John Phillips / John, The Wolfking Of L.A.
John, The Wolfking Of L.A. Spielzeit: 61:41
Medium: CD
Label: SPV, 2007 (1970)
Stil: Rock/Pop


Review vom 20.09.2007


Markus Kerren
John Phillips war in den sechziger Jahren ein ganz dicker Fisch im Musikbusiness. Während des Folk-Booms Anfang bis Mitte dieses Jahrzehnts war er der führende Kopf der Band The Journeymen, die zu den populärsten Vertretern ihrer Gattung zählte. Danach gründete er The Mamas & The Papas und ging durch Millionenseller wie "California Dreaming", "Monday Monday" oder "Creeque Alley" (alle von Phillips komponiert) endgültig in die Annalen der Musikgeschichte ein.
Als er dann auch noch so ganz nebenbei die Hippie-Hymne "San Francisco" (damals aufgenommen von Scott McKenzie) schrieb, liess sich die Presse schon mal zu Äußerungen wie »John Phillips ist einer der grössten Songwriter des späten 20. Jahrhunderts« hinreißen. Dennoch löste der Protagonist im Jahr 1969 die Mamas & The Papas auf, um sich auf Soloprojekte und Filmmusiken zu konzentrieren. Mitte 1970 erschien dann sein Solo-Streich "John, The Wolfking Of L.A.".
Was zunächst auffällt, ist dass die Songs und die Produktion eher spartanisch arrangiert sind. Alle fünf Tracks der ehemaligen Vinyl-A-Seite fließen angenehm mit zurückhaltenden Drums und Bass, dazu wunderschöner Pedal Steel- und Pianoarbeit aus den Boxen und lullen den Zuhörer gekonnt, aber auch ziemlich unspektakulär ein. Stilistisch stellt sich das als eine poppige Mischung aus Singer/Songwriter und sorgfältig eingestreuten Country-Elementen dar und lässt fast an eine frühe Form von Americana denken.
Der frappierende Unterschied zu Johns Vorgängerbands, speziell zu dem Vier-Stimmen-Overkill der Mamas & Papas, ist, dass hier meist nur Phillips' überraschend zaghafte und fast introvertierte Stimme zu hören ist, die nur hier und da mal von Darlene Love, Jean King und Fanita James im Background unterstützt wird. Nicht nur deshalb wird schnell offensichtlich, dass John Phillips mit diesem Album auf dem Weg zu neuen Ufern war.
So verhalten diese ersten fünf Songs auch waren, so unerwartet geht es dann mit "Captain (The Mermaid)" weiter, dessen Text mit einer Einlage der drei Background-Grazien eingeleitet wird. Und die Ladies weichen dem Protagonisten auch für den Rest des Stückes nicht mehr von der Seite. Eine klasse Idee des Produzenten Lou Adler, denn dadurch wird Phillips zum ersten Mal so richtig aus der Reserve gelockt und gibt gesanglich alles, um mit den Damen der Schöpfung mithalten zu können. Das Ambiente ist somit vorgegeben und auch "Let It Bleed, Genevieve", sowie "Down The Beach" bleiben spritzig und wissen zu gefallen, da sie sich einfach etwas leichter den Weg ins Ohr des geneigten Hörers katapulieren.
Die Single-Auskopplung des Longplayers war "Mississippi", das auch mein Favorit auf "John, The Wolfking Of L.A." ist. Galoppierende Drums eröffnen den Track, bevor zunächst der Gesang und dann auch der Bass einsetzen. Ein klasse Refrain erfolgt, umzingelt von mitreißenden Soli an der Gitarre und dem Piano. Der wohl eingängigste Titel dieses Albums, das danach mit dem ruhigen "Holland Tunnel" ausklingt.
Das Solo-Debüt von John Phillips ist wesentlich besser, als es zunächst, vor allem bei den ersten fünf Songs, den Anschein hat. Aber es erfordert mehrere Durchläufe, um der Klasse der Songs auf die Spur zu kommen. Als Bonus sind sieben weitere Tracks, die entweder den Sprung aufs Album nicht schafften, oder noch nicht fertig bearbeitet waren, enthalten. Stilistisch nicht abweichend von den ersten zehn Stücken, bilden sie eine interessante Ergänzung und Einsicht in die Rohfassungen von Phillips' Kompositionen.
Die Essenz, das Salz in der Suppe dieses Projektes sind zweifelsohne die brillanten Musiker, die Phillips um sich geschart hatte. Auffallend glänzen können die Elvis Presley- und Mamas & Papas-Begleitmusiker James Burton (dobro, leadguitar), Larry Knechtel am Piano, Hal Blaine (drums) und Joe Osborn am Bass. Ebenso grandiose Arbeit liefern Buddy Emmons und Red Rhodes an der Pedal Steel ab. Diese Leute hinterlassen ihre deutlichen Spuren, die das Album erheblich aufwerten und es zu einem Genuss werden lassen.
Die Single "Mississippi" schaffte es in Amerika bis auf Platz 32, das Album konnte die Top 100 nicht knacken. Nachvollziehbar, wenn man die schnelllebige Musikszene bedenkt. Und dennoch: Dieses Teil ist wie guter Wein, sprich: Man muss ihm Zeit geben, sich zu entfalten! Mehrere Anläufe sind wohl erforderlich, aber wenn es mal geklickt hat, stellt man fest, dass man es mit einem kleinen Schatz zu tun hat.
"John, The Wolfking Of L.A." sollte das einzige Soloalbum bleiben, das von John Phillips zu dessen Lebzeiten erschien. Immerhin ein Abgang auf hohem Niveau.
Line-up:
John Phillips (lead vocals, guitars, harmonica)
James Burton (dobro, lead guitar)
David Cohen (guitars, harmonica)
Dr. Hord (guitars, harmonica)
Hal Blaine (drums)
Joe Osborn (bass)
Larry Knechtel (keyboards)
Buddy Emmons (pedal steel)
Red Rhodes (pedal steel)
Gordon Terry (fiddle)
Darlene Love (background vocals)
Jean King (background vocals)
Fanita James (background vocals)
Tracklist
01:April Anne
02:Topanga Canyon
03:Malibu People
04:Someone's Sleeping
05:Drum
06:Captain (The Mermaid)
07:Let It Bleed, Genevieve
08:Down The Beach
09:Mississippi
10:Holland Tunnel
11:Shady
12:Lonely Children
13:Lady Genevieve
14:Black Girl
15:The Frenchman
16:16mm Baby
17:Larry, Joe, Hal And Me
18:Mississippi (Single Version)
Externe Links:
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