Rumer / Boys Don't Cry
Boys Don't Cry Spielzeit: 55:14
Medium: CD
Label: Atlantic Records, 2012
Stil: Pop

Review vom 19.07.2012


Wolfgang Giese
Ich mag es, wenn altbekannte Titel neu interpretiert werden, ohne dass man das Gefühl hat, sie wären plump im Sinne unzähliger Coverbands nachgespielt worden. Vielmehr haben die Neueinspielungen in ihrem Ausdruck gewonnen, dadurch dass der/die jeweilige Künstler/in durch Persönlichkeit, Ideenreichtum oder Leidenschaft ihren eigenen Stempel aufdrücken konnten. So ging es mir bei der im Jahre 2007 entstandenen Produktion von Helen Schneider, der Platte "Like A Woman". Wird es auch bei den Coverversionen so sein, die Rumer alias Sarah Joyce anbietet?
Die 1979 in Islamabad als Tochter britischer Eltern geborene Künstlerin gründete in Großbritannien im Jahre 2000 eine Band, La Honda. Nach der Auflösung dieser Band, mit einem Umzug nach London verbunden, nahm sie inspiriert durch den Schriftsteller Rumer Godden ihren Künstlernamen an und trat in Clubs auf, bis dann 2010 ein Debütalbum erschien, "Seasons Of My Soul".
In der Regel bin ich grundsätzlich stets skeptisch, wenn die Presse neue Superstars verkündet. So überschlugen sich die Lobeshymnen nach Erscheinen des ersten Albums auch im Falle Rumers. Im Pressetext heißt es : »"Boys Don't Cry" ist eine Kollektion von weniger bekannten Songs aus den Siebzigern, die alle von Männern gesungen wurden.« Und weiter: »Männer sind kompliziert und empfindsam - um so mehr, je stärker sie glauben, ihre Gefühle verstecken zu müssen.« So ist das also. Die Sängerin erklärt weiter, dass sie Songwriter einfach liebt. Unter diesem Aspekt hat sie es vollbracht - ich schicke das schon einmal voraus - allen recht unterschiedlichen Songs eine gleichförmige Interpretation zuteil werden zu lassen.
Und, das fällt mir sofort auf, diese Stimme erinnert mich doch gewaltig an die längst verstorbene Karen Carpenter von den Carpenters. Naheliegend, dass auch ein Titel von Paul Williams enthalten ist, der für die soeben genannte Band zum Beispiel "We've Only Just Begun" schrieb. Hier ist es der vierte Song, der in der Tat an die ruhig-sentimalen Stücke der erfolgreichen Gruppe erinnert. Nun ist es keinesfalls so, dass ich den Eindruck habe, hier würde ein simpler Versuch stattfinden, ein Erfolgsrezept zu kopieren. Vielmehr atmet diese Musik ebenfalls die Größe solcher Komponisten wie Burt Bacharach und die Atmosphäre einer Dusty Springfield. Rumer soll von Bacharach maßgeblich beeinflusst worden sein. Im fein gestalteten Booklet sind alle Originalcover zu den Platten abgebildet, von denen die gewählten Titel stammen.
Um auf meine anfänglichen Ausführungen zurückzukommen: Ja, es ist der Künstlerin gelungen, ihre Persönlichkeit in die Musik einzubringen. Jedoch nicht in dem variablen und ausführlicheren Maße, wie es Helen Schneider gelang. Gleichwohl ist dies sehr schöne und harmonische Musik mit hohem Entspannungsfaktor, mit hochwertigen Arrangements und professionellen Beiträgen der vielen Musiker. Insgesamt wirkt das alles recht 'old-fashioned', aber in einem angenehmen Sinne. Es ist doch tatsächlich gelungen, den Originalen das Ursprüngliche zu nehmen - den Soulstücken fehlt nun der Soul, der Titel von Bob Marley hat partout nichts mehr mit Reggae zu tun. Ich meine das nicht negativ, sondern will aufzeigen, dass man bestimmte Musik auch ganz anders interpretieren kann, wobei sich dann herausstellen kann, welche Titel gute und welche schlechte Kompositionen sind. Die gewählten Songs gehören tatsächlich nicht unbedingt zu den bekannten der jeweiligen Künstler, sind sie doch mit glücklichem Händchen gewählt worden.
