17f / The Boy Who Cried Wolf
The Boy Who Cried Wolf Spielzeit: 36:27
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2012
Stil: Singer/Songwriter

Review vom 16.10.2012


Joachim 'Joe' Brookes
17f ist Frédéric Merk. "The Boy Who Cried Wolf" gibt es als LP in einer Auflage von nur einhundert Vinylscheiben. Daneben werden die dreizehn Kompositionen auch auf der 17f-Bandcampseite bei schlankem Kurs zum Kauf angeboten. RockTimes lag zur Rezension eine CD vor.
Nachdem das Projekt 17f bereits mit dem Debütalbum Tree Of Them eine besondere Art des musikalischen Kosmos bot, ist es in den gut sechsunddreißig Minuten des Nachfolgers "The Boy Who Cried Wolf" nicht anders. Allerdings legte Frédéric Merk das Augenmerk mehr auf die Inszenierung von auditiven Blitzlichtern der sinnlich-ruhigeren Weise.
Zum Teil fließen in die Kompositionen Klänge ein, die außerhalb des Studios, oder besser Merks »home« ein. So hören wir im Opener "Bellprank" die »bells of "Temple Sainte-Martin" (Verey)«, in "Asshole" »wind and cowbells [...] at "Le Mont-Pélerin"«. Passend zum Titel "Happy New Year" klingen keine Sektkelche, sondern »fireworks recorded by Christian Berner in Berlin«. In "Unbedingt" begegnet uns dagegen ein »sample of an old "nosferatu" movie«.
"The Boy Who Cried Wolf" hat Atmosphäre, ist in sich gekehrt und erhält seine Kraft aus der Ruhe. Mit unterschiedlicher Besetzung, bei der nie mehr als drei Musiker aktiv sind, erhalten Künstler wie Michael Frei von der Gruppe Hemlock Smith oder T.S. Brooks die Gelegenheit, Lead Vocals zu singen.
Die Songs sind sensibel-filigrane Kleinode voller Nachdenklichkeit und Melancholie. Eine solche Musik ist nicht für jede Situation des Tages geeignet. Man muss sich Zeit nehmen, so wie es bei guter Musik eben der Fall ist. Frédéric Merk aka 17f fordert den Hörer auf, sich mit den feinfühlig arrangierten Kunstwerken zu beschäftigen. In einer vom Synthesizer skizzierte Stimmung reichen wenige Pianotöne, um eine Art Gegenpol zu bilden. Die zum Teil mehr gesprochenen als gesungenen Textzeilen erinnern zuweilen an den Meister der lyrischen Lyrics Leonard Cohen.
Den Titelsong gibt es quasi in zwei Ausfertigungen. Zunächst hat er den Blues mit etwas gewollt gitarristischer Schräglage und in "The Boy Who Cried Again" mit identischem Text bekommt die Merk-Komposition eine Stimmung, die sich zwischen Klassik beziehungsweise fernöstlichem Flair einpendelt. Dann wechselt die Atmosphäre völlig. T.S. Brooks spricht die Worte derart nachhaltig ins Mikrofon... so als säße er direkt neben einem.
17f kreiert Klänge, die die Trommelfelle des Hörers geradezu umschmeicheln. "Unbedingt" ist eine Nummer, die zur gleichen Zeit schwebt und über eine ungeahnte Tiefe verfügt. Unglaublich, wie intensiv fast minimalistisch inszenierte Musik sein kann. Mit seinen Flötentönen wäre der erste Teil von "The Swing Of Things" eine perfekte Untermalung zu Himalaya-Impressionen. "Warlock" ist ein Wiegenlied für Erwachsene.
Nur mit der Syntharp gespielt, ist "Asshole" musikalisch viel zurückhaltender, als es der Titel vermuten lässt. Hier dreht sich alles um den Text:
»it's rubbish
there are plenty of ways
to spread the stories
about some famous assholes,
who were climbing moutains
[...]
Words on your grave are very futile now
You tried, but you've died...
As many other asshole has«
Mit "The Boy Who Cried Wolf" hat Frédéric Merk respektive 17f wieder einmal voll den Nerv des Hörers getroffen und macht auf andere Art und Weise als mit "Tree Of Them" deutlich, wie berührend-zerbrechlich Musik sein kann. Dieses Album ist definitiv etwas Besonderes.
Line-up:
Frédéric Merk (vocals,guitar, harmonica, flutes, melodica, kalimba, piano, synthesizer, syntharp, glockenpiano, glockenspiel, mug, hamonic tube, backing vocals)
T.S. Brooks (vocals - #2,13)
Michael Frei (vocals - #4,12, piano - #7,12)
James Yorkston (vocals - #9)
Philippe Simon (trumpet - #6)
Stephane Babey (cello - #6,10,12)
Tracklist
01:Bellprank (1:22)
02:The Boy Who Cried Wolf (2:36)
03:In Praise Of Shadow (2:08)
04:Asshole (2:29)
05:Happy New Year (1:54)
06:Unbedingt (3:01)
07:The Swing Of Things (3:44)
08:Gimme Some Booze (2:36)
09:A Second Chance (1:52)
10:Pusan (3:00)
11:Warlock (1:55)
12:Waiting (5:37)
13:The Boy Who Cried Again (4:14)
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