Paul Rodgers & Friends / Live At Montreux 1994
Live At Montreux 1994 Spielzeit: 76:01 (CD), 79:00 (DVD),
Medium: CD, DVD
DVD-Format: NTSC Region 0
Bildformat: 4:3
Sound: DTS Surround,Dolby Digital 5.1
Dolby Digital Stereo
Untertitel: keine
Label: Eagle Rock Entertainmant, 2011
Stil: Rock


Review vom 15.09.2011


Jürgen Bauerochse
Bekannterweise hat Paul Rodgers seine Zusammenarbeit mit Queen als Nachfolger von
Freddie Mercury beendet und will sich nun wieder verstärkt seiner Solo-Karriere widmen. In meinen Augen eine weise Entscheidung, denn so kann das britische Shouter-Genie, das ja auch in Sachen Songwriting schon so Einiges bewegt hat, wesentlich mehr Produktives auf die Beine stellen, als nur die vergangenen Stadion-Hymnen nachzuträllern.
Solche Phasen gab es in der Vergangenheit schon öfter im Leben von Rodgers, der immer wieder zwischen diversen Reunions von Bad Company an eigenem Material bastelte und damit auch auf Tour ging.
So schlug er mit seiner Band Paul Rodgers & Friends auch am 6. Juli 1994 beim Montreux Jazz And Blues Festival auf und begeisterte dort die Schweizer Fans.
Im Gepäck hatte er als aktuelles Album den Longplayer "Muddy Water Blues", auf dem er dem großen, alten Bluesmann seinen Tribut zollte. Und auch seine Mitmusiker konnten sich sehen lassen. Jason Bonham saß hinter der Schießbude und wurde von John Smithson an den dicken Saiten unterstützt. Neben dieser Rhythmus-Sektion waren Ian Hatton und Neil Schon für die solistischen Parts an den Leadgitarren zuständig. Das versprach eine Menge Power für diese Show.
Und genau so lief der Auftritt dann auch ab. Bonham Junior konnte seine Herkunft nicht verleugnen und hämmerte präzise und knochentrocken auf die Felle ein, dass Vater Bonzo seine helle Freude an ihm gehabt hätte. Dazu passte das Bassspiel von Smithson perfekt. Die beiden ließen die Bühne in ihren Grundfesten erbeben. Auch die zwei Gitarristen wirkten perfekt eingespielt und erinnerten mit ihrem harten Sound oftmals an die Klampfen-Abteilung von Thin Lizzy.
Über Paul Rodgers selbst ein Wort zu verlieren, ist überflüssig. Er war und ist nach wie vor einer der besten Rocksänger der Welt und war auch bei diesem Konzert blendend in Form.
So spielte sich die Band mit Leichtigkeit durch das Set und konnte das reichlich anwesende Publikum sofort für sich einnehmen. Vor allem die Bad Company-Klassiker "Little Bit Of Love", "Feel Like Making Love" und "Can't Get Enough" kamen sehr authentisch rüber. Auch "Wishing Well" und "Fire And Water" aus seligen Free-Zeiten waren perfekt gespielt. Lediglich die beiden Songs "Mr. Big" und "The Hunter" konnten nicht an die Originale herankommen. Zum Einen wurden sie wesentlich schneller gespielt als die Ur-Fassungen, und zweitens fehlte das sensible Gitarrenspiel eines Paul Kossoff, der die Soli zu Lebzeiten einfach einmalig präsentierte und nicht so einfach zu kopieren ist.
Ganz stark auch der "Muddy Water Blues", bei dem Paul Rodgers die Akustische schulterte und diesen ruhigen Song sehr einfühlsam spielte.
Doch das war auch die einzige Ausnahme bei diesem sehr druckvollen Konzert. Sonst war Gitarren-Rock der Güteklasse A angesagt, zumal mit Brian May und Steve Lukather weitere Klampfer mit auf der Bühne standen, sodass viele Songs mit drei oder sogar vier Gitarren gespielt wurden und so eine Soundorgie nach der anderen entfachten. Klasse, wie ein Solo an das nächste gereiht wurde.
So hatte der 'Überflieger' "All Right Now" schon fast Hymnen-Charakter und wurde natürlich tierisch abgefeiert. Sicherlich ging die Nummer gewaltig ab, aber auch hier ist von dem typischen Feeling des Originals nicht mehr viel übrig. Trotzdem ist der Titel nach wie vor eine Augen- und Ohrenweide. Genau wie der Gassenhauer "Crossroads", der (auch hier mit vier Gitarren) fast an die Cream-Version herankam.
Als absoluten Höhepunkt des Konzertes gibt es als Zugabe eine über sieben Minuten lange Jam-Session. Und zwar war der "Hoochie Coochie Man" angesagt. Was sich nun an Musikern auf der Bühne tummelte, war schon heftig. Claude Nobs spielte die Harmonika, aber besonders das Wiedersehen mit Luther Allison († 12.08.1997), dem Ex-Canned Heat-Frontmann Robert Lucas († 23.11.2008) und dem erst kürzlich auf tragische Weise ums Leben gekommenen Eddie Kirkland († 27.02.2011) war schon sehr bewegend.
Mit nun sechs Gitarren, zwei Bluesharps und wechselnden Lead-Vocals (Rodgers, Allison, Nobs, Lucas) lief der Song quasi von alleine. Ein Sound wie Donnergrollen! Bei dieser Session wäre ich zu gern dabei gewesen, und auch die anwesenden Schweizer zeigten Wirkung, was ja auch nicht all zu häufig bei den Eidgenossen passiert.
Die Veröffentlichung dieses Mitschnitts ist sowohl als DVD mit hervorragender Bildqualität, wie auch als Audio-CD, beide im Übrigen mit identischen Songs, mit richtig gutem Sound seinen Preis wert. Wo Paul Rodgers drauf steht, ist hohe Qualität drin!
Line-up:
Paul Rodgers (vocals, guitar)
Jason Bonham (drums)
Ian Hatton (guitar)
Neil Schon (guitar)
John Smithson (bass)

With:
Brian May (guitar - #7,8,14,15,16,17)
Steve Lukather (guitar - #9,10,11,14,15,16,17)
Eddie Kirkland (guitar - #17)
Claude Nobs (harmonica, vocals - #17)
Robert Lucas (harmonica, vocals - #17)
Luther Allison (vocals - #17)
Tracklist
01:Introduction By Paul Rodgers
02:Travelling Man (3:25)
03:Wishing Well (3:55)
04:Louisiana Blues (4:59)
05:Fire And Water (4:05)
06:Muddy Water Blues (5:06)
07:Good Morning Little Schoolgirl (4:13)
08:I'm Ready (3:36)
09:Little Bit Of Love (3:32)
10:Mr. Big (5:16)
11:Feel Like Making Love (5:41)
12:Let Me Love You Baby (4:39)
13:The Hunter (4:26)
14:Can't Get Enough (3:51)
15:All Right Now (6:55)
16:Crossroads (4:40)
17:Hoochie Coochie Man (7:37)
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