Art Pepper / No Limit
No Limit Spielzeit: 51:00
Medium: CD
Label: Contemporary Records, 2010 (1977)
Stil: Jazz


Review vom 14.06.2010


Wolfgang Giese
Drei Jahre vor One September Afternoon eingespielt, ist dieses sein drittes Album nach dem sensationellen Comeback.
Im März 1977 war die Band in Los Angeles im Studio. Im August 1975 war es, dass Pepper nach längerer Pause und nachdem er seine massiven Drogenprobleme in den Griff bekommen hatte, erstmalig wieder in einem Aufnahmestudio stand. In den Liner Notes spricht Pepper über seinen Produzenten Lester 'Les' Koenig, dem er seinerzeit viel zu verdanken hatte. Die Beiden waren enge Freunde. So bezeichnet er dieses Album auch als eine Art Erinnerung daran. Insofern ist dieses auch ein Nachruf, als das Les die fertigen Bänder nicht mehr hören konnte, weil er im November 1977 starb.
"Rita-San" ist eine Widmung an die damalige Ehefrau Laurie Rita Miller, auch sie stand ihm damals in der schweren Zeit des Neubeginns bei und unterstützte ihn.
Mit einem leicht rockenden Unterton bekommt der Cool Jazz hier einen kräftigen Tritt. So jazzrockt es dezent, und Carl Burnett erinnert im Schlagzeugspiel leicht an Tony Williams. Ja, das war die Hochzeit des Jazz Rocks und offensichtlich scheint auch Art Pepper zumindest in diesem Titel Spuren davon verarbeitet zu haben. So 'schmurgelt' auch der Bass sehr elektrisch und härter als erwartet.
Die einzige Fremdkomposition, "Ballad Of The Sad Young Men", hörte Pepper erstmalig in der gesungenen Version von Roberta Flack, erschienen auf dem Debütalbum der Sängerin aus dem Jahr 1969. Pepper kniet sich emotional mit aller Wucht in die Interpretation dieses Titels. Manchmal agiert die Band nahezu still, nur noch ein Hauch ist zu vernehmen. Jeden Augenblick könnte Roberta aus dem Hintergrund ihre Stimme erheben, so authentisch wird hier interpretiert, die Stimmung des Originals ist umwerfend wiedergegeben worden.
"My Laurie" ist wiederum der Gattin gewidmet und weist ein stark bluesiges Feeling auf. Der Song strömt zunächst vor sich hin und lädt zum Träumen ein, alle Instrumente fließen in ihrem Spiel zunächst wie eine lange Einleitung, wiederum vermag Pepper starke Akzente zu setzen und man spürt hier eine klare Hinwendung zu jener Spiritualität, wie man sie im Spiel John Coltranes ausmachen konnte.
Und nun wird es lebhaft:
Ein Overdub auf "Mambo De La Pinta" bringt das für den Musiker unübliche Tenorsaxofon ins Spiel. Interessant ist hier das Frage- und Antwortspiel des Musikers mit sich selbst. Klar der lebendigste Titel und mit 12:41 auch der längste. Auch hier hat die 70er Fusionbewegung Spuren hinterlassen, Chick Corea und die damalige Musik auf dem Label CTI klingen durch im Sound. Es wäre denkbar, dass Airto Moreira noch dazustoßen könnte. Aber auch so brennt die Luft. Tony Dumas, der Bassist erinnert in seinem Spiel sehr stark an das Ron Carters. Der im Line up aufgeführte 'Blitz Bass' ist ein Instrument, so konnte ich heraus finden, das seinerzeit von der Firma 'Hamer' gebaut wurde.
Das letzte Stück, der Namensgeber der Platte, ist kurioserweise auf der Originalplatte gar nicht enthalten und kommt hier als Bonustrack. "No Limit" ist ein typischer Hard Bop-Titel, der den Musikern Spielraum für Improvisation und die Demonstration ihres Könnens lässt. Hier scheint Pepper bewusst oder unbewusst Zitate des grossen Meisters Charlie Parker einfließen zu lassen. Hier brennt dann das alte 'Bop Feuer' mit viel Energie. Herrlich, wie der Altsaxofonist teilweise Kaskaden von Tönen von sich gibt und die Energie herauspresst, um im nächsten Moment wieder konzentriert und akzentuiert aufzutreten. Hier spürt man lockeren Jamcharakter. Ja, wirklich, das ist wahre 'Jazzenergie', die brodelt und kocht! Charlie wäre stolz gewesen!
Es fällt auf, dass die Musik so klingt, als wäre sie live aufgenommen worden, mit solcher lebendiger Intensität wird sie dargeboten.Die Leidenschaft der Musiker, allen voran Peppers ist deutlich. Klasse!
Line-up:
Art Pepper (alto saxophone, tenor saxophone - #4)
George Cables (piano)
Tony Dumas (blitz bass)
Carl Burnett (drums)
Tracklist
01:Rita-San (Pepper) 7:55
02:Ballad Of The Sad Young Men (Wolf-Landesman) 8:41
03:My Laurie (Pepper) 9:23
04:Mambo De La Pinta (Pepper) 12:41
05:No Limit (Pepper) 12:38
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