Patti Smith / 3 Original Album Classics
3 Original Album Classics Spielzeit: 55:58 (CD 1), 52:34 (CD 2), 64:30 (CD 3)
Medium: CD-Box
Label: Arista (Sony Music), 2010 (1996, 1997, 2000)
Stil: Rock


Review vom 20.11.2010


Markus Kerren
"Original Album Classics" von Patti Smith - das gab's schon mal. Vor gut zwei Jahren wurden bereits die großartigen Scheiben aus den Siebzigern sowie ihr erstes Comeback-Album "Dream Of Life" (1988) in einer 5-CD-Box veröffentlicht. Und nun also Teil Zwei mit den drei Silberlingen, die von 1995 bis 2000 entstanden und sozusagen ihr zweites Comeback darstellten. Die Musik von Patti Smith hatte mich eigentlich immer schon fasziniert, wobei ich bisher lediglich die ersten vier Alben ihrer Karriere kannte. Diese Stimme, der Ausdruck und die Akzentuierungen sind einzigartig und die New Yorkerin wird man immer aus Tausenden wieder erkennen.
Gone AgainZur Zeit der Aufnahmen für "Gone Again" ging Patti gerade durch eine persönlich schwierige Zeit, da gleich drei ihr sehr nahe stehende Personen innerhalb kürzester Zeit verstorben waren. Logischerweise wurde auf diesem Album dann auch viel Gegenwarts-Bewältigung betrieben, was - wie könnte es bei dieser Frau anders sein? - sehr intensiv und eindringlich geschah. Angefangen mit dem stampfenden Titelsong (mit seinen indianischen Singalongs) über das gespenstische "About A Boy" bis hin zu dem sehr starken Dylan-Cover "Wicked Messenger", die Patti packt einen mit ihrer Musik ganz fest am Kragen und lässt auch nicht mehr los. Und trotz aller Intensität sowie den vorherrschenden Themen wie Tod und Vergänglichkeit wird der Hörer nie selbst schlecht drauf gebracht.
Songs wie "Gone Again", "My Madrigal" (mit super Piano-Begleitung), "Summer Cannibals" (Rocker), das ergreifende "Wing", die atmosphärische Dichte sowie der bärenstarke Gesang bei "Wicked Messenger" und, und, und … machen "Gone Again" zu einem sehr starken Album, das in jedem gut sortierten Regal stehen sollte.
Peace And NoiseBereits ein Jahr später (1997) erschien "Peace And Noise" und war höchstens um Nuancen schwächer als sein Vorgänger, was direkt mit dem beschwörenden Opener "Waiting Underground" offensichtlich wird. "1959" ist ein geiler Rocker mit Akustikgitarren-Solo (!) und bei "Dead City" geht es dann noch eine Spur rockiger zur Sache, während das wunderschöne "Blue Pole" durch die Akustische untermalt wird. Auf allerhöchstem Patti Smith-Niveau auch "Last Call", das einmal mehr über diese geradezu magische Ausstrahlung und Anziehungskraft verfügt, die dieser Künstlerin so eigen sind.
Insgesamt kam auf diesem Werk die Poetin in Patti Smith deutlich stärker zum Vorschein ("Spell", "Memento Mori") und auch "Peace And Noise" ist ein sehr gutes Album, das vielleicht nicht mehr ganz so intensiv wie sein Vorgänger war, wobei aber auch bei der Songauswahl differenziert vorgegangen wurde.
Gung HoDrei Jahre sollten dann vergehen, bevor "Gung Ho" seinen Weg in die Plattenläden fand. Und auch hier legt Patti wie eine Hohepriesterin des Rock und Waves ihren magischen Schleier bereits beim Opener "One Voice" über den gespannten Hörer. Diese Scheibe konzentrierte sich wieder stärker auf abgespeckte Rocksongs, wobei "Strange Messengers" und der sehr intensive Titelsong die Ausnahme bilden. Bezüglich der Tracks stechen neben dem bereits erwähnten Opener vor allem das ganz starke "Persuasion", "Gone Pie" und "Libbie's Song" heraus, das mir wie eine Mischung aus Bluegrass, Appalachian Music und irischen Elementen vorkommt. Klasse! "Glitter In Their Eyes" und "Upright Come" sind die Abgeh-Rocker der Scheibe, die sich insgesamt gesehen am stärksten der drei hier besprochenen an Pattis Siebziger-Material anlehnt.
Auch diese drei Alben von Patti Smith, die man nun in der besprochenen Box zu einem sehr günstigen Preis erstehen kann, machen einmal mehr deutlich, was für eine Ausnahme-Künstlerin diese Frau ist. Die absoluten Überflieger und Riff-Rocker (wie etwa "Ask The Angels", "Till Victory" oder "Pumpin' (My Heart Out)") oder den genialen Pop-Appeal ("Because The Night", "Frederic") aus ihrer Frühphase findet man hier zwar nicht mehr, aber dafür kehrte eine andere Magie in Patti Smith' Musik ein, die kein bisschen weniger einnehmend ist. Die Frau ist offensichtlich gar nicht in der Lage, ein schlechtes Album aufzunehmen. Gut für uns! Ich persönlich sehe "Gone Again" als absolutes Meisterwerk an, dicht gefolgt von den sehr guten "Gung Ho" und "Peace And Noise".
Einmal mehr ein sehr gelungener Mosaik-Stein in der "Original Album Classics"-Serie, die nach wie vor auf jeglichen Luxus bei der Covergestaltung (z.B. Line-up) verzichtet, dafür aber hervorragende Musik zu einem sehr günstigen Preis anbietet. Wer diese Alben von Patti Smith noch nicht im Schrank stehen hat, der sollte hier unbedingt zuschlagen.
Tracklist
Gone Again:
01:Gone Again
02:Beneath The Southern Cross
03:About A Boy
04:My Madrigal
05:Summer Cannibals
06:Dead To The World
07:Wing
08:Ravens
09:Wicked Messenger
10:Fireflies
11:Farewell Reel
Peace And Noise:
01:Waiting Underground
02:Whirl Away
03:1959
04:Spell
05:Don't Say Nothing
06:Dead City
07:Blue Poles
08:Death Singing
09:Memento Mori
10:Last Call
Gung Ho:
01:One Voice
02:Lo And Beholden
03:Boy Cried Wolf
04:Persuasion
05:Gone Pie
06:China Bird
07:Glitter In Their Eyes
08:Strange Messengers
09:Grateful
10:Upright Come
11:New Party
12:Libbie's Song
13:Gung Ho
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