Primal Scream / Screamadelica
Screamadelica Spielzeit: 65:11
Medium: CD
Label: Creation Records, 1991
Stil: Alternative Rock, Dance Fusion


Review vom 16.12.2012

  
Joachim 'Joe' Brookes
Schon Anfang der Neunzigerjahre erschien ein Album, das zu den besten Platten des Jahrzehntes zählte. Mit "Screamadelica" (1991) veröffentlichte die schottische Indie Rock-Gruppe Primal Scream ihr drittes Album. Ihr Debüt mit dem Titel "Sonic Flower Groove" erschien 1987 und 1989 folgte "Primal Scream".
Mit "Sreamadelica" allerdings setzte die Gruppe um Bobby Gillespie, der vorher bei The Jesus And Mary Chain am Schlagzeug saß, neue Maßstäbe. Mit einer atemberaubenden Mischung aus Alternative Rock, Dub, Acid House und Psychedelic Rock vereinte die Combo Musikliebhaber aus den unterschiedlichsten Richtungen unter einem Hut.
Unmittelbar nach der Veröffentlichung kletterte die Scheibe in die Top Ten der UK-Charts und die in den Vereinigten Staaten veröffentlichte Singleauskopplung "Movin' On Up" positionierte sich in den oberen Rängen diverser Sparten-Hitlisten. Nicht ohne Grund feierte man 2011 mit Sonderausgaben der Platte den zwanzigsten Geburtstag des Albums.
Mit dem Opener "Movin' On Up" serviert uns die Band den perfekten Link zu ihren Vorgängeralben und dem, was einen auf "Screamadelica" noch erwartet. Bei den Rolling Stones angelehnter Rock trifft auf Dancebeats mit klasse Gospel-Chor.
Wow! "Slip Inside This House" ... welch ein cooler Groove schleicht sich unter die Sitar-Klänge. Diesen Rhythmus, nur noch flotter, hatte M/A/R/R/S vor Beginn der Neunzigerjahre auch drauf. Leider veröffentlichte diese Combo aus Mitgliedern von A.R. Kane sowie Colourbox nur "Pump Up The Volume". Was Primal Scream dem Hörer hier in einer Komposition von den 13th Floor Elevators mit einer überzeugenden Selbstverständlichkeit bietet, ist großes, ganz großes Kino, wenn man dann auch noch einen Hauch Psychedelic (auch im Saitensolo) über die tief-groovenden Töne legt. Da möchte man automatisch mehr von dieser musikalischen Droge.
Die Zusammenarbeit mit dem DJ Andrew Weatherall, Dr. Alex Patterson (The Orb) und Jimmy Miller (Rolling Stones und andere) trifft voll ins Schwarze. Mitten ins Zentrum geht es auch bei "Don't Fight It, Feel It". Die aus Manchester stammende Denise Johnson singt hier Lead Vocals. Bei ihr treffen Soul und Gospel gleichermaßen zusammen. Sie sang damals unter anderem auch für A Certain Ratio, The Charlatans, Electronic und Maze. Ihre Stimme bietet dem harten Rhythmus, von vielen Handtrommeln dominiert, ordentlich Kontra. Wie Blitzlichter werden fantastische Keyboardphrasierungen eingestreut. Solche Tracks gehen heute noch voll in die Tanzbeine. Genial! Primal Scream war mit diesem Album Trendsetter für das Musikbusiness. Ein grenzenloser Urknall!
Das Trance Dance-Stück "Higher Than The Sun" gibt es auf "Screamadelica" gleich in zwei Versionen. Der Gesang ist spacig und musikalisch bietet man uns ein höllisches Gebräu aus allem, was die Fantasie hergibt. Wabernde Synthesizer-Collagen treten gegen abgrundtiefe Basstöne an. Das Stück in der 'A Dub Symphony In Two Parts'-Ausgabe, bei der Jah Wobble (Can,
Peter Gabriel, Bill Laswell, Public Image Limited) mit von der Partie ist, zieht den Rock auf links und ist fast nicht mit dem vierten Track der Platte zu vergleichen. Produziert von Andrew Weatherall, der definitiv ganz ordentlich seine Finger mit im Spiel hatte, ist diese Variante der ultimative Remix.
Wer auf "Loaded" und anderen Songs abgetanzt hat, kann sich bei der Ballade "Damaged" herrlich entspannen. Der letztgenannte Titel ist so klar wie ein Gebirgsbach. Das im Schwebezustand befindliche "I'm Comin' Down" mit einem ultimativen Saxofon-Kick ist Entspannung pur und zum Schluss kann man während "Shine Like Stars" die Seele baumeln lassen.
Primal Scream schuf 1991 mit "Screamadelica" einen wahrlich alternativen Klangkosmos, der als richtungsweisend galt.
Line-up:
Bobby Gillespie (vocals)
Andrew Innes (guitar)
Robert Young (guitar)
Martin Duffy (keyboards)
Henry Olsen (bass)
Philip 'Toby' Tomanov (drums)

Guests:
Denise Johnson (vocals - #2)
Jah Wobble (bass - #10)
Pual Taylor (programming)
Tracklist
01:Movin' On Up (3:50)
02:Slip Inside This House (5:17)
03:Don't Fight It, Feel It (6:54)
04:Higher Than The Sun (3:38)
05:Inner Fight (5:03)
06:Come Together (10:22)
07:Loaded (7:03)
08:Damaged (5:39)
09:I'm Comin' Down (6:01)
10:Higher Than The Sun (A Dub Symphony In Two Parts) (7:38)
11:Shine Like Stars (3:46)
(all songs written by Gillespie/Innes/Young except #2 written by Hall/Erikson)
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