Woolly Wolstenholme / Maestoso
Maestoso Spielzeit: 48:39
Medium: CD
Label: Eclectic Discs, 2006 (1980)
Stil: Prog Rock


Review vom 10.11.2006


Jürgen Bauerochse
Als Woolly Wolstenholme im Jahr 1979 Barclay James Harvest verließ, war die progressive Ära der Band vorbei, und es ging mit weitaus mainstreamigeren Tönen weiter, die BJH in der Gunst der Hörer wesentlich höher steigen ließen.
Aber was wollte der Keyboarder? Wohin sollte ihn die jetzt in Angriff genommene Solokarriere bringen? Nun, ich glaube, so ganz im Klaren darüber war sich Woolly Wolstenholme selbst noch nicht, als er 1980 sein erstes Solo-Album einspielte.
"Maestoso" ist irgendwie schwer einzuordnen. Es gibt ein bisschen Bombast-Rock zu hören. Andererseits erklingen aber auch harmlose Pop-Liedchen, die ziemlich nichtssagend an mir vorüber ziehen. An manchen Stellen des Albums lassen Genesis oder Marillion grüßen, ohne das deren Klasse und Ausdruckskraft erreicht wird. Dazu fehlt den beteiligten Musikern wohl einfach das nötige Charisma.
"Sail Away" ist so eine Pop-Nummer. Es geht eigentlich ganz gut ins Ohr, ohne sich im Gehirn festzusetzen. Solche Songs vergisst man einfach wieder, und das innerhalb weniger Minuten.
"Quiet Island" beginnt da schon dramatischer, verfällt dann aber in einen fast Reggae-mäßigen Rhythmus und kann die aufgebaute Spannung nicht halten, obwohl sich im Mittelteil so etwas wie ein bombastischer Ausbruch befindet, der jedoch gleich wieder verschwunden ist.
"A Prospect Of Whitby" ist ein schöner ruhiger Song, der in den knapp drei Minuten aber auch nicht das zu Ende führt, was er verspricht. Hier fehlt irgendwie ein instrumentales Zwischenspiel, das diesen Titel etwas aufwerten würde.
Einer der besten Nummern des Albums ist für mich "Patriots". Hier ist schon eine Mini-Hymne entstanden. Es gibt fast dramatische Momente, die mit einem sehr eindringlichen Gesang unterlegt sind. Immer wieder wechseln ganz leise Töne mit großen orchestralen Klängen. Ein wirklich sehr kontrastreiches Stück, bei dem ich auch das wunderbare Orgelspiel hervorheben möchte.
Der wohl rhythmusbetonteste Song ist "Gates Of Heaven". Hier könnten auch Genesis in ihrer Endphase am Werk gewesen sein.
"American Excess" beginnt mit einer immer wiederkehrenden Basslinie und einer schönen Gitarre sehr interessant. Die Vocals setzen ein, und die vorhandene düstere Stimmung bleibt erhalten. Auch als die Leadgitarre einsetzt, bleibt der Rhythmus der Gleiche. Das ist mein Anspieltipp des Albums!
Der Titelsong "Maestoso" stammt schon aus dem Jahr 1974, fand aber damals nicht den Weg auf ein Barclay James Harvest-Album. Hier hat Woolly Wolstenholme anscheinend eine kleine Symphonie im Kopf gehabt, denn es gibt reichlich Bombast auf die Ohren.
Die beiden Bonustracks sind Live-Mitschnitte, die 1982 in Wien aufgezeichnet wurden. Es zeigt sich, dass Woolly Wolstenholme auf der Bühne wesentlich mehr Dampf machen kann als im Studio.
Aber auch hier ist deutlich zu hören, dass alle Tracks noch nicht ganz ausgereift sind, um als wichtige Teile in der Rockmusik zu gelten. "Maestoso" ist kein schlechtes, aber auch kein herausragendes Werk des Progressive Rock.
Line-up:
Steve Broomhead (Guitar, Mandolin, Vocals)
Kim Turner (Drums, Percussion, Vocals)
Woolly Wolstenholme (Keyboards, Guitar, Bass, Vocals)
Brian Day (String Bass on "Waveform")
Bill Nixon (Tubular Bells, Tympani)
Terry Grady (Bass on "Even The Night" and "Has To Be A Reason")
Tracklist
01:Sail Away
02:Quiet Islands
03:A Prospect Of Whitby
04:Lives On The Line
05:Patriots
06:Gates Of Heaven (14/18)
07:American Excess
08:Maestroso
09:Waveform
10:Even The Night
11:Has To Be A Reason
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