Rick Wakeman
Journey To The Center Of The World
Journey To The Center Of The World Spielzeit: 54:19 (CD), 76:53 (Bonus Disc)
Medium: CD (plus Bonus-CD)
Label: Music Fusion (Warner), 2014 (1974)
Stil: Musical


Review vom 19.08.2014


Steve Braun
An manche Sachen kann sich der Rezensent an dieser Tastatur einfach nicht gewöhnen; dazu zählen Bemusterungen ohne Booklet. Die Promoter können da i. d. R. überhaupt nichts dafür - sie müssen das weiterleiten, was von übergeordneter Stelle vorgesehen ist. Dort macht man sich (dieses Gefühl kann einen jedenfalls gelegentlich beschleichen) wohl eher wenige Gedanken darüber, wie der 'kleine' Rezensent zu einem fundierten Review kommen soll. Natürlich könnte man das Halbwissen der guten Tante Wikipedia nutzen, aber 'gerichtsfest' ist - auch und gerade in digitalen Zeiten - immer noch das geschriebene Wort und nur in Ausnahmefällen verlasse ich persönlich mich auf weniger als das...
Gut, dann muss im Fall von "Journey To The Center Of The Earth" unsere gewohnt informative 'Backline' auf das reduziert werden, was als gesichert gilt, und der Hoffnung Ausdruck verliehen werden, dass an verantwortlicher Stelle das Bewusstsein für den Nebenaspekt 'Rezensionsqualität' geschärft wird.
Welcher Jugendliche meiner Generation hat eigentlich nicht Jules Vernes "Reise zum Mittelpunkt der Erde" gierig verschlungen? In meinem Fall erschien etwa zeitgleich Rick Wakemans bis heute erfolgreichstes Album und lieferte fortan den perfekten Soundtrack zum Buch. Von daher war ich immer - ungeachtet teilweise vernichtender Kritiken in der damaligen Musikpresse - höchst angetan von "Journey To The Center Of The Earth" und daran hat sich bis heute nichts geändert!
Es handelt sich hier um eine Live-Aufnahme, die am 18. Januar 1974 in der Londoner Royal Festival Hall vor etwa dreitausend Zuschauern aufgezeichnet wurde. Rick Wakeman, die Band, das London Symphony Orchestra, der gut ein Jahr vor diesen Aufnahmen gegründete English Chamber Choir und der Erzähler, Schauspieler David Hemmings, agieren perfekt zusammen, ganz wie ein einziger, wabernder Klangkörper.
Die zwei Sänger, Ashley Holt und Gary Pickford-Hopkins, sowie vor allem die großartige Catherine Howard geben "Journey To The Center Of The Earth" einen starken Musical-Touch. Auch die Moderne Klassik wird mehr als einmal gestreift, besonders schön in "A World Within A World". Wer mit beiden Genres seine persönlichen Schwierigkeiten hat, wird dieser unterirdischen Reise zwischen den Vulkanen Snæfellsjökull und Stromboli sicherlich wenig bis nichts abgewinnen können. Wer ein Yes-Album erwartet, ist ohnehin auf dem garantiert völlig falschen Dampfer über den Styx. Klar, dass ein Wakeman geradezu ein Garant für progressive Prog-Elemente (hochdramatisch: "The Battle") ist, allerdings fallen diese eher 'weichgepült', wie in "Echoes" oder "The Storm", aus. Ganz sicher hat Alan Parsons ganz genau bei "Journey..." zugehört, bevor er ein paar Jahres später seine "Tales Of Mystery And Imagination" schrieb.
Der damalige (1974) Stand der Technik, entpuppt sich - vor allem im Vergleich zu "Return To The Center Of The Earth" - als wahrer Segen. Rick Wakemans Mellotron-Teppiche und Minimoog-Fanfaren reichen hier völlig aus, da das London Symphony Orchestra und der English Chamber Choir eine völlig organische Basis legen, auf der obendrein noch eine ganz exzellent besetzte Band gelegentlich in Floyd'scher Manier rockt - man teste diesbezüglich "The Reunion" an.
Jawollja, ich bin befangen und absolut voreingenommen: "Journey To The Center Of The Earth" ist für mich die Mutter aller Rockmusicals! Eine herrlich phantastische Reise...
Fünfzehn Jahre später - es war etwas stiller um Rick Wakeman geworden - sollte ein Remake noch mal etwas Schwung in die Karriere des Keyboarders bringen. Das gelang allerdings nur halbwegs, denn "Return To The Center Of The Earth" konnte weder voll überzeugen noch die Charts-Erfolge auch nur annähernd wiederholen. In erster Linie lag das wohl daran, dass sich der Musical-Charakter des Originals nicht ohne weiteres in die moderne Rockoper der Fortsetzung transferieren ließ. Was sich auf "Journey To The Center Of The Earth" noch überzeugend an der Klassik orientiert hatte, erschien im modernen Gewand einfach nur noch kleistrig-bombastisch. Einer der Gründe ist sicherlich, dass hier mehr Synthesizer aufgefahren und der Einsatz des Orchesters zurückgefahren worden war. "Return..." klingt einfach nicht so natürlich-organisch, sondern wie eine ganz 'normale' Rockoper...
Gut, ein Remake steht zumeist unter keinem glücklichen Stern. Die Gefahr eines schnöden Aufgusses ist einfach zu groß. Man tut so einem Werk mit Vergleichen sicherlich unrecht, aber sie drängen sich in diesem Fall schlichtweg auf.
Die Mali beginnen mit den übermächtigen Keyboards und der reduzierten Orchestrierung, setzen sich über die Auswahl der Sänger fort und münden in einer gut zwanzig Minuten längeren, wohl etwas zu aufgeblähten Gesamtkonstruktion. Vor allem die gesanglichen Darbietungen fallen gegenüber "Journey..." deutlich ab. Ist schon klar, warum Ozzy Osbourne bei "Buried Alive" mit von der Partie ist (Stichwort: Rockoper), aber er bringt ebenso wenig die Klasse für so ein ambitioniertes Werk mit, wie an anderer Stelle Justin Hayward. An Bonnie Tyler scheiden sich ohnehin alle guten und bösen Geister...
Trotzdem wird "Return To The Center Of The Earth" seinem schlechten Ruf nicht gerecht. Es ist ein Verdienst dieser Neuauflage, dass Original und Fortsetzung einmal in direktem Vergleich gegenüber gestellt werden und da fällt "Return..." fraglos ab, unterhält aber trotzdem - vor allem, wenn man die Vorurteile mal beiseite schiebt - auf ansprechendem Niveau.
"Journey To The Center Of The Earth" wird (mit "Return..." als Bonus-CD) in diversen Editionen, u. a. auch Vinyl, angeboten. Über die Ausstattung kann ich (vgl. die Einleitung) nichts aussagen - der musikalische Mehrwert stimmt jedenfalls.
Line-up:
Keine genauen Angaben möglich!
Tracklist
Journey To The Center Of The World
01:Preface To A Journey
02:The Journey Overture
03:Journey's Dawn
04:Crystals
05:The Gothic Cathedral
06:A Quest Of Water
07:The Hansbach
08:Fervent Prayer
09:The Recollection
10:Lost & Found
11:Echoes
12:4 Miles
13:The Reunion
14:A New Vista
15:A World Within A World
16:The Raft
17:The Battle
18:Cumulus Clouds
19:The Storm
20:The Cemetery
21:Quaternary Man
22:Mastodons
23:The Forest
24:Ages Of A Man
25:The Tunnel
26:Hall Of The Mountain King
27:Mount Etna
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