Velvetone / Yip-Yip!
Yip-Yip! Spielzeit: 47:28
Medium: CD
Label: CrossCut Records, 2008
Stil: Retro Rock'n'Roll

Review vom 23.01.2008


Norbert Neugebauer
Glücklicherweise gibt es auch Franken in der RockTimes-Redaktion! Die trotz offensichtlich unverzichtbarer 'Nähe zum Bierfass' nach getaner Arbeit durchaus auch Live-Mucke am anderen Ende des Wirtshaussaals noch aktiv genießen können...
Velvetone in IltenDie sogar noch wissen, welche Bands gespielt haben, dass eine davon richtig die Rock'n'Roll-Schau auf der Bühne abgezogen hat und Velvetone aus Bremen hieß. Geschehen am 29.09.2007 im Soundcheck Ilten. So kam das Déjà Vu für den Kollegen Ulli dann auch erst nach Zuruf, als er die Single
Lil' Bad Thing'/Seven zum Besprechen in seine erfreuten Ex-DJ-Finger bekam. Aber dafür klau ich ihm mal den Kernsatz seines Reviews, weil nämlich die beiden besprochenen Titel auf der CD sind:
»Seite A, bzw. "Lil' Bad Thing" ist eine Rockabilly-Nummer, bei der allerdings die Elvis-Tolle dem Stetson gewichen ist. Das Stück versprüht eine gehörige Portion Desertstaub und lebt von Tammos Gitarrenarbeit. "Seven" staubt noch mehr, ist ruhiger und man sieht fast die Tumbleweeds unterm Wohnzimmertisch vorbeirollen. Schön dreckig kommt die Gitarre und Rays Stimme pendelt sich irgendwo zwischen Russ Tolman und Calvin Russell ein. Kommenden Januar wird der neue Longpayer "Yip-Yip!" erscheinen und ich bin gespannt darauf. Wenn der Fokus Richtung Roots geht und der (hier) schwache Rockabilly-Anteil nicht stärker wird, dann gibt das ein klasse Album.«
Velvetone in IltenKeine Sorge, das bleibt so! Die eine Hälfte der Songs klingt nach Lagerfeuer, Yul Brynner, angebrannten Bohnen und Muckefuck vor einer blutrot untergehenden Sonne, die ein verlauster Kojote anheult. Die andere nach Weekend in der miefigen amerikanischen Kleinstadt, nach Typen mit Koteletten bis zum Bauchnabel, zickigen Wasserstoff-Blondinen, nach "Giganten" und Messerstecherei im Drive In Movie.
Immer vornweg die voll twangige Gitarre von Tammo Lüers - klasse Mann an dem Gerät! Während Andy Merck mit seinen Stehbass meist eher als dunkler Soundfüller fungiert, sorgt Steff Ulrich mit seinem Snare Drum für genau den richtigen knackigen Retro-Beat. Und der in Ilten sich so verausgabende Frontman Ray DeVaryo, die Bühnensau mit den 'bösen-Blick-Rascheln'? Der gibt sich wesentlich cooler und singt die Schmachtfetzen richtig gut. Für meinen Geschmack hätte er allerdings öfters den Obermacker rauslassen können. Mit dem Auftritt von Ilten noch in Ohr und Auge kommt er mir nicht nur auf den PR-Fotos etwas abgespeckt vor. Das klingt nicht richtig dreckig - but we want to see you sweat, Baby!
Velvetone in IltenLt. PR-Text wurden die Songs weitgehend 'live im Studio' mit wenigen Overdubs eingespielt, das mag z.B. bei "Lil' Bad Thing", "Mighty Hand", "Hot Rod Killer" und "Yip-Yip" sicher zutreffen und da klingt der Ray auch nach 'Killer'. Aber ich wette, dass die Mehrzahl der Nummern auf der Bühne erst richtig den Turbo zünden! Um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Die 14 Titel sind durch die Bank richtig gut und auch gekonnt produziert (das Retro-Feeling kommt absolut rüber)! Eine Mischung aus Bobby Vinton, Buddy Holly, Chet Atkins, Duane Eddy und den Brandos, die auch zuhause in Null-Komma-Nix die Zeit um 50 Jahre zurückdreht.
Meine absolute Hammer-Nummer ist "Limbo Moon", eine bitterböse Geschichte, die auch so klingt. Als Kontrast dazu empfehle ich den Country-Schleicher "Guess Things Happens That Way". Wem die beiden Titel zusagen, der kann unbesorgt die Scheibe ordern. Zumal sie auch noch in einem üppigen vierflügeligen Digi-Pack steckt, auf dem die Texte aufgedruckt sind. Und mit jedem Spielen mehr turnt.
Die Haxen mit den Cowboyboots auf den Gartentisch, ein eiskaltes Gilde-Pils mit den Eckzähnen aufgemacht und dann langsam das bleiche Mondgesicht in die niedersächsische Tiefebene abstürzen sehen - das ist es, "Yip-Yip"!
Line-up:
Ray DeVaryo (vocals)
Tammo Lüers (guitar, baritone guitar, lap steel guitar)
Andy Merck (upright bass, six-string bass)
Steff Ulrich (drums, percussion)

Special guest:
Edwin Hettinger (dark grand piano - #10)
Tracklist
01:Desperate Heart
02:The Kooler
03:Lil' Bad Thing
04:Mighty Hand
05:Smuggle
06:It Ain't Right
07:Guess Things Happen That Way
08:Limbo Moon
09:Paycheck
10:Seven
11:Hot Rod Killer
12:Hurt Me No More
13:Go On Home
14:Yip-Yip!
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