Pete York / & Friends
& Friends Spielzeit: 73:46 (CD 1), 60:10 (CD 2), 46:52 (CD 3)
Medium: 3-CD-Box (Collector's Edition)
Label: inakustik, 2007
Stil: Blues/Jazz-Rock


Review vom 29.11.2007


Joachim 'Joe' Brookes
In den Achtzigerjahren wurden unter dem Motto 'Pete York presents…' drei Live-Alben mit unterschiedlicher Besetzung veröffentlicht.
Diese liegen nun in einer schön gestalteten Box und kommen zum Preis einer Einzel-CD auf den Markt.
Enttäuscht ist man schon, wenn das Innenleben der Schachtel dann nur die drei in Pappschubern gesicherten CDs preis gibt. Hoffentlich fehlt das Booklet nur in der mir vorliegenden Promo-Ausgabe!
Die Rundlinge sind als Vinyl-Platten gestaltet, selbst die Unterseite ist schwarz.
Auf allen drei Alben ist neben Pete York der Ausnahmebassist Colin Hodgkinson mit von der Partie.
Die Zeitreise beginnt im Jahr 1984 mit "Live Together"
Am 1.10. wurde der Gig in der Arche (Waldkirch) mitgeschnitten und präsentiert Spencer Davis. Da dürfen solche Highlights der Musik-Geschichte wie "Keep On Running" oder "Gimme Some Lovin'" nicht fehlen.
In sechs Minuten wird die CD mit dem erstgenannten Klassiker eröffnet und sorgt für klasse Stimmung beim Hörer. Davis ist nicht nur ein toller Gitarrist, sondern zeigt am Mikro auch seine gesanglichen Qualitäten. Hodgkinson macht schon einige Finger-Lockerungsübungen auf den dicken Saiten und York bringt in einem ersten Solo die Felle und Becken auf Betriebstemperatur bevor es mit den wohlbekannten Gitarren-Riffs zurück zum Thema geht.
Gegen Ende des Konzerts braucht York nur kurz den Auftakt zu spielen und den Zuschauern ist klar, was sie geboten bekommen. Eine "Gimme Some Lovin'"-Version voller Spielfreude und sehr guten Backing Vocals von York sowie Hodgkinson. Davis verpasst seiner Gitarre in einigen Parts diesen kräftig verzerrten Sound.
Was sich zwischen diesen beiden Songs abspielt, ist einerseits eine herrliche Zitatensammlung, andererseits eine Höchstleistung des Bassisten Hodgkinson, der sich mit Mississippi John Hurts "Sliding Blues" einen Solobeitrag derExtraklasse leistet. Mit welchem Feeling er den Bass zum Singen bringt, ist fantastisch! Auch Robert Johnsons "Walking Blues" ist fast ausschließlich Hodgkinson-Terrain, denn knapp die Hälfte des Tracks ist von seinem Basssolo ausgefüllt.
Die Songs "Mistakes" und "Crossfire" sind eher mainstreaminge Soft-Rocker, die nicht so sehr my cup of tea sind.
Da kommt das bluesig stampfende "Blood Runs Hot" schon viel besser rüber und wir befinden uns wieder in der richtigen Stimmungsschiene, die mit einigen weiteren Songs stetig nach oben zeigt.
Über die traditionelle Blues-Ballade "Trouble In Mind" kommen wir mit "Somebody Help Me" zu einem weiteren Song aus dem Spencer Davis Group-Repertoire.
Der Knaller auf "Live Together" ist allerdings "I'm A Man". Keine einzige Sekunde der fast sieben Minuten, auch wegen Yorks Drum-Solo, ist verschwendete Zeit.
Mit einem der Urgestein der Rock-Musik, Brian Auger, geht es in "Steaming" weiter.
1985 war Freiburg der Tatort für eine Konzertaufzeichnung und jetzt kann man sich auf eine geballte Ladung Jazz-Rock freuen.
Lädt man den Player unmittelbar nach "Live Together" mit "Steaming", ist es verblüffend, wie wandlungsfähig Pete York und Colin Hodgkinson sind. Vom 12-Takter und Blues Rock ab in den Jazz-Rock. Hochachtung!
Brain Auger zaubert eine Vielzahl von herrlichen Sounds mit seinen Keyboards ("Freedom Jazz Dance").
Mit "Catcote Rag" gibt der Bassist eine erste instrumentale Solo-Einlage, der er "San Francisco Bay Blues" (mit Gesang) folgen lässt. Ausnahmen bestätigen die Regel, denn der Track ist selbstredend Blues, genauso wie Howlin' Wolfs "Going Down Slow".
Den swingenden Jazz gibt es mit "Take The A-Train" auf die Ohren und "Prelude To A Kiss", ebenfalls von Billy Strayhorn geschrieben, ist Bar-Jazz zur Tageswende mit Auger am E-Piano.
Wie vielseitig York trommeln kann, belegt er durch sein Solo in "The Hawk Talk". "Steaming" enthält zwei Longtracks: Zum einen den Donavan-Titel "Season Of The Witch", welcher vom Keyboarder arrangiert wurde und wenn er mit seiner rauen Stimme singt, hat es das gewisse Extra. Streckenweise bedient York seine Drums mit Paukenstöcken, wodurch eine besondere Atmosphäre erzeugt wird. Was Auger so alles von sich hören lässt, könnte als Lehrstück für Keyboard-Universalität stehen. Da sprudeln nur so die Ideen und keck werden kleine Song-Zitate eingebaut.
Die Fußwippe wird aktiviert, wenn das Instrumental "All About My Girl" aus den Boxen kommt. Dann folgt zum Ende mit "Compared To What" die zweite Überstunde der CD und der Track bildet den krönenden Abschluss einer Jazz Rock-Platte, die, passend zur vorweihnachtlichen Zeit, voller Überraschungen ist. Auch hier wird stellenweise lecker zitiert.
Einen kleinen Zeitsprung machen wir, wenn es mit "Extremely Live"
zum letzten Silberling der Box kommt.
Die Belegschaft der Band wächst von der Trio-Besetzung zum Sextett an, denn im Juli 1988 waren in der Birmingham Town Hall Spencer Davis, Chris Farlowe, Zoot Money und Miller Anderson auf der Bühne.
Diese Platte steht unter dem Motto »Everybody, let's have some fun…«, wie Davis im Opener singt.
Ein Höhepunkt jagt den nächsten und dokumentiert, selbst nach fast 20 Jahren, dass der Blues damals wie heute taufrisch klingt. Von groovend ("Key To The Highway") über rockend ("Feets Too Big") bis traditionell ("Tamp 'Em Up Solid") erreichen wir mit Zoot Moneys "Ain't Nothing Shakin' But Bacon" die Halbzeit.
Dann wird Chris Farlowe angekündigt und wenn er a capella Randy Newmans "I Think It's Gonna Rain Today" singt, könnte man eine Stecknadel in der Town Hall fallen hören. Eine ganz starke Performance zur Einleitung des zweiten Teiles!
"The Thrill Is Gone" ist Slow-Blues in Vollendung. Für Bob Dylan lässt Anderson das Metallröhrchen über die Saiten gleiten und dann kommt, was kommen muss: "Stormy Monday", in fast elf Minuten zelebriert, mit allen Zutaten, die eine gelungene Blues-Nummer ausmachen. Wie Farlowe dieses Stück interpretiert, muss nicht weiter beschrieben werden.
Fazit: "& Friends" ist eine sehr stimmungsvolle und stimmige Zusammenstellung von Live-Dokumenten für alle, die keine der einzelnen CDs, die es auf dem Markt gibt, bereits haben.
Wegen des günstigen Preises dient die gelungene Box auch mit einem Schlag als Packet zur Ergänzung der Sammlung, denn sie ist allemal 8 von 10 RockTimes-Uhren wert.
Line-up: Live Together (1984)
Spencer Davis (guitar, vocals)
Colin Hodgkinson (bass, vocals)
Pete York (drums, vocals)

Line-up: Steaming (1985)
Brian Auger (keyboards, vocals)
Colin Hodgkinson (bass, vocals)
Pete York (drums, vocals)

Line-up: Steaming (1988)
Chris Farlowe (vocals)
Spencer Davis (guitar, vocals)
Miller Anderson (guitar, vocals)
Zoot Money (keyboards, vocals)
Colin Hodgkinson (bass, vocals)
Pete York (drums, vocals)
Tracklist
CD 1:
01:Keep On Running (6:02)
02:Midnight Special (4:26)
03:Walking Blues (6:18)
04:Mistakes (3:24)
05:Sliding Blues (3:43)
06:I'm A Man (6:43)
07:Crossfire (3:51)
08:Blood Runs Hot (3:15)
09:Trouble In Mind (5:53)
10:Somebody Help Me (7:27)
11:Don't Leave Me (7:10)
12:Tulsa Time (4:25)
13:Gimme Some Lovin' (5:48)
14:Muddy Waters (4:51)
CD 2:
01:No One (4:41)
02:Freedom Jazz Dancer (6:15)
03:Catcote Rag (3:05)
04:San Francisco Bay Blues (3:22)
05:Take The A-Train (2:43)
06:Prelude To A Kiss (3:24)
07:The Hawk Talk (3:27)
08:Season Of The Witch (11:46)
09:All About My Girl (6:12)
10:Going Down Slow (5:07)
11:Compared To What (10:08)
CD 3:
01:Intro 1 (0:23)
02:Let The Good Times Roll (2:01)
03:Key To The Highway (4:03)
04:Feets Too Big (5:10)
05:Tamp 'Em Up Solid (4:05)
06:Ain't Nothing Shakin' But Bacon (6:40)
07:Intro 2 (0:25)
08:I Think It's Gonna Rain Today (3:18)
09:The Thrill Is Gone (4:55)
10:Watch The River Flow (5:11)
11:Stormy Monday (10:42)
 
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