Wie einigen
Savatage-Fans sicherlich im Plattenladen ihres Vertrauens in der letzten Zeit aufgefallen ist, wird momentan (verteilt über das gesamte Jahr) über earMusic/Edel die komplette Band-Diskographie bis "The Wake Of Magellan" von 1997 häppchenweise wiederveröffentlicht; in Digipak-Aufmachung, mit exklusiven Linernotes von
Jon Oliva
und interessantem Bonusstoff, wie Neuaufnahmen oder Livemitschnitten. Die vier aktuellsten Re-Releases dieser Reihe sind das gerne etwas belächelte "Fight For The Rock" (1986), das 1989 erschienene Hitalbum "Gutter Ballet", die
Zak Stevens-Platte "Dead Winter Dead" (1995) und eben die von mir am meisten abgefeierte Scheibe "Power Of The Night" aus dem Jahre 1985.
"Power Of The Night", produziert von
Max Norman (ebenfalls verantwortlich für die ersten drei
Ozzy-Scheiben) in den Bearsville Recording Studios, war das zweite Full-Length-Album und zugleich das Major-Debüt (Atlantic Records) der Floridianer. Auf diesem Meisterwerk riskierte die Band den gewagten Schritt vom furztrockenen, erdigen Sound der doch noch sehr rauen Vorgänger ("Sirens"-LP & "The Dungeons Are Calling"-EP) in die massenkompatiblere Richtung, die später durch Platten wie
Hall Of The Mountain King oder "Gutter Ballet" perfektioniert wurde. Zwar knarzten die Songs noch immer in bester US Metal-Manier herrlich ungeschliffen und räudig aus den Boxen, dennoch hatten
Savatage auch schon damals ein Gespür für Melodien mit großem Hitfaktor. Hymnische, brillante Evergreens, wie der unvergessliche Titeltrack mit seinem sphärischen Intro, dem magischen Eröffnungsriff und dem markanten Refrain oder die Uptempo-Nummer "Washed Out" sind die pure Bestätigung dafür, dass diese Scheibe aus den mittleren 80s stammen muss! Ebenfalls sehr positiv sticht das überhaupt unnachahmliche Gitarrenspiel des 1993 verstorbenen
Criss Oliva hervor: Pure Magie auf sechs Saiten! Doch auch die unverwechselbaren, spitzen High-Pitched-Schreie von seinem Bruder
Jon (mittlerweile auch abseits des Metal-Business bekannt als Macher vom
Trans-Siberian Orchestra) gehören zu
Savatage wie das Amen in die Kirche! Nie waren sie besser als auf diesen zehn Stücken! Dass die US-Metaller auch damals schon in der Lage waren, packende Balladen zu kreieren, bewiesen sie dann mit dem abschließenden Tränendrücker "In The Dream".
Als Bonus gibt es obendrauf zwei Liveaufnahmen vom 22. April ("City Beneath The Surface", live in Dallas) und 29. Juni 1990 ("Hounds", live at the Hollywood Palace), die in sehr guter Qualität daher kommen und für Komplettisten der Band sicherlich einen besonderen Kaufanreiz darstellen dürften. Mein größter Kritikpunkt allerdings ist folgender: Bereits 2002 veröffentlichten Steamhammer/SPV einen Re-Release dieser Scheibe, der bis vor kurzer Zeit auch überall zu moderaten Preisen (maximal 10 Europadollar) erhältlich war. Zwar kam besagte Version nur im Jewel-Case daher, doch das Booklet fuhr dort mit mehr Infos und alten, interessanten Fotos als bei der neuen Ausgabe auf. Die Bonustracks waren bei dieser Aufmachung zwar ebenfalls zwei Livetracks, doch gänzlich andere (auch wenn einer davon ebenso vom weiter oben erwähnten Dallas-Konzert stammt). Und deshalb werde ich auch - die überdimensionale Macht der Songs mal ausgeblendet - nicht so ganz das Gefühl los, dass die neue Re-Release-Reihe bei ein paar einzelnen Platten mal wieder eine pure Cash-In-Aktion des Labels war, um den treuen Fans die Kohle aus dem Säckel zu ziehen. Wer die Scheibe allerdings noch gar nicht hat, der möge sich trotzdem das Teil nun ganz schnell zulegen! Summa Summarum:
7,5 von 10 RockTimes-Uhren für das Gesamtwerk!