Lucinda Williams / Same
Lucinda Williams Spielzeit: 38:59 (CD 1), 71:56 (CD 2)
Medium: Do-CD
Label: Thirty Tigers Records, 2014 (1988)
Stil: Alternative Country


Review vom 05.02.2014


Markus Kerren
Es gibt Namen, die klingeln wie pures Gold in den Ohren. Einer davon - und hier speziell auf die Alternative Country-Szene bezogen - ist der von Lucinda Williams. Die Amerikanerin ist bereits seit den frühen siebziger Jahren in der Szene, brachte ihr erstes Album aber erst 1978 auf den Markt. Und selbst danach dauerte es nochmal zwanzig Sommer, bis sie 1998 mit "Carwheels On A Gravel Road" den ersten dicken Erfolg verbuchen konnte und auch weltweit für größere Aufmerksamkeit sorgte. Seither liefert die Lady auch global - wenn mal nicht mit Bewunderung, dann doch zumindest immer mit Respekt aufgenommenen - durchgehend (musikalischen) Gesprächsstoff.
Ein brandneues Studioalbum soll (nach den beiden großartigen Vorgängern Little Honey von 2008 und "Blessed" aus dem Jahr 2011) nun bereits in den Startlöchern stehen. Und in diesem Fahrtwind wurde auch noch einmal ihr drittes, gleichnamiges Werk aus dem Jahr 1988 aufgelegt. Die neueste Edition kommt dabei sogar als Doppeldecker daher, was aber ganz sicher nicht ohne den einen oder anderen Hintergedanken geschah. Aber dazu später mehr.
Acht Jahre lang hatte sie sich für die zwölf (damals) neuen Songs Zeit gelassen, was neben anderen Gründen auch daran lag, dass die Musikerin eine sehr akribische Arbeiterin ist und es immer sehr lange dauert, bis sie mit einem fertigen Song dann auch wirklich zu 100 % zufrieden ist. Damit treibt sie dann zwar öfter ihr direktes Umfeld an den Rand des Wahnsinns, aber diese Arbeitsweise zahlt sich auch aus. Denn selbst wenn ich nicht den kompletten Back-Katalog von Miss Williams kenne, sind die mir bekannten Alben allesamt kleine Perlen und landen mit schöner Regelmäßigkeit in meiner Anlage.
Genau das wird auch mit "Lucinda Williams" passieren. Auch auf dieser Platte ist das Songwriting vorzüglich, die Protagonistin wird von sehr guten Musikern begleitet und ihren Gesang umgibt erneut dieser omnipräsente Schmerz einer tief verletzten Seele, die die widrigen Umstände und tragischen Schicksalsschläge ihres Daseins mittlerweile akzeptiert hat, dabei aber nie weinerlich oder verbittert wirkt. Angeschlagen, aber noch lange nicht ausgezählt.
Was man dem Album vielleicht vorwerfen kann, ist, dass es bei den ersten Hördurchläufen etwas zu glattpoliert klingt. Natürlich ist das noch lange kein Nashville-Einheitsbrei, aber wir haben die gute Lucinda auf anderen Scheiben auch schon etwas rauer und kantiger gehört. Dennoch, wenn man die Tracks dann genauer unter die Lupe nimmt, entfalten sie sehr schnell ihre volle Kraft. "I Just Wanted To See You So Bad", "Abandoned", "Big Red Sun Blues", "Passionate Kisses", "Am I Too Blue" und, und, und... da ist ein Song so stark wie der nächste und unterscheidet sich dennoch immer wieder von dem davor. "Changed The Locks" ist dann noch ein besonderes Schmuckstück unter den versammelten, das den Zeigefinger kaum von der Repeattaste wegkommen lässt!
Und für alle, die sich dennoch etwas an der Produktion stören, ist hier noch eine zweite CD von einem Auftritt im niederländischen Eindhoven vom 19. Mai 1989 beigefügt, bei dem immerhin acht der zwölf Tracks des Studioalbums noch einmal zusätzliches Leben erhalten. Dazu kommen (vom gleichen Konzert) noch sechs ältere Nummern und außerdem weitere sechs Bonus Tracks, die zwar alle schon einmal erhältlich waren, diese Geschichte aber perfekt abrunden.
Wie auch beispielsweise Emmylou Harris ist Lucinda Williams immer sehr sorgsam mit ihrem Lebenswerk umgegangen und hat sich nie vor irgendeinen Karren spannen lassen. Auch ihr gleichnamiges drittes Album aus dem Jahr 1988 ist eine Bereicherung für jede Alternative Country- bzw. Americana-Sammlung und kann unbedingt empfohlen werden.
Da darf man sich getrost auf das brandneue Album freuen. Und die Überbrückungszeit kann sich jeder (der will) mit der hier besprochenen Doppel-Scheibe versüßen.
Line-up:
Lucinda Williams (acoustic guitars, lead vocals)
Gurf Morlix (acoustic & electric 6- & 12-string guitars, mandolin, Dobro, lap & pedal steel, 6-string bass, background vocals)
Dr. John Ciambotti (Fender 3-string bass, stand-up bass, Kramer/Ferrington bass - CD 1, CD 2 - #15-17,19,20)
Jim Lessey (bass - CD 2 - #1-14)
Donald Lindley (drums)

With:
Skip Edwards (keyboards - CD 1)
Juke Logan (harmonica - CD 1)
Doug Atwell (fiddle - CD 1)
Steve Mugalian (washboard - CD 1)
Chris Gaffney (accordion - CD 1)
Jim Lauderdale (background vocals - CD 1)
Pat Quinn (background vocals - CD 1)
Taj Mahal (guitar & harmonica - CD 2 - #18)
Tracklist
CD 1:
01:I Just Wanted To See You So Bad
02:The Night's Too Long
03:Abandoned
04:Big Red Sun Blues
05:Like A Rose
06:Changed The Locks
07:Passionate Kisses
08:Am I Too Blue
09:Crescent City
10:Side Of The Road
11:Price To Pay
12:I Asked For Water (He Gave Me Gasoline)
CD 2:
01:I Just Wanted To See You So Bad
02:Big Red Sun Blues
03:Am I Too Blue
04:Crescent City
05:The Night's Too Long
06:Something About What Happens When We Talk
07:Factory Blues
08:Happy Woman Blues
09:Abandoned
10:Wild And Blue
11:Passionate Kisses
12:Changed The Locks
13:Nothing In Rambling
14:Sundays

Bonus Tracks:
15:Nothing In Rambling
16:Disgusted
17:Side Of The Road
18:Goin' Back Home
19:Something About What Happens When We Talk
20:Sundays
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