Johnny Winter / True To The Blues - The Johnny Winter Story
True To The Blues - The Johnny Winter Story Spielzeit: 68:35 (CD 1), 65:43 (CD 2), 66:02 (CD 3), 68:32 (CD 4)
Medium: 4-CD-Box
Label: Columbia Records (Sony), 2014 (1968-2011)
Stil: Blues Rock


Review vom 13.03.2014


Markus Kerren
Totgesagte leben länger, Teil 433! Die texanische Blues-Legende Johnny Winter, die bereits 1968 ihr erstes Album unters Volk brachte und dann ganz rasant (US-) landesweit für Furore sorgte, hat bereits unzählige sowie unglaubliche Höhenflüge hinter sich. Allerdings auch mindestens genauso viele Abstürze und Bruchlandungen, die in nicht zu unterschätzendem Ausmaß auch Winters Vorliebe für 'verbotene Früchte' und legale Substanzen in flüssiger Form geschuldet waren. Bereits in den frühen Siebzigern gab es Zeiten, in denen man mit der Lupe suchen musste, um jemanden finden zu können, der auch nur noch einen Pfifferling auf den spindeldürren Slide-Gitarrenmeister gegeben hätte.
Aber Johnny Winter rappelte sich immer wieder auf, kam immer wieder zurück, legte immer wieder neue Alben vor und begeisterte sein Publikum auf der Bühne. Man wird wohl kaum einen Gitarristen - berühmt, bekannt oder unbekannt - finden, der kein Hohelied auf den Amerikaner singt. Der gute Johnny hat es erst vor kurzem doch tatsächlich geschafft, seinen siebzigsten Geburtstag zu feiern. Ein Anlass, der es Columbia Records wiederum Wert war, eine opulente karriereumspannende 4-CD-Box über das Schaffen des Gitarristen und Sängers zu veröffentlichen.
Und sehr edel ist das Teil ausgefallen. Nicht nur, dass es hier pralle viereinhalb Stunden prächtigen Blues Rock der Marke Johnny Winter auf die Ohren gibt, auch ein großformatiges, über 50-seitiges Booklet mit vielen (logisch!) Lobeshymnen, aber auch Angaben (wie u. a. beteiligte Musiker) zu jedem einzelnen Song werden hier geboten. Sehr edel und mit viel Liebe ist man dabei an die Sache herangegangen, was schon mal Grund genug für ein erstes Lob ist. Die enthaltenen 57 Songs decken sehr viele von Winters Alben mit zumindest einem bis zwei Songs ab, wobei auf eine doch sehr ausgeglichene Mischung aus Studio- und Livetracks geachtet wurde.
Muss man wirklich noch etwas über die Musik von John Dawson Winter III schreiben, wo doch alles schon hinlänglich breitgetreten und zigfach wiederholt wurde? Nicht wirklich, zumal es sich bei fast allen hier enthaltenen Aufnahmen um bereits zuvor auf den regulären Alben erschienenes Material handelt. Immerhin kann man auf dem zweiten Silberling drei bisher unveröffentlichte Stücke ("Eyesight To The Blind", "Johnny Winter's Intro" und "Prodigal Son") vom Auftritt beim Atlanta Pop Festival 1970 finden (von denen eins lediglich Johnnys Vorstellung der restlichen Bandmitglieder ist), wobei hier besonders "Prodigal Son" glänzt.
Meine persönliche Lieblingsphase des Amerikaners liegt nach wie vor in den Jahren 1973 und 1974 bzw. den Alben Still Alive And Well, Saints And Sinners sowie "John Dawson Winter III", wobei es diesbezüglich auch sehr viele Fans gibt, die das nicht nachvollziehen können. Aber so hat halt jeder seine eigenen kleinen Lieblinge und Vorlieben bzw. persönlichen Beziehungen zu bestimmten Platten. Und über Geschmack lässt sich schließlich (nicht) streiten.
Aber wie dem auch sei: In dieser sehr schön aufgemachten Box sind vier stramm gefüllte (wenn auch zeitlich nicht ausgereizte) Scheiben zu finden, die großartigen Blues Rock enthalten. Winters Gesang war ja immer schon Geschmackssache, aber als Gitarrist ist er zu Recht bereits seit Jahrzehnten eine unbestrittene Koryphäe, was hier auch sehr gut nachvollziehbar ist. Dazu gesellen sich immer willkommene Gastauftritte solcher Koryphäen wie Muddy Waters, James Cotton, Vince Gill, Michael Bloomfield, Derek Trucks, Bruder Edgar Winter und, und, und...
Für jeden Rock-Fan, der sich nicht unbedingt jedes einzelne Johnny Winter-Album in den Schrank stellen möchte, ist "True To The Blues - The Johnny Winter Story" zusammen mit dessen Rockpalast-Auftritt die optimale Ausstattung für die gewissen Stunden, in denen er sich dem inbrünstigen Schaffen des Texaners widmen will.
Tracklists
CD 1:
01:Bad Luck And Trouble
02:Mean Town Blues
03:Mike Bloomfield's Introduction Of Johnny Winter (live at the Fillmore East)
04:It's My Own Fault (live at the Fillmore East)
05:I'm Yours And I'm Hers
06:Mean Mistreater
07:Dallas
08:Be Careful With A Fool
09:Leland Mississippi Blues (live at Woodstock)
10:Memory Pain
11:Highway 61 Revisited
12:Miss Ann
13:Hustled Down In Texas
14:Black Cat Bone (live at the Royal Albert Hall)
15:Johnny B. Goode (live at the Royal Albert Hall)
CD 2:
01:Eyesight To The Blind (live at Atlanta Pop)
02:Johnny Winter's Intro (live at Atlanta Pop)
03:Prodigal Son (live at Atlanta Pop)
04:Mean Mistreater (live at Atlanta Pop)
05:Rock And Roll Hoochie Koo
06:Guess I'll Go Away
07:On The Limb
08:It's My Own Fault (live)
09:Jumpin' Jack Flash (live)
10:Good Morning Little School Girl (live at the Fillmore East)
11:Mean Town Blues (live at the Fillmore East)
CD 3:
01:Still Alive And Well
02:Rock Me Baby
03:Rock & Roll
04:Rollin' 'cross The Country
05:Hurtin' So Bad
06:Bad Luck Situation
07:Self Destructive Blues
08:Sweet Papa John
09:Rock & Roll People
10:Harlem Shuffle (live with Edgar Winter)
11:Bony Moronie (live)
12:Roll With Me (live)
13:Tired Of Tryin'
14:TV Mama
15:Walkin' Through The Park
16:I Done Got Over It (live with Muddy Waters & James Cotton)
CD 4:
01:One Step At A Time
02:Honest I Do
03:Nickel Blues
04:Talk Is Cheap
05:Wolf In Sheep's Clothing
06:Bon Ton Roulet
07:Don't Take Advantage Of Me
08:Master Mechanic
09:Mojo Boogie
10:Stranger Blues (live)
11:Illustrated Man
12:Hard Way
13:Highway 61 Revisited (live at Bob Dylan's 30th anniversary concert)
14:Maybellene (feat. Vince Gill)
15:Dust My Broom (feat. Derek Trucks)
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