Steppenwolf / Live
Live Spielzeit: 67:28
Medium: CD
Label: MCA Records, 1970
Stil: Hard Rock


Review vom 18.07.2007


Jürgen Bauerochse
Angeregt durch einen Forumsbeitrag von Holger Manier Anfang Juni nahm ich mir mal das "Live"-Album der kalifornisch/kanadischen Rockband Steppenwolf etwas näher vor, denn diese Scheibe gehört mit Sicherheit ins Archiv von RockTimes.
Obwohl die Gruppe bis heute mehr oder weniger aktiv ist, war ihre große Zeit relativ schnell wieder zu Ende. 1968 verhalf ihnen der Song "Born To Be Wild" als Erkennungsmelodie zum Kultfilm "Easy Rider" schon sehr schnell zum Headliner-Status. Zuvor war die erste Single "Sookie, Sookie", geschrieben von Don Corvey, in den Regalen der Plattengeschäfte liegen geblieben, doch nun gab es kein Halten mehr. So verzeichneten die Nachfolgetitel "Monster" mit seinem sehr kritischen Text gegen den damaligen amerikanischen Präsidenten Richard Nixon, der Anti-Drogen Song "The Pusher" sowie "Magic Carpet Ride" sehr gute Chartplazierungen. Steppenwolf war endgültig zur Kultband aufgestiegen.
Doch am Stärksten waren sie auf der Bühne. Der deutschstämmige John Kay (bürgerlich Joachim Kraudelat) machte mit dunkler Sonnenbrille und in schwarzes Leder gekleidet gerne mal einen auf dicke Hose, obwohl er eigentlich der kalifornischen Folk-Szene zugeschrieben wurde. Dabei legte er sich oftmals mit der Obrigkeit an, denn Steppenwolf verstanden sich zunehmend als Sprachrohr der immer politischer werdenden amerikanischen Jugend. Das führte dazu, dass die Ordnungshüter bei jedem Konzert ein besonders waches Auge auf die Band warfen.
Der Rest der Truppe, zu der übrigens noch ein weiterer Deutschstämmiger Mann gehörte (Bassist Nick St. Nicholas kam als Klaus Kassbaum in Hamburg zur Welt) stand meistens im Trapper- und Fransenlook auf der Bühne.
So kam Steppenwolf sowohl bei den Bikern als auch in Hippie-Kreisen gleich gut an. Der meistens recht harte Boogie-Rock, gepaart mit Kays brüchiger Stimme traf genau den Geschmack der damaligen Generation. Sechs Gold-LPs, zehn Top 100 Singles und ein Gesamtumsatz von ca. 42 Millionen Dollar sprechen eine deutliche Sprache.
Und genau aus dieser Zeit stammt dieses Live-Album. Mitgeschnitten während diverser Konzerte Anfang des Jahres 1970 (Angabe auf dem Cover) sind alle bekannten Songs in sehr guten Versionen dabei. "The Pusher" mit der hervorragenden Gitarrenarbeit von Larry Byrom ist sicher wieder Highlight dieser Scheibe, doch auch "Monster" ist sehr einfallsreich und vielseitig dargeboten. Ganz stark auch "From Here To Eventually", das mit seinem zweistimmigen Gesang oftmals an Jefferson Airplane erinnert und im Mittelteil schon fast in die psychedelische Ecke abweicht.
Als Abschluss donnert dann "Born To Be Wild" aus den Speakern, sodass man fast sechs Minuten lang Dennis Hopper und Peter Fonda auf ihren Choppern über die Landstraßen fahren sieht.
Komischerweise ist für mich aber ausgerechnet die einzige Ballade auf dem Album der Anspieltipp. "Corina, Corina" wird mit so viel Gefühl gebracht, dass es irgendwie aufs Gemüt schlägt. Keine Ahnung warum das so ist. Ich verbinde mit dem Song keinerlei bestimmte Erinnerungen aus der Vergangenheit. Der Titel rührt einfach an und hat damit seinen Zweck hundert prozentig erfüllt.
Dieses Album ist auch vom Sound her durchaus zu empfehlen und darf somit in keiner Sammlung guter alter Rockmusik fehlen. Ein weiterer Big Point aus der Zeit der Siebziger Jahre.
Einziges Manko, zumindest beim ersten Erscheinen, war die relativ kurze Spielzeit, denn knapp 68 Minuten für eine Doppel-LP war doch etwas arg wenig.
Line-up:
John Kay (vocals)
Jerry Edmonton (drums)
Nick St. Nicholas (bass)
Larry Byrom (guitar)
Goldy McJohn (organ)
Tracklist
01:Sookie, Sookie (3:09)
02:Don't Step On The Grass, Sam (6:09)
03:Tighten Up Your Wig (4:12)
04:Monster (9:56)
05:Draft Resister (3:46)
06:Power Play (5:41)
07:Corina, Corina (4:09)
08:Twisted (5:02)
09:From Here To There Eventually (6:40)
10:Hey Lawdy Mama (2:59)
11:Magic Carpet Ride (4:06)
12:The Pusher (6:02)
13:Born To Be Wild (5:43)
Externe Links: