Wonderland / Wonderland Band No. 1
 Wonderland Band No. 1 Spielzeit: 43:42
Medium: CD
Label: Sireena Records, 2016 (1971)
Stil: Prog and more


Review vom 18.02.2016


Ulli Heiser
»Wir sprechen heute über die Jahre 1968 - 1971«, begann Kollege Wolfgang sein Review über das - strenggenommen - einzige Album der deutschen Band Wonderland, welches noch dazu unter dem Titel The Best Of daherkam.

Nun sind wir im eingangs genannten Jahr 1971, aus dem Projekt Wonderland wurde Wonderland Band No. 1 und jetzt gab es ein 'echtes' Album mit gewaltigem Line-up, welches aber auch das einzige der Band bleiben sollte. Eigentlich ist das schade und unverständlich zugleich, denn wenn der ganz große Erfolg auch ausblieb, sah es mit der Singleauskopplung "Moscow" gut aus. Der Song war für viele Wochen nicht schlecht in den Charts platziert, kam auch über den Landesgrenzen gut an, was schließlich dazu führte, dass Wonderland die Bee Gees auf deren Deutschland-Tournee supporteten.
Wie das manchmal so ist, war die Band irgendwie uneins, Les Humphries und Helmuth Franke verließen die Gruppe und wurden durch Claus-Robert Kruse sowie Kalle Trapp ersetzt. 1970 spielten sie neben Deep Purple und The Nice im Berliner Sportpalast. Heute würde man sagen, die Band war also gut gesettelt. Aber es kam zur Auflösung, auch weil Achim Reichel andere Musik im Kopf hatte. Er wollte hin zum Progressiven und lebte das mit seinem Projekt A.R. & Machines zusammen mit Frank Dostal auch aus.
War gerade der Hit "Moscow" doch sehr psychedelisch (wie im Übrigen auch Achims erste Band The Rattles, die mit den Beatles und den Stones die Bühnen teilten), so gibt es auf vorliegendem Album nichts, das so schnell ins Ohr geht und radiotauglich wäre, wie eben "Moscow". Das forsche "Heya Donna Leya" ist im Prinzip die einzige Nummer, die man dem quotengesteuerten Rundfunk tagsüber zutraut.
Sind die letzten Töne dieses Stückes verklungen, lässt "The Liberal John F. Baverstock" aufhorchen. Progressiv ist da sogar eine Spur zu harmlos, das muss damals viele regelrecht erschreckt haben, denn was Achim und Frank da aus ihrer Feder ließen, ist schon ziemlich anspruchsvoll. Und das Beste, man schnappte sich das halbe James Last-Orchester und das verlieh den Titeln diese extrem zu nennende Mischung aus Prog und Psychedelic. Ja liebe Rocker, James Last, dieser geniale Tausendsassa, dem man den sogenannten »Happy Sound« attestiert und der auch der Produzent von Wonderland war.
"The Hill" mit seinen fast zwölf Minuten ist ein Meisterwerk bezüglich Symbiose orchestraler und rockiger Strukturen. Die Tracks der Langspielplatte, damals bei der Deutschen Grammophon aufgenommen, wurden nun über den Spezialisten Sireena aufbereitet und zeigen, was damals in deutschen Landen so unterwegs war. Selbst die Nummern, die einen leichter verdaulichen Folkeinschlag haben, können den sie umgebenden Mantel aus in der Tat progressiv zu nennendem Gewebe nicht verleugnen.

Wer Wonderland ausschließlich mit "Moscow" in Verbindung bringt, hat nichts verkehrt gemacht, denn es ist sicher DIE Nummer der Band. Aber wenn man wissen will, zu was die Mannen um Achim Reichel und Frank Dostal fähig waren, muss man dieses Stück deutscher Rockgeschichte eben auch gehört haben. Und wenn wir ehemals als langhaarig Titulierten in naher Zukunft sabbernd beim Tanztee über vergangene Zeiten sinnieren, wird es mächtig Spaß machen, wenn der DJ James Last auflegt. Weil wir wissen, dass die Musiker seines Orchesters neben "Morgens um sieben ist die Welt noch in Ordnung" auch zu völlig Anderem in der Lage waren.
Line-up:

Frank Dostal (vocals)
Achim Reichel (guitar, vocals)
Helmuth Franke (guitar)
Ladi Geissler (guitar)
Claus-Robert Kruse (guitar, organ)
Bernd Steffanowski (guitar)
Kalle Trapp (guitar, bass)
Hans-Uwe Reimers (piano)
Benny Bendorf (bass)
Hans Hartmann (bass)
Sten-H. Lineberg (bass)
Peter Franken (drums)
Jo Nay (drums)
Barry Reeves (drums)
Dicki Tarrach (drums)
Walter Rudolph (kettle drums)
Max Lindner (xylophone, chimes)
Bernhard Gediga (trumpet, baroque trumpet)
Peter Kallensee (trumpet)
Ernst Möhlheinrich (trumpet)
Walter F. Preu (trumpet)
Heinz Fadle (trombone)
Hermann Heinrich (trombone)
Friedrich Rhode (trombone)
Wiegand Schneidenbach (trombone)
Tracklist
01:Heya Donna Leya (4:43)
02:The Liberal John F. Baverstock (6:49)
03:Heavy Rider (8:19)
04:I Make Music (3:55)
05:Country Clown (4:59)
06:Unfaithful (2:40)
07:The Hill (11:53)
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