The The / Infected
Infected Spielzeit: 60:57
Medium: CD
Label: Epic Records, 1986
Stil: Alternative Rock


Review vom 21.03.2009


Joachim 'Joe' Brookes
Vom Tellerwäscher über den Studiotechniker und dann schließlich zum Musiker.
Der 1961 in London geborene Matt Johnson ist The The.
Gegründet wurde die 'Band' 1979. Der Musiker Keith Laws gehörte damals noch dazu und 1982 war es dann Johnsons Solo-Projekt.
Er hatte immer veritable Musiker um sich geschart, sodass die aufgenommenen Platten über einen richtig guten Band-Sound verfügten. Der Protagonist persönlich spielt Gitarre sowie Keyboards und singt natürlich.
1983 veröffentlichte er das erste Album mit dem Titel "Soul Mining", auf dem auch die Single "This Is The Day" enthalten ist.
Krankheit brachte eine weitere Bekanntheit von Matt Johnson ins Stocken und erst 1986 gab es einen Restart mit vorliegendem Album, "Infected".
Wieder drei Jahre später kam "Mind Bomb" auf den Markt, The The war nun eine Band und "Dusk" folgte 1993.
Matt Johnson stand nie für einfache Musik. Eine Kategorisierung fällt umso schwerer. Sehr Rhythmus-betonte Lieder hat er geschrieben und irgendwie kommen einem die Tracks vor wie eine brodelnde Substanz, die nie richtig zur Ruhe kommt.
Selbst den Balladen, wenn man davon überhaupt sprechen kann, haftet etwas ungewöhnliches, etwas theatralisches an. Das ist es allerdings wohl auch, was The The oder Matt Johnson so gut macht.
Gerade die CD "Infected" hat dieses Flair einer nie zur Ruhe kommenden Großstadt. Keine Zeit zum Durchatmen, die Nacht wird zum Tag und umgekehrt. OK, annähernd geht es auch um das Urbane. Allerdings ist die Musik auf "Infected" The The-typologisch. Der Johnson ist ein sehr guter Songschreiber, mit der Gitarre kann er sich auch ausdrücken und durch den Gesang erst recht.
Hey, und tolle Musiker hat er auch noch auf seinem "Infected"-Boot.
An erster Stelle sollte wohl die Duett-Sängerin in "Slow Train To Dawn" genannt werden, denn seine Gesangs-Partnerin ist Neneh Cherry.
Auch der Saxofonist Jamie Talbot ist kein unbeschriebenes Blatt. Er setzte sein Holzblasinstrument auch bei Scritti Politti, Joe Cocker oder Joni Mitchell ein.
Als Drummer auf fast allen Stücken fungiert David Palmer, ansonsten bei ABC in Diensten. Er brachte seine Sticks und Drums allerdings auch bei Julian Cope, Tom Principato oder Ryuichi Sakamoto ein.
Louis Jardine ist über jeden Zweifel erhaben, denn er hat mit seinen Handtrommeln im Gepäck schon bei einigen Hochkarätern nicht nur vorbeigeschaut: Richard Thompson, Elvis Costello,
Rolling Stones, Tears For Fears oder Paul Carrack.
Steve Hogarth (The Europeans, Marillion) drückt in einem Track die Tasten und mit Bob Mintzer hat Johnson einen lupenreinen Jazz-Saxofonisten auf der Platte. Es vergeht auch kaum eine Nummer ohne Bläserbesteck: Waldhorn, Trompete, Bariton-Saxofon, Posaune; anscheinend verbindet der Protagonist viel mit Blasinstrumenten, denn sie spielen eine gehörige Rolle auf "Infected" - nicht nur als Begleiterscheinung. Da bekommt man schon viele Soli aus berufenem Munde serviert.
The The-Songs sind in Musik umgesetzte Bilder einer ziemlich düsteren Stadt, die durch den Smog ab und an einige Lichtstrahlen abbekommt. Solche Lieder zu schreiben, liegt wohl in der Mentalität eines Matt Johnson begründet. In seiner Kindheit und Jugend bekam er in den Clubs seines Onkels allerdings ganz andere Musik mit. Da waren es in erster Linie Blueser wie Muddy Waters und Howlin’ Wolf. Den 12-Takter hat auf seine spezielle Art in "Dusk" umgesetzt.
