Schaper Engel McGrogan
One Or Zero - The Lost Album
One Or Zero - The Lost Album Spielzeit: 43:08
Medium: CD
Label: Sireena Records, 2014 (1981)
Stil: New Wave, Rock


Review vom 12.02.2014


Steve Braun
Kein Wunder, dass sich Hendrik Schaper und Bertram Engel bereits derart früh über den Weg liefen. Osnabrück liegt nur wenig abseits der 'deutschen Route 66' - der B 54, die die Geburtsorte von Steffi Stefan (Münster), Udo Lindenberg (Gronau) und Bertram Engel (Burgsteinfurth) miteinander verbindet. Als aktuelle Mitglieder des Panikorchesters sind ihre musikalischen Lebenswege bis in heutige Tage eng verflochten.
Rund vier Jahre hatte Schaper für Klaus Doldinger's Passport die Tasten gedrückt, als er sich 1981 entschloss, sein eigenes Ding zu machen. Gemeinsam mit Engel mietete er sich in Blödel-Ottos Hamburger Rüssl-Studio zu Studioaufnahmen ein. Mit dem damals ebenfalls in Norddeutschland ansässigen Eddie McGrogan - einem schottischen Singer/Songwriter, der heute Folksongs schreibt und in diesen Jahren einen Single-Flop mit "Living In A Hochhaus" hatte - war schnell ein Sänger gefunden. Einen Gitarristen brauchte es ebenso wenig wie einen Bassisten - Schaper übernahm Soli wie Bassfiguren.
Trotz Engels und Schapers guten Rufs und recht hohen Bekanntheitsgrades fand sich für das entstandene Album "One Or Zero" kein Label und die Tapes verschwanden in irgendwelchen Archiven. Doch den Scouts von Sireena bleibt wenig bis nichts verborgen. Im Sommer 2013 fand eine Kopie auf verschlungenen Wegen die Hände der Labelchefs, die diese 'Lost Tapes' nun endlich der Öffentlichkeit präsentieren können.
Die Musik wirkt - aus heutiger Sicht - etwas anachronistisch. Ein paar freche deutsche Texte dazu und der Fall hätte seinerzeit unter dem Branding 'Neue Deutsche Welle' vermarktungstechnisch ganz groß rausgebracht werden können. Manches erinnert mich gewaltig an Octopus, die auf ihrem etwa zeitgleich erschienenen Rubber Angel ganz ähnlich klangen... und damit scheiterten. Wenn man "One Or Zero" dagegen als 'Kind' der damaligen, synthesizergläubigen und -verliebten Zeit betrachtet (und ein Sprössling derselben ist), wird man in eine vergnügliche kleine Zeitreise eintauchen können.
Hendrik Schaper schien seinerzeit von Reinhold Heil schwer beeindruckt zu sein, jedenfalls schimmern seine Sounds teilweise überdeutlich heraus. Auch die Talking Heads haben ihre Fingerabdrücke hinterlassen. Von denen bekam ich damals immer die Krätze, heute - ein paar Jährchen älter und (hoffentlich) etwas weiser - höre ich die allerdings mit etwas veränderten Ohren. Die zahlreichen, enorm groovigen Funk'n'Soul-Attacken und Engels extrem trockenes Drumming passen ebenfalls in den zeitlichen Kontext. Gut, McGrogans Stimme ist gewöhnungsbedürftig - da gefallen mir seine aktuellen Soundschnipsel im Web schon wesentlich besser, da sie im folkigen Nexus wesentlich authentischer wirken.
Das eingängig-wavige Material ("Joey", "Rays Under Water", "Who We Are" oder "Better Go To School") dominert eindeutig. Nur gelegentlich wirkt die Synthesizer-Kost etwas schwerverdaulich, wie beim, an die Frankfurter Band Feinbein erinnernden "Small Town Man's Romance". Besonders angenehm schmeicheln sich mir "Factory Man" und vor allem der Titelsong ins Ohr, der mich stark an Werner Littaus (Octopus) Keyboardsounds erinnert. Gitarren und Bässe vermisst man kaum, da diese von Hendrik Schaper gut kompensiert werden, obwohl letztere schon ziemlich synthetisch wirken - aber: Der Zeitgeist ruft mal wieder...
Einzig das Instrumental "Space" fällt mit seinem Charakter von Demo-Aufnahmen etwas ab, wirkt irgendwie 'unfertig' und eindeutig ausbaufähig.
Kleines Gimmick am Rande: Im hübsch aufbereiteten Booklet findet sich die Rechnung, die das Rüssl-Studio seinerzeit ausstellte, und auf der die drei Musiker - mangels einem Label - wohl letztendlich 'sitzenblieben': 17.892,35 DM. Es wäre eine späte Gerechtigkeit, wenn mit dem nun - mit 33 Jahren Verspätung - endlich veröffentlichten "One Or Zero - The Lost Album" wenigstens ein Teil dieser Auslagen wieder reinkäme!!
Line-up:
Hendrik Schaper (keyboards)
Bertram Engel (drums)
Eddie McGrogan (vocals)
Tracklist
01:Joey (3:12)
02:Rays Under Water (5:54)
03:Factory Man (4:41)
04:One Or Zero (5:23)
05:Who's To Blame (3:43)
06:Space (5:44)
07:Who We Are (4:05)
08:Small Town Man's Romance (5:29)
09:Better Go Back To School (4:57)
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