River Roses / Each And All
Each And All Spielzeit: 42:12
Medium: CD
Label: River Roses Records, 2011 (1988)
Stil: Folk Rock, Alternative


Review vom 13.12.2011


Norbert Neugebauer
Immer wieder gut, wenn man sich selbst überraschen kann! Null Info zu River Roses, einfach rein in den Player und umgehend die Löffel aufgestellt! Dass das keine Musik von heute ist, war schnell klar, aber sonst? Sechziger, Siebziger oder gut nachgemacht? Dem Klimpersound nach eher digital überarbeitet als original. Aber woher - UK, USA, somewhereelse, vielleicht sogar aus heimischen Gefilden? Letzteres wohl nicht, die Stimmen klingen nach Native Speaker und nicht nach German Copy. Scheppernde Halbresonazgitarren, gut Hall über den Vocals, der Bass blubbert wenig tief und die Drums mit reichlich aufmüpfigem Talking Head-Rumms - wäre letzteres nicht anachronistisch, hätte ich auf frühe siebziger Mucke getippt, aber auch sonst ist das nicht ganz so stimmig.
Also mal den großen www-Insider befragt. Und siehe da - der weiß auch erstaunlich wenig! Die Band wurde in den Achtzigern in Tucson/Arizona gegründet und hat sich hauptsächlich auf studentischen Haus-Feten einen guten Ruf erspielt. Denn sie spielte ganz was anderes, als das, was sonst in Tucson/Arizona um die Zeit gespielt wurde - Country. Ihre Mischung aus anglophilem Folk Rock und eingängigem West Coast-Pop im Garagensound war natürlich die Party-Alternative schlechthin, zumal das frisch und locker und ausgesprochen tanzbar klang. Gut vorstellbar, was da bei den Campus-Feiern abging!
"Each And All" ist das Debüt-Album von 1988, auf dem Band-eigenen Label erstmals als CD veröffentlicht. Parallel lief dazu dazu die Solo-Scheibe von Chris Holiman, dem einen der beiden Köpfe von River Roses, in unserer Redaktion ein.
Die elf sehr gängigen Tracks kann man in einem Stück durchlaufen lassen. Chris Holiman zeichnete hier noch fast allein für die Kompositionen verantwortlich. Er und Caitlin von Schmidt (toller Name, wie der sich wohl anhört, wenn sie sich am Telefon meldet?) haben beide gute, helle Stimmen, die die Rosen sehr jugendlich klingen lassen. Ähnlich verhält es sich mit den Gitarren, die gemeinsam meist clean klingeln, aber auch mal ordentlich losschreddern können. Wie schon gesagt, vom Bass hört man nicht allzu viel, da wurde bei der Abmischung für die CD wenig mehr herausgekitzelt. Das Schlagzeug sorgt aber für ordentlich Basis-Druck und kommt auch im Gesamtsound angemessen raus. Auf "Black Velvet Postcard" gibt es noch ein spätes Wiederhören mit Rainer Ptacek. Das Album hat einen schönen Live-Touch, könnte gut sein, dass zumindest das Grundgerüst gemeinsam im Studio eingespielt wurde. So ganz astrein ist der Klang nicht, der Zahn der Zeit hat doch schon hörbar an den Aufnahmen genagt. Aber kein großes Manko, es passt zu dieser Musik, die anno 1988 sicher auch schon schön 'vintage' war. River Roses hatten ein paar Umbesetzungen, eine zweite LP "When We Fall" und nach wenigen Jahren war dann auch Schluss. 2005 gab's eine Reunion, die nicht von Dauer war.
Für Fans, die verspielten Folk Pop à la frühe Fairport Convention, Jefferson Airplane, oder die englischen Trees mögen. Anspieltipp: "Phoenix 99"
Line-up:
Christopher Alan Holiman (guitar, piano, vocals)
Caitlin von Schmidt (bass, vocals)
Gene Ruley (guitar)
Peter Catalanotte (drums)
Guest: Rainer Ptacek (dobro - #3)
Tracklist
01:Through The Storm
02:Forever Seventeen
03:Black Velvet Postcard
04:Innocent June
05:Dark Stroll
06:Asleep Behind The Wheel
07:Good Folks Gone Away
08:Rhytmn To The World
09:Summer Showers
10:Mary (Queen Of Hearts)
11:Phoenix 99
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