Stone The Crows / Teenage Licks
Teenage Licks Spielzeit: 38:50
Medium: CD
Label: Unit Blag Productions, 1971, (Repertoire, 1996)
Stil: Classic Rock, Blues Rock


Review vom 24.12.2009


Jürgen Bauerochse
Stone The Crows wurde im Jahr 1969 im schottischen Glasgow gegründet und ging aus der Band The Power hervor. In den nur knapp vier Jahren ihres Bestehens veröffentlichte die Gruppe vier Alben, die sowohl in der Fachpresse als auch bei der Hörerschaft sehr viel Beachtung fanden. Doch ein Single-Hit blieb aus, da sowohl die Musiker wie auch deren Produzent Mark London keinerlei Wert auf eine kommerzielle Ausschlachtung ihrer Sounds legten.
So standen logischerweise vor allem die Live-Mitschnitte "BBC 1 Live In Concert", "Live At Montreux 1972" und "Live At BBC" besonders im Fokus der Fans, die aber alle erst veröffentlicht wurden, als die Band schon lange nicht mehr existierte.
Den Hauptanteil des Interesses an der Band trug Frontfrau Maggie Bell, die bis in die Gegenwart hinein zu den besten Rocksängerinnen gezählt werden muss und schon damals als das europäische Gegenstück zu Janis Joplin galt. Doch auch der junge Gitarrist Les Harvey (Bruder von Alex Harvey) wurde als ganz großes Talent angesehen, der es noch sehr weit bringen würde. Mit Drummer Colin Allen, Keyboarder John McGinnis und dem Bassisten Jim Dewar waren weitere exzellente Musiker mit an Bord, die Stone The Crows weit über Schottlands Grenzen hinaus zu einer Festival-Attraktion erster Güte werden ließen. Bis in die heutige Zeit ist der "Penicillin Blues" jedem Blues Rock-Fan der alten Schule ein fester Begriff in Sachen 'heißestes Live-Stück aller Zeiten'.
Kurz vor den Aufnahmen zum Album "Teenage Licks" verließen McGinnis und Dewar die Band, wurden aber durch Ronnie Leahy und Steve Thompson adäquat ersetzt, sodass keine musikalischen Defizite entstanden. Leider blieb das aber nicht lange so, denn als Les Harvey am 1. Mai 1972 nach einem Stromschlag während des Soundchecks für einen Gig in der Swansea University starb, war das Ende der Band vorprogrammiert, obwohl man mit Jim McCulloch von Thunderclap Newman sehr schnell einen Nachfolger fand.
Doch das ahnte noch niemand, als man "Teenage Licks" einspielte. Der Opener "Big Jim Salter" ist gleich ein richtiger Losgehrocker mit schönem Wechselspiel zwischen Orgel und Gitarre, über dem sich Maggie Bell stimmlich mal so richtig auslassen konnte. Super Einstand…!
… Der dann aber gleich wieder ausgebremst wird und in sich zusammenfällt, denn es folgt eine wunderschöne Ballade mit zarter, fast dezenter Piano- und Orgelbegleitung zur akustischen Gitarre. Prima Kontrast, zumal es Maggie auch ganz zahm konnte…!
Langsam, hypnotisch und mit dumpfen Bassschlägen beginnt "Mr. Wizard", aus dem sich dann ein Ausflug in Funk-Gefilde entwickelt. Die Vocals dröhnen dabei verzweifelt und eindrucksvoll aus den Boxen und werden von einem eindringlichen Gitarren-Solo abgelöst. Dazwischen ertönt immer wieder eine psychedelische Orgel, die das Stück perfekt abrundet.
Und wieder dieser Wahnsinnskontrast. Dylans "Don't Think Twice" kommt fast als Schmusesong. Maggie Bells Stimme beeindruckt in diesen ruhigen Passagen noch mehr als bei den schnellen Nummern.
Doch schon werden ein paar Kohlen nachgelegt. "Keep On Rollin'" rockt wieder heftiger und lässt die Füße wippen.
Mit "One Five Eight" wird es dann endgültig psychedelisch. Pumpender Bass, verzerrte Gitarre und schließlich Maggies Stimme eröffnen diesen verschleppten Song, der mit über sechs Minuten Spielzeit auch der längste des Albums ist. Les Harvey bringt hier das für mich beste Solo auf seiner Gitarre. Anspieltipp!
Doch es folgt gleich noch ein weiterer. "I May Be Right I May Be Wrong" mit schönen Slide-Einlagen und einigen Tempowechseln hätte durchaus Single-Potential, ist aber mit fünf Minuten zu lang für eine Auskopplung gewesen.
Das Album endet mit "Seven Lakes", einer weiteren Ballade, die allerdings nicht das Niveau der anderen beiden auf diesem Longplayer erreicht.
"Teenage Licks" ist sicher kein überragendes Album und hat nicht die Klasse seines Vorgängers "Ode To John Law", aber es ist eine gute Scheibe mit einer großartigen Sängerin und ein würdiges Vermächtnis eines jungen Gitarristen, der nur 26 Jahre alt wurde und sicher noch Großes geleistet hätte.
Line-up:
Maggie Bell (vocals)
Les Harvey (guitars, recorder)
Colin Allen (drums)
Ronnie Leahy (keyboards)
Steve Thompson (bass)
Tracklist
01:Big Jim Salter (4:34)
02:Faces (4:40)
03:Mr. Wizard (5:28)
04:Don't Think Twice (5:02)
05:Keep On Rollin' (3:50)
06:Ailen Mochree (0:22)
07:One Five Eight (6:27)
08:I May Be Right I May Be Wrong (5:02)
09:Seven Lakes (3:03)
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