Will Rumer den Erfolg ihres Erstlings erhalten, täte sie gut daran, als nächstes Album keine Coverversionen mehr zu bringen, denn es würde mich wundern, wenn sie mit dieser Platte großartige Umsätze erzielen sollte. Andernfalls würde es mich immens freuen, wenn alle auf diese Weise von ihr vorgestellten Künstler noch einmal einen Anschub bekämen, aktuell und/oder posthum.
Line-up:
Rumer (lead vocals, backing vocals)
David Hartley (Rhodes - #1, 3, piano - #2,4,6,8,10,11, Wurlitzer - #5,9, Hammond organ - #8,11, keyboards - #12,15)
Steve Pearce (double bass - #1,6,10,14,15, bass - #2-5,8,9,11,12)
Ian Thomas (drums - #1-5,8-12,15)
John Parricelli (guitars -#1-6,8-12,14,15)
Paul Clarvis (percussion -#1-5,8,10,11,15)
Frank Ricotti (percussion -#1-5,8,10,11,15, vibraphone - #2,6,8,9,10)
Ladonna Harley-Peters (backing vocals - #1,2,4,5,8,10-12,14)
Annabell Williams (backing vocals - #1,2,4,5,7,8,-12,14,16)
Susan Harriott (backing vocals - #1,2,5,7,8,10,11,16)
David Lee (french horn - #1)
Nicky Holland (oboe - #1,4)
Chris Tombling (violin - #2,4,5)
Boguslaw Kostecki (violin - #2,4,5)
Jonathan Rees (violin - #2,4,5)
Patrick Kiernan (violin - #2,4,5)
Warren Zielinski (violin - #2,4,5)
Mark Berrow (violin - #2,4,5)
Perry Montague-Mason (violin - #2,4,5)
Emlyn Singleton (violin - #2,4,5)
Rita Manning (violin - #2,4,5)
Steve Morris (violin - #2,4,5)
Josephine Knight (cello - #2,4,5,12)
Dave Daniels (cello - #2,4,5)
Rachel Stephanie Bolt (viola - #2,4,5)
Vicci Wardman (viola - #2,4,5)
Bruce White (viola - #2,4,5)
Pete Lale (viola - #2,4,5)
Steve Brown (flute - #2,13, harp -#2, autoharp - #2, Mark tree - #3, additional backing vocals - #3, piano - #13, organ - #13, guitar - #13)
Malcolm Doherty (additional backing vocals - #3, backing vocals - #4)
Simon Gardner (flugelhorn - #3,5)
Tom Rees-Roberts (flugelhorn - #3,5)
Jamie Talbot (tenor saxophone - #3,5)
Richard Edwards (tenor trombone - #3,5)
James Knight (sax - #7)
Dan Carpenter (trumpet - #7)
Robert Taggart (piano - #7,16)
Bob Knight (drums - #7,16)
Julian Cox (bass - #7)
Matt Backer (guitar - #7)
Bobbie Gordon (background vocals - #7,16)
Melvin Duffy (pedal steel guitar - #8,11)
Julian Jackson (harmonica - #8)
Cormac Browne (violin - #8,13)
Maria Ryan (violin - #8)
Alexa Kidd-May (violin - #8)
Alexa Afia (violin - #8)
Kirsten Klingels (violin - #8)
Ciaran Mccabe (violin - #8)
John Grant (spoken word - #13, backing vocals - #15)
Richard Marcangelo (drums - #13)
Andy Hamill (double bass - #13)
Elizabeth Cooney (violin - #13)
Cian O Duill (viola - #13)
Aoife Athlaoich (cello -#13)
Ralph Salmins (drums - #14)
Sharlene Hector (background vocals - #14)
Tracklist
01:P.F.Sloan [Webb]
02:It Could Be The First Day [Havens]
03:Be Nice To Me [Rundgren]
04:Travelin' Boy [Nichols-Williams]
05:Soulsville [Hayes]
06:Same Old Tears On A New Background [Bishop]
07:Sara Smile [Hall-Oates]
08:Flyin' Shoes [van Zandt]
09:Home Thoughts From Abroad [Ward]
10:Just For A Moment [Lane-Chance]
11:Brave Awakening [Reid]
12:We Will [O'Sullivan]
13:Andre Johray [Hardin]
14:Soul Rebel [Marley]
15:My Cricket [Russell]
16:A Man Needs A Maid [Young]
Externe Links: