The Long Ryders / Native Sons, 10-5-60, Radio Tokyo, 5 By 5
Native Sons, 10-5-60, Radio Tokyo, 5 By 5 Spielzeit: 79:47
Medium: CD
Label: Prima Records, 2011
Stil: Alternative Country

Review vom 21.06.2011


Wolfgang Giese
Diese Veröffentlichung ist sehr erfreulich, denn neben der seinerzeit im Jahre 1984 erschienenen LP "Native Sons" sind noch feine Boni dazugepackt worden. Die ersten elf Titel stellen die Original-LP dar, Track 12 bis 17 stammen von der vorhergehenden EP "10-5-60", 18 bis 20 stammen aus den "5 By 5"- Sessions und 21 bis 23 sind die "Radio Tokyo Demos". Zu guter Letzt gibt es noch die B-Seite der gleichnamigen A-Seite "Too Close To The Light", hier als 'Buckskin Mix', obenauf.
Ehrlich gesagt, die LP der Long Ryders hatte ich mir seinerzeit (1984) gekauft, weil Gene Clark auf einem Titel, "Ivory Tower", die Vocals beisteuerte. Doch war ich eigentlich etwas enttäuscht, weil es sein einziger Beitrag blieb. Wie auch immer: Nun liegt eine 'DeLuxe-Reissue' vor und bietet die Möglichkeit, auch in die EP wieder hineinzulauschen.
The Long Ryders waren eine Band aus L.A., die man - neben solchen Gruppen wie Dream Syndicate oder Rain Parade - stilistisch dem sogenannten 'Paisley Underground' zurechnete. Wahrscheinlich lag es an Sid Griffin, dass die Band sich sehr dem Einfluss von den Byrds und Gram Parsons ergab. Über den Letztgenannten hatte Griffin dann auch 1985 eine Biografie veröffentlicht. Die EP war noch stark punkbehaftet, aber auch Anleihen an die Byrds waren eindeutig hörbar. Allein schon das Posing auf dem Cover, in der vorliegenden Kollektion natürlich enthalten, machte keinen Hehl daraus. Aber letztlich überwog die raue Seite, die auf späteren Aufnahmen allerdings mehr und mehr abgeschliffen wurde. Auf "Native Sons" blitzte diese allerdings wieder auf, die Musik erinnert mich auch gelegentlich an das, was die Flying Burrito Brothers in den Anfangsjahren vorlegten. Kein Wunder, war doch der gleiche Produzent beteiligt: Henry Lewy!
Die frühesten Aufnahmen sind die Demos aus 1982, die von Ethan James in Venice produziert wurden - die neuesten Titel stammen von 1985 und werden die "5 By 5"-Sessions genannt, die man in Hollywood aufgenommen hatte. Diese Zeitspanne kann man durchaus musikalisch nachvollziehen, denn die Entwicklung vom eher ruppigen Stil bis hin zu harmonischeren Klängen ist hörbar. Einzig die (Fast-)Abstinenz von Keyboards jeglicher Art ist allen Takes gemeinsam. Grundsätzlich handelt es sich um reine Gitarrenmusik, die mit vielen Ambitionen gespielt wird und dafür geeignet ist, direkt in den Blutkreislauf zu gelangen.
Später gab es weitere Veröffentlichungen der Band, doch zählt "Native Sons" noch heute zu meinen Favoriten, allein wegen der wunderbaren Reminiszenz an vergangene Tage - sei es die Ausrichtung hin zu Bob Dylan bei "Final Wild Son", zum Garagenpunk - wie man ihn vom berühmten Sampler "Nuggets" kennt - bei "Still Get By" oder das stark Byrds-lastige "Ivory Tower", bei dem ich Gene Clark gern mit den Lead Vocals gehört hätte. Munter gerockt wird bei "Run Dusty Run"; mir kommen sogleich die McCoys in den Sinn. Die Interpretation von "(Sweet) Mental Revenge" nimmt den Americana-Sound schon frühzeitig vorweg.
So geht es munter und unglaublich locker weiter und es macht mir noch immer Freude, dieser unkomplizierten Musik - voller Revival und Zukunft gleichzeitig - mit Hingabe zu lauschen. Ein Dank gilt den Initiatoren für diese Zusammenstellung der frühen Titel!
Auch wenn es The Long Ryders schon lange nicht mehr gibt, der Geist der Band lebt noch immer, denn schließlich arbeitet Griffin heute mit den Coal Porters in ganz ähnliche Richtung.
Kurzum, die Bewegung des Alternative Country der Neunziger war hier bereits vorweg genommen. Für mich ist "Native Sons" eine der besten Platten des Genres!
Line-up:
Sid Griffin (vocals, 6 & 12-string guitars, autoharp, harmonica, "Miss National")
Stephen McCarthy (vocals, lead guitar, lap steel guitar, banjo, mandolin, keyboards)
Tom Stevens (vocals, acoustic stand-up bass, electric bass)
Greg Sowders (drums, percussion, song publishing, smiles)
Des Brewer (bass guitar, vocals - #12-17, 21-23)
Gene Clark (vocals - #3)
Dave Pearlman (steel guitar - #5)
Phil Kenzie (baritone and tenor sax - #7)
Tracklist
01:Final Wild Son (2:36)
02:Still Get By (2:50)
03:Ivory Tower (3:00)
04:Run Dusty Run (2:26)
05:(Sweet) Mental Revenge (2:51)
06:Fair Game (2:39)
07:Tell It To The Judge On Sunday (3:09)
08:Wreck Of The 809 (3:57)
09:Too Close To The Light (4:12)
10:Never Got To Meet The Mom (2:16)
11:I Had A Dream (3:52)
12:Join My Gang (2:48)
13:You Don't Know What's Right, You Don't Know What's Wrong (4:02)
14:10-5-60 (3:11)
15:Born To Believe In You (3:10)
16:The Trip (2:42)
17:And She Rides (4:31)
18:Time Keeps Traveling (3:35)
19:I Can't Hide (3:12)
20:Masters Of War (4:33)
21:Still Get By (2:51)
22:10-5-60 (3:05)
23:And She Rides (4:00)
24:Too Close To The Light [Buckskin Mix] (3:56)
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