Auf eine Song-Ausnahme sollte trotz allem hingewiesen werden: "Heartland", ein Stück ohne die oben gelisteten Bläser, dafür dann mit dem Harper Judd Lander (Madness, Proclaimers, Johnny Thunders, Paul McCartney), einem den Pullover wegriffelnden Chorus mit Tessa Niles (Gary Numan, Tina Turner, Propaganda, Buddy Guy), Zeke Manyika (Orange Juice) und Warne Livesey (Midnight Oil) und ganz echten Streichern, vertreten durch The Astari String Orchestra unter der Leitung von Gavin Wright.
Steve Horarth spielt ein jazziges Piano und durch Streicher sowie Chorus bekommt dieser Track ganz andere Schwerpunkte. Johnson zeigt, dass er auch Songs aus dem Ärmel schütteln kann, die nicht von so einem Platzhirsch-mäßigen Drum-Rhythmus geprägt sind. Die Harp für den Song gewählt zu haben war eine hervorragende Idee, wer auch immer die hatte. Das Wimmern und Klagen, mit etwas Echo versehen, passt als Gegenpart so gut zu den Streichern.
Mit einer anderen Besetzung, allerdings einem identischen Flair, geht es im folgenden "Angels Of Deception" weiter. The Croquets singen die Backing Vocals, reichen nicht ganz an das vorherige Trio ran und die Streicher kommen aus der Konserve. Außerdem ist die Nummer dynamischer, im Sinne von ruhigeren und schnelleren Teilen.
Zum Schluss hat es noch 12 Inch-Versionen von "Infected", "Sweet Birth Of Truth" und "Slow Train To Dawn". Bei allen drei Songs hat man beim Strecken die Arbeitshandschuhe beiseite gelegt und deren Samt-Variante übergestreift, sodass sie nicht weit von den Originalen entfernt sind.
The The in Höchstform mit tollem Songwriting und super Stücken...
Line-up:
Matt Johnson (guitar, keyboards, vocals, percussion - #2)
Neneh Cherry (vocals - #6)
Steve Hogarth (piano - #3)
Dan Brown (bass - #1,2,4)
Jeff Cline (acoustic bass - #2,4)
Warne Livesey (bass - #3, backing vocals - #3, organ - #6)
Dave Clayton (synth bass - #6)
David Palmer (drums - #1,2,3,4,6,8)
Guy Barker (trumpet - #1, flugel horn - #2)
John Thrikell (trumpet - #6)
John Edcott (trumpet - #7)
Dave de Fries (trumpet - #7)
Pete Beachill (trombone - #2)
Ashley Slater (trombone - #7)
Steve Aitken (trombone - 7)
Bob Mintzer (saxophone - #5)
Jamie Talbot (saxophone - #6)
Andy Blake (baritone saxophone - #7)
Philip Eastop (french horn - #7)
The Deaf Section (brass - #8)
Judd Lander (harp - #3)
Louis Jardine (percussion - #1,2,3,4,8)
Bashiri Johnson (percussion - #5)
Roli Mosimann (programming - #5,7, percussion - #5)
Gary Mobeley (fairlight operator - #8)
The Astari String Orchestra (strings - #2)
Zeke Manyika (backing vocals - #1,3)
Tessa Niles (backing vocals - #1,2,3)
The Croquets (backing vocals - #4,8)
Anna Domino (backing vocals - #5)
Tracklist
01:Infected (4:30)
02:Out Of The Blue (Into The Fire) (5:11)
03:Heartland (5:06)
04:Angels Of Deception (4:38)
05:Sweet Bird Of Truth (5:04)
06:Slow Train To Dawn (4:14)
07:Twilight Of The Champion (4:22)
08:The Mercy Beat (7:23)
09:Infected (12'' Version) (6:12)
10:Sweet Birth Of Truth (12'' Version) (7:37)
11:Slow Train To Dawn (12'' Version) (6:35)
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