minuten glänzen durch hervorragendes Songwriting, eine sehr clever durchdachte Struktur und perfekte Umsetzung des Konzeptes, sprich der erzählten Geschichte. Die Tempi werden sehr abwechslungsreich variiert, zu deftigem Rock gesellen sich gerne auch mal Funk-Einschübe und jeder einzelne der Musiker bekommt ausreichend Zeit, sich in Szene zu setzen.
Dann ist da noch die Sache mit dem Gesang, der im Vergleich zu den Vorgängern auf diesem Album doch wesentlich präsenter war. Was im Gegenzug bedeutet, dass die langen, für Nektar so typischen Instrumental-Passagen hier deutlich weniger vertreten waren. Am Gesang wurde im Vorfeld verstärkt gearbeitet, denn der kommt hier sehr stark, teilweise mit tollen Background Vocals versehen, sehr melodisch und immer abwechslungsreich sowie eingängig. Mein Favorit ist die mit "Wheel Of Time" betitelte Passage auf "Part I". Für mich ein absoluter Ohrwurm, der einfach nur süchtig macht.
Nun wurde bei diesem Reissue noch massenhaft Bonus-Material draufgepackt. Zum einen gibt es das komplette Album noch einmal in der Live-Version, wobei aus dem Booklet leider nicht zu ersehen ist, von wann diese ist. Aufgrund vollkommen fehlender Daten hierzu assoziiere ich jetzt einfach mal, dass diese Aufnahmen in etwa der gleichen Zeit und in derselben Besetzung entstanden sind. Im Prinzip wird die Studio-Version haargenau noch einmal reproduziert, wobei durch die Live-Atmosphäre, Albrightons etwas heiseren Gesang und die ein oder andere Improvisation doch noch ein ganz eigener Esprit entsteht.
Außerdem gibt es eine zusätzliche Scheibe, die uns ein Konzert in Brasilien aus dem Jahr 2007 ins Haus bringt. Apropos, in den Siebzigern waren Nektar in diesem größten südamerikanischen Land sogar angesagter als Pink Floyd. Ja, und diese neueren Live-Aufnahmen haben es ebenfalls in sich.
Sie sind mit Stücken wie "A Tab In The Ocean", "Desolation Valley" oder "Man In The Moon" sowas wie eine 'Best Of' und der Sound ist immer noch sehr ansprechend. Die Musiker präsentieren sich in Höchstform und neben den Originalmitglieder Albrighton und Ron Howden sind hier mit Randy Dembo (Bass) und Tom Hughes (Hammond) zwei Mitstreiter am Start, die ebenfalls nichts anbrennen ließen. Eigentlich ist auch hier jeder Track ein Höhepunkt, wobei ich noch das von Roye Albrighton als »Der erste Song, den Nektar je geschrieben hat!« angekündigte "Good Day" hervorheben möchte, das zu meinen Favoriten zählt.
Das Fazit kann nur sein, dass jeder, der diese Scheibe noch nicht im Schrank stehen hat, zuschlagen sollte. Wer schon eine Version besitzt, dem wird hier mit der Live-Version von "Remember The Future" und dem zusätzlichen Silberling ein weiterer Kaufanreiz geboten. Wer noch unschlüssig ist, der sollte unbedingt mal reinhören, denn sämtliche enthaltenen Live-Mitschnitte sind sowohl von der Einspielung als auch vom Sound her qualitativ sehr hochwertig. Und dass das Original-Album eines der großartigsten Prog Rock-Werke der Siebziger war, steht zumindest für mich erst gar nicht zur Diskussion.
Line-up:
CD 1:
Roye Albrighton (guitars, lead vocals)
Allan 'Taff' Freeman (keyboards, vocals)
Derek 'Mo' Moore (bass, vocals)
Ron Howden (drums, percussion, vocals)
Mick Brockett (lights)

CD 2:
Roye Albrighton (guitar, lead vocals)
Ron Howden (drums, percussion, background vocals)
Randy Dembo (bass, taurus pedals)
Tom Hughes (Hammond, backgroud vocals)
Tracklist
CD 1:
01:Remember The Future (Part I) [16:35]
02:Remember The Future (Part II) [18:58]
03:Remember The Future (Part I - Live) [16:11]
04:Remember The Future (Part II - Live) [19:27]
CD 2 Live In Brazil (2007):
01:A Tab In The Ocean (15:37)
02:Desolation Valley (12:53)
03:Cast Your Fate (5:15)
04:The Debate (7:48)
05:Man In The Moon (7:32)
06:Good Day (6:27)
07:Woman Trouble (6:08)
Externe Links: