Stratovarius / Infinite (Limited Edition 2010)
Infinite (Limited Edition 2010) Spielzeit: 49:56 (CD1) 38:17 (CD2)
Medium: Do-CD
Label: Edel, 2010 (2000)
Stil: Power Metal


Review vom 23.06.2010


Udo Gröbbels
Nur eine kleine Zeitreise
Das schöne Wort 'Zeitreise' als Unterrubrik bei unseren Plattenkritiken ist in diesem Fall zwar völlig korrekt gewählt, aber trotzdem etwas irritierend. Denkt man bei Zeitreise eher an alte remasterte Aufnahmen, die im Original aus dem Jahre 1980 und früher stammen, ist das hier in diesem Fall eher ein sehr kleiner 'Timewarp', denn gerade einmal 10 Jahre sind seit der Erstveröffentlichung von "Infinite" der finnischen Power-Metal-Band Stratovarius vergangen.
Wir schreiben die damals viel diskutierte und dann doch eher langweilige Jahrtausendwende und das furchtbare Wort 'Millenium' geistert immer noch etwas durch die Tagespresse. Im Frühjahr 2000 erscheint das damals achte Album "Infinite" und für Stratovarius, die bis dato schon viele gute Alben abgeliefert haben, ist es mal wieder ein weiterer Schritt nach vorne. Die Single "Hunting High And Low" (nein, nicht der A-ha-Song) läuft richtig gut und auch das Album verkauft sich ordentlich. Irgendwann einige Jahre später war es dann aber plötzlich vergriffen und nur noch über Auktionsbörsen zu beziehen.
Endlich wieder da
Dem geneigten Fan von Bombast/Power-Metal kann jetzt geholfen werden, denn das Album ist in diesen Tagen als "Deluxe Edition" wiederveröffentlicht worden. "Infinite" erscheint als Doppel-CD im schönen Digipack. Hier zu den einzelnen Tonträgern:
CD 1 (das reguläre Album aus dem Jahre 2000)
Die erste CD beinhaltet das Original-Album ohne Bonusmaterial. Das ist auch nicht nötig, denn die neun Lieder sind alle auch heute noch ein absoluter Ohrenschmaus und nicht wenige Fans halten eben dieses Album für die beste Veröffentlichung der Band. Nach dem tollen Opener "Hunting High And Low" (einer der Klassiker der Band mit absoluten Ohrwurmcharakter) folgt mit "Millenium" (siehe oben) eine Power Metal-Nummer par excellence. Der Dortmunder Drummer Jörg Michael verleiht dem Track mit seinem typischen Double-Bass-Spiel unheimlich viel Druck und die Nummer peitscht einfach nur nach vorne.
Im Kontrast dazu ist das folgende "Mother Gaia", mit einigen Pink Floyd-Anleihen versehen, welche vor allem durch das hier unglaublich intensiven Gitarrenspiel von Timo Tolkki geprägt wird. Tolle , leicht psychedelisch angehauchte Nummer mit Prog-Charakter - die mit über acht Minuten Länge zweitlängste und für mich beste Nummer der CD. Weitere Highlights sind zum einen "Infinity", das extrem bombastisch arrangiert wurde und alle typischen Elemente von Stratovarius vereint. Als Abschluss der Platte kommt "Celestial Dream" wieder etwas zurückhaltender daher und mit einem Keyboard im Hintergrund sowie einer schönen Akustikgitarre, bildet das Stück einen entspannten Abschluss einer tollen Platte.
CD 2 (Bonustracks)
Die Bonus-CD startet direkt mit dem damaligen Japan-Bonus-Track "Why We Are Here" schon mal bärenstark und das Material fügt sich nahtlos in das hohe Niveaus der regulären Scheibe ein. Typische Stratovarius-Nummer mit starken Anleihen an die alten Alben von Yngwie Malmsteen. Dann allerdings sinkt das Niveau doch ab und die anderen beiden zusätzlich Studiotracks " It's A Mystery" und "Neon Light Child" sind leider nur durchschnittlicher Füllstoff. Die beiden Demo-Versionen von "Hunting High And Low" und "Millenium" klingen so, wie man sich eben Demos vorstellt: Etwas dünn im Sound, teilweise etwas unsauber im Gesang und noch roh ohne die opulenten Backgroundchöre. Die abschließenden Live-Tracks "Phoenix" und "Infinity" dagegen kommen sehr gut rüber. Zwar unterscheiden sie sich nicht großartig von den Studio-Versionen, klingen aber live doch etwas kraftvoller. Die beiden Timos an Gesang und Gitarre waren damals in absoluter Topform und auch das Publikum kommt gut rüber.
Fazit: Wer auf symphonischen Metal, Power Metal oder Bombast Metal steht und die Platte noch nicht im Schrank hat, kann bzw. muss hier sofort zuschlagen. Für den Preis einer normalen CD bekommt man hier ein schnuckeliges Digipack mit schönem Booklet und viel guter Musik geboten. Stratovarius-Fans, die alles haben wollen, können hier auch nochmals ohne Bedenken zuschlagen und bekommen fürs Geld genug unveröffentlichtes Material ihrer Band. Wer allerdings kein Riesenfan der Band ist, aber trotzdem die Scheibe im Schrank hat, kann sich diese neue Version sparen. Trotzdem sollte man dann aber nochmals die alte CD rauskramen und mal wieder reinhören. Ihr werdet überrascht sein, wie frisch die Platte auch nach 10 Jahren immer noch klingt. "Infinite" war und ist immer noch eine absolut amtliche Metal-Platte.
Makaberer Zusatz noch zum Cover aus dem Jahre 2000: Wenn man den ölverschmierten Vogel auf dem Cover sieht, ist man leider direkt durch die aktuelle Lage an der Küste der USA wieder in der Gegenwart angekommen.
Line-up:
Timo Kotipelto (vocals)
Jarj Kainulainen (bass)
Timo Tolkki (guitar)
Jörg Michael (drums)
Jens Johansson (keyboard)
Tracklist
CD 1 - The Electric Factory
01:Hunting High And Low
02:Millenium
03:Mother Gaia
04:Phoenix
05:Glory Of The World
06:A Million Light Years Away
07:Freedom
08:Infinity
09:Celestial Dream
CD 2 - The Secret Sessions
01:Why Are We Here
02:It's A Mistery
03:Neon Light Child
04:Hunting High And Low (Demo Version)
05:Millenium ( Demo Version)
06:Phoenix ( Live Version)
07:Infinity (Live Version)
Externe Links: