Yellow Sunshine Explosion / Same
Yellow Sunshine Explosion Spielzeit: 42:00
Medium: CD
Label: Sireena Records, 2012 (1987)



Review vom 13.01.2013


Markus Kerren
Die Vita der deutschen Band Yellow Sunshine Explosion erstreckt sich gerade mal über einen Zeitraum von elf Jahren. Gegründet wahrscheinlich anno 1981 (so ganz genau scheint das keiner mehr zu wissen), bestand der Kern der Band immer aus Hans Hubert (aka 'Bert') Schlexer am Gesang und Bass, Thomas Hopf am Schlagzeug und Georg Schulte an der Gitarre. Im Jahr 1984 wurde Paul Bradley Langley in der Dortmunder Fußgängerzone aufgesammelt, der immerhin bis 1988 in der Gruppe blieb, somit auch auf diesem ersten und einzigen Album von 1987 an den Positionen Harmonika, Flöte und Percussion zu hören ist.
Die ursprünglichen Inspirationen der Band lagen in der Beatmusik der sechziger Jahre, was auf den zehn hier vorliegen Tracks auch keineswegs verhohlen werden kann. Zum Beispiel die beiden Opener "Ballad Of Dan" und "Sorry" hören sich wie ein zur Adoption frei gegebenes Baby von
Pink Floyd (Syd Barrett-Phase) und The Who (aus der Zeit vor Tommy) an. Zunächst viele Melodien und Harmonien, bevor dann plötzlich Schlagzeug-Hyperventilationen à la Keith Moon über den Hörer hereinbrechen. Berücksichtigt man dazu die Sitar und den verhallten Gesang, dann hat man lupenreine Psychedelic-Nummern im Stile der Endsechziger vorliegen.
Und ich kann mir einfach nicht helfen, diese Jungs müssen sehr wahrscheinlich auch Noel Reddings Truppe Fat Mattress gekannt haben. Man kommt sich vor wie in einer abgefahrenen Zeitmaschine zurück in eine Zeit, wo man auf Partys vor lauter Raschwaden die Zimmertür nicht mehr sehen konnte, jeder Batikshirts anhatte und Rasierapparate sowie Frisöre zum persönlichen Tabu erklärt wurden. Und das Schönste an der ganzen Sache ist, dass man hier nie das Gefühl eines Plagiats vor Ohren hat, sondern eigenständige Songs der äußerst gehobenen Klasse vorliegen. Was für ein Trip!
Apropos 'Trip': Der Spruch »Nimm es, wie es ist« heißt bei Yellow Sunshine Explosion auf Englisch "Take It Acid Is", was sicher auch ein kleiner Fingerzeig in die Richtung ist, wo sich das Quartett damals geistig befand. Oder hin wollte... oder irgendwo dazwischen? Der Song an sich vermittelt durch die richtungsweisende Flöte und die verschleierten Sounds zumindest diesen Eindruck. Auch hier kommen mir wieder Fat Mattress in den Sinn, wobei Yellow Sunshine Explosion sogar noch konsequenter bezüglich des psychedelischen Sounds zu sein scheinen. Bert Schlexer besticht hier neben dem Gesang auch durch superbe Bassarbeit, zu der sich dann auch umgehend das Schlagzeug gesellt und ebenso wenig Gefangene macht.
Jeder einzelne der Songs trifft ins Schwarze, wobei auf jeden Fall noch die abschließende Nummer "Isabelle" - fast so was wie ein unentdeckter Hit - erwähnt werden muss. Hier war Gerd Neumann als Gast an der Sitar (und Flöte) mit am Start und das Stück glänzt nicht nur durch musikalische Leistungen, sondern bleibt geradezu wie Pattex zwischen den Lauschern kleben. Der krönende Abschluss eines sehr, sehr geilen Psychedelic-/Krautalbums.
Nur leider passierte trotz vieler gespielter Konzerte (unter anderem mit Damo Suzuki) nichts und die Band trat insgesamt über zehn Jahre lang und trotz dieses Albums sprichwörtlich auf der Stelle. Bis sie dann 1992 schließlich entnervt aufgab und nahezu spurlos vom Erdboden verschwand.
Tja, und das Ende vom Lied? Bert Schlexer verstarb am 7. Juni 1997, Georg Schulte zog nach Indien (ohne eine Adresse zu hinterlassen und ohne, dass man je wieder etwas von ihm gehört hätte) und Thomas Hopf spielt nach Projekten mit Damo Suzuki und Michael Karoli (R.I.P., beide Ex-Can) auch heute noch in verschiedenen Bands. Nicht zu vergessen entstand 1989/1990 noch ein Demo Tape, das zwar lediglich in einer Auflage von 100 Stück vertrieben wurde, aber bis zum heutigen Tage Kultstatus genießt.
Ein unbedingt zu empfehlendes Schmuckstück, das uns Sireena Records hier glücklicherweise wieder ans Tageslicht gebracht hat. Freunde von Psychedelic und Krautrock sollten unbedingt zuschlagen! Dicker Tipp!
Line-up:
Bert Schlexer (bass, lead vocals)
Paul Hardley Langley (harmonica, flute, percussion)
Thomas Hopf (drums, percussion, tabla)
Georg Schulte (electric & acoustic guitars, background vocals)

Mit:
Gerd Neumann (sitar & flute - #7)
Huggy Borkhardt (organ - #5)
Tracklist
01:Ballad Of Dan
02:Sorry
03:It's Not My Fault
04:Yellow Sunshine Explosion
05:Feminine Animation
06:Kaleidoscope
07:Take It Acid Is
08:Sing Ba Ba Ba
09:Sun My Love
10:Isabelle
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