Princes Amongst Men - Journeys With Gypsy Musicians
Princes Amongst Men - Journeys With Gypsy Musicians Spielzeit: 66:31
Medium: CD
Label: Asphalt Records, 2008
Stil: Balkan, Gypsy Music

Review vom 06.09.2008


Norbert Neugebauer
Wie versprochen, hier ist der Soundtrack zu Garth Cartwrights Buch Balkanblues und Blaskapellen, das wir im August vorstellten!
Wer das Buch (oder mindestens das Review) gelesen und auch schon mal irgendwo diese Art von Musik gehört hat, weiß in etwa, was ihm von dieser CD entgegenschallt. Es sind Aufnahmen der besuchten Künstler, von dem dafür spezialisierten Berliner Label Asphalt Tango Records auf dieser CD vereint. Als akustische Ergänzung eigentlich unentbehrlich, zumindest für die Leser, die nicht schon den Schrank voll solcher Balkan-Mucke haben.
Als Zusammenstellung über die aktuelle Musik der Zigeuner von Serbien bis Rumänien ist die CD für sich ebenfalls sicher geeignet, wobei sich jedoch die unterschiedlichsten Stile nebeneinander finden. Da die Gypsy-Musik selbst einem ständigen Wandel unterworfen ist, immer alt und neu, eigenes und adaptiertes mischt und keineswegs an 'Traditionen' hängt, ist die Diversität aber sowieso Programm.
Für den 'Ersthörer' sicher insgesamt und im Detail gewöhnungsbedürftig, da passt wenig ins 'westliche Hörschema'. Aber interessant für alle, die, wenn nicht schon infiziert, heißem Blech-Crossover, Turbo Folk und orientalischen Klängen etwas abgewinnen können. Für den Anfang sicher in kleineren Dosen zu verabreichen, aber auch gut geeignet, Slavo Avsenik-Fans mal so richtig zu erschrecken...
Die wichtigsten Protagonisten des Buchs finden sich auf der CD wieder (u.a. fehlt der bizarre Azis aus Bulgarien), insofern ist der Untertitel 'The Soundtrack To The Book' also erfüllt. Bei der Kompetenz des Labels darf der Hörer auch davon ausgehen, dass die Auswahl für die jeweiligen Bands und Einzelkünstler repräsentativ ist, zumal der Buchautor selbst die Zusammenstellung vorgenommen hat. Der Rezensent kann das absolut nicht beurteilen, ist jedoch sehr angetan von dem, was ihm da aus den Schalltrichtern anspringt. Gut, ein paar der Kapellen sind ihm schon im Weltmusik-Universum oder durch die Zusammenarbeit mit Fanfare Ciocărlia untergekommen, aber das Gros ist völliges Neuland. Und so unterzieht er sich auch der neugierig-gespannten Annäherung.
Macht es dann Sinn, über die einzelnen Tracks zu reden - kaum. Knallige Brass-Salven, treibende Beats, mitunter exotische Instrumente, ausschließlich von hervorragenden Musikern gespielt; dazu außergewöhnliche, betörende Stimmen mit kehligen Gesängen im Schmelztiegel von Orient und Okzident - das bietet dieses Album im Überfluss. Wer, wie der Schreiber dieser Zeilen, gern auf musikalische Entdeckungsreise geht und mit dem Buch liebäugelt, der sollte sich auch die CD dazu geben, zumal die noch mit einem liebevoll aufgemachten 4-fach-Digipack lockt. Und wer bei den "Queens and Kings" schon angesprungen ist, der findet hier die passende Ergänzung für den aufwühlenden 'Balkan-Blues'. Der allerdings live eine noch viel intensivere Wirkung hat, als auch auf dieser zweifelsohne hochklassigen Konserve. Die Aufnahmequalität ist hervorragend, "Princes Amongst Men" powert auch hier.
Der auf der Zusammenstellung vertretene Šaban Bajramović, einer der schillernsten Könige der Gypsymusik und nach eigenen Angaben Autor von rund 700 Songs, starb am 8. Juni 2008, in seinem kleinen Haus in Nis, Serbien. Der 72-Jährige hatte trotz seines großen Erfolgs am Ende nichts übrig behalten und verbrachte sein letztes Lebensjahr größtenteils im Krankenhaus. Carthwright widmet dem 'Echsenkönig' ein eigenes Kapitel.
Tracklist
01:Sudahan - Cocek Shutka
02:Ekrem - Molitva
03:Fulgerica - Briu de la Craiova
04:Romica Puceanu - Unde o-fie puiul de aseara
05:Fanfare Ciocărlia & Dan Armeanca - Kan Marau La
06:Kal - Boro Boro
07:Jony Iliev - Godzila
08:Ferus Mustafov - Revisko Oro
09:Šaban Bajramović - I Bar Val Pudela
10:Sofi Marinova - Daniova mama
11:Kočani Orkestar - Sunet Oro
12:Esma Redžepova - Nahtareja Mo Ilo Panljan
13:Rom Bengale - Disko Gitane
14:Džansever - Ce Aysunu
15:Toni Iordache - Ca la Breaza
16:Boril Iliev - Gaida Cocek
17:Taraf de Haďdouks - Rustem
18:Boban Marković - Disko Dzumbus
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