10,000 Maniacs / Twice Told Tales
Twice Told Tales Spielzeit: 51:02
Medium: CD
Label: Cleopatra Records, 2015
Stil: Folk

Review vom 23.05.2015


Wolfgang Giese
10,000 Maniacs - hier handelt es sich um eine Folk-Rockband aus den USA, gegründet im Jahr 1981. Ihr wohl am meisten bekanntes Mitglied war die Sängerin Natalie Merchant, die allerdings 1993 zum Leidwesen vieler Fans ausstieg. Heute sind noch der Keyboarder und der Bassist in der aktuellen Besetzung dabei. Auch hat sich der Sound mit dem neuen Album völlig verändert. Agierte man zu Beginn und Jahre darauf im Bereich des alternativen Rocks, so orientiert sich diese Veröffentlichung musikalisch neu und steht im Gegensatz zu der Musik, mit der die Band bekannt wurde. Also: Beinharte Fans seien hiermit gewarnt!
Denn der Zug fährt eindeutig in Richtung Folklore, oder wie es auf dem auf der CD angebrachten Sticker heißt: »Traditional Folk Songs Of The British Isles Revisited«. Leider - so meine kurze Feststellung - wirkt dieses Anliegen durchgehend oft recht bemüht und scheint mir, gesamtheitlich betrachtet, wenig engagiert und leidenschaftlich in Angriff genommen und umgesetzt worden zu sein, bis auf einige Ausnahmen. Als Liebhaber keltischen Folks könnte ich einige Bands aus Irland, Schottland oder England nennen, die diese Aufgabe wesentlich besser umgesetzt hätten.
Allein das Zugpferd "Carrickfergus", ein eigentlich ganz wunderschöner Song, liefern die 10,000 Maniacs mit leicht amateurhaftem Charakter ab. Die weibliche Gesangsstimme wirkt sehr unsicher und wenig emotional, dem Inhalt des Songs also wenig gerecht werdend. Auch einer meiner Lieblingssongs, "Wild Mountain Thyme", wirkt im Verhältnis zu anderen mir bekannten Versionen irgendwie lustlos.
Gleichwohl bietet das Gesamtergebnis keinen Anlass für einen Verriss, denn dazu ist die Musik doch recht gefällig und strahlt eine gewisse Wärme aus. Mir geht es einzig und allein darum, dass man solche Musik besser gestalten kann. Schwachpunkt ist hierbei die Sängerin, die so gar nicht den Kern der traditionellen Weisen zu treffen mag, nun, so mein subjektiver Eindruck.
Alles in allem wirkt die Stimmung auf ihre Weise durchaus feierlich. Emotionen werden hochgespült, doch die rechte Leidenschaft will für mich nicht durchgehend aufkommen. Selbst ein sonst so flotter Song wie "Marie's Wedding" bleibt für mich eher auf dem Niveau manch einer engagierten Pub-Band. Es fehlt die Energie, denn die der Band eigentlich innewohnende Professionalität hätte meines Erachtens ein besseres Ergebnis abliefern können.
Vielleicht wäre es hinsichtlich der Ausführung gut gewesen, den Songs einen kräftigen Schuss Rock zu verpassen, auch gern etwas vom Independent Rock früher Tage. So bleibt es bei 'ganz nett und recht schön'.
Line-up:
Mary Ramsey (vocals, viola, violin)
Dennis Drew (keyboards)
Steve Gustafson (bass guitar)
Jerome Augustyniak (drums & percussion)
Jeff Erickson (guitar & vocal)
John Lombardo (guitar)
Susan Ramsey (violin)
Bryan Eckenrode (cello)
Armand John Petri (mellotron)
Joe Rozler (string trio arrangement - #11)
Danny Hicks (handclaps - #4)
Timothy Patrick Quill (handclaps - #4)
Tracklist
01:Lady Mary Ramsey I
02:The Song Of Wandering Aengus
03:She Moved Through The Fair
04:Dark Eyed Sailor
05:Misty Moisty Morning
06:Bonny May
07:Canadee-I-O
08:Do You Love An Apple?
09:Greenwood Sidey
10:Carrickfergus
11:Death Of Queen Jane
12:Wild Mountain Thyme
13:Marie's Wedding
14:Lady Mary Ramsay II
(all songs traditional
except #2 with words by William Butler Yeats set to music by Christy Moore)
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