Billy Dee Williams / Let's Misbehave
Let's Misbehave Spielzeit: 31:53
Medium: CD
Label: Explore Multimedia/Cherry Red Records, 2014 (1961)
Stil: Vokaljazz


Review vom 11.01.2015


Wolfgang Giese
William December 'Billy Dee' Williams Jr., so lautet der volle Name des am 6. April 1937 geborenen Schauspielers. Ja, Schauspieler, denn als solcher ist er wahrscheinlich nicht nur mir eher bekannt denn als Sänger. Bekannte Rollen waren zum Beispiel jene als Harvey Dent in "Batman" oder als Lando Calrissian in "Star Wars". Hinzu kommen etliche Rollen in Fernsehserien.
Doch lange vorher - wir schreiben das Jahr 1961 - wurde der Mann als Sänger tätig. Auf Prestige Records, produziert von Don Schlitten und aufgenommen vom berühmten Rudy Van Gelder, entstand eine jazzbetonte Platte mit Melodien aus Musicals - Standards, wie sie oft im Jazz verwendet wurden. "A Taste Of Honey" ist sicher einigen erst durch die Version der Beatles bekannt geworden und startet den Reigen. Mit dem Klang der Oboe wird eine besondere Stimmung - in etwa so wie Fernweh klingen mag - erzeugt. Williams singt schmachtend und der Song wirkt insgesamt ein wenig wie ein Stück aus der keltischen Tradition. Doch mit "Let's Misbehave" ist Showtime angesagt - hier riecht es dann doch nach Musical und nach Broadway. Und der Künstler versucht sich nun als Crooner, folgend noch als Balladeer und so wechselt die Stimmung zwischen swingendem Engagement, poppigen Klängen und triefenden Balladen. Sein Hang zur Dramatik, der ihm später als Schauspieler sicher zugute kam, ist bereits stark ausgeprägt.
Im Gegensatz zu einigen Kollegen aus dem Showbusiness oder Jazz, wie Sammy Davis Jr., Johnny Hartman oder Billy Eckstine, fehlt Williams jedoch sowohl der besondere Ausdruck als auch die Tiefe des Vortrags. So bleibt er weitestgehend über den Arrangements schwebend, gleichwohl mit guter Stimme. Aber gefühlsmäßig ist mir die Synthese zwischen den einzelnen Elementen nicht ganz sicher gelungen und wirkt mitunter sogar etwas sehr flapsig, zum Beispiel beim irgendwie dahingeschluderten Gesang von "Life's A Holiday". Ruhige, introvertierte und auch sparsamer arrangierte Songs wie "I Wonder What Became Of Me" stehen ihm viel besser zu Gesicht. Deshalb ist diese schöne Ballade für mich einer der Pluspunkte dieser durchaus interessanten Platte, die sicher erst jetzt der Öffentlichkeit richtig vorgestellt wird. Gelungen halte ich die Arrangements hinsichtlich der Verschmelzung von Oboe und Gitarre - sicher eine ungewöhnliche und individuelle Gestaltung, die die Musik recht interessant macht.
Zum Schluss der "Red Sun Blues", der mit bluesig-elegantem Touch die Songauswahl beendet, sehr gut, wie mitten im Song ein Rhythmuswechsel zum schnellen Swing für Abwechslung sorgt. Aber auch hier ist zu bemerken, dass der Protagonist diesem Wechsel gesanglich nicht unbedingt gewachsen ist.
So bleibt unter dem Strich die Feststellung, dass diese Ausgrabung sicher eine interessante ist, auch von historischem Wert, jedoch nicht unbedingt zu den Sternstunden des Vokaljazz zählt.
Line-up:
Billy Dee Williams (vocals)
George Cory (piano, arrangements)
Frank Socolow (tenor saxophone, oboe, English horn)
Al Schackman (guitar)
Peter Ind (bass)
Rudy Grant (drums)
Tracklist
01:A Taste Of Honey [Scott/Marlow]
02:Let's Misbehave [Porter]
03:Don't Cry [Loesser]
04:Life's A Holiday [Cory/Cross]
05:I Like It Here [Wilder/Engvick]
06:Warm Tonight [Cory/Cross]
07:Nothin' For Nothin' [Fields/Gould]
08:I Wonder What Became Of Me [Mercer/Arlen]
09:House Of Flowers [Capote/Arlen]
10:Red Sun Blues [Hughes/Hague]
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