2Cellos / Celloverse
Celloverse Spielzeit: 47:53
Medium: CD
Label: Masterworks [Sony Music], 2015
Stil: Instrumental Rock

Review vom 09.02.2015


Mike Kempf
Ob sie derzeit die weltweit besten Cellisten sind, kann ich nicht beurteilen. Auf jeden Fall sind sie aktuell wohl die angesagtesten und beliebtesten Viersaitenstreichler der Gegenwart. Die Rede ist vom kroatischen Duo Luka Sulic und Stjepan Hauser, die sich in relativ kurzer Zeit unter 2Cellos einen internationalen Namen erspielt haben. Mir fielen sie erst auf, als sie es wagten den AC/DC-Klassiker "Thunderstruck" zu covern und zwar in so einer prägnanten Art, dass ich selbst vor großem Gefallen am Dargebotenem nicht mit Applaus geizte.
Nun gut, dank Apocalyptica, die Mitte der 90er reichlich Metallica-Songs aufs Korn genommen hatten, ist die Machart von 2Cellos nicht unbedingt als neue Errungenschaft zu bewerten, wobei es zwischen ihnen und Apocalyptica schon noch Unterschiede gibt. Während sich die Finnen oft im Quartett und mit Gastmusikern zur Schau stellen, agieren die Kroaten nur im Duo und lassen sich live noch von einem Drummer begleiten. Die beiden sind perfekt aufeinander eingespielt und wechseln je nach Bedarf sich in der Rhythmik-und Soloarbeit, zum Teil auch innerhalb eines Songs, ab.
Wie nicht anders zu erwarten, covern sie auch diesmal reichlich Rock-Klassiker, die sich bereits allesamt unlöschbar in der Rockgeschichte verewigt haben. Unter anderem neben dem bereits erwähnten "Thunderstruck" noch "Live And Let Die" (Paul & Linda McCartney) oder "The Trooper (Iron Maiden). Dabei betreiben die Ausnahme-Cellisten viel Crossover und haben ihr drittes Werk "Celloverse" mit Genres aus Pop, Rock, Metal und Classik vermischt und lassen im Prinzip nie Langeweile aufkommen. Allerdings sollten sich hier keine Musikfreunde angesprochen fühlen, die komplett auf Songs mit Gesangsvorträgen stehen, denn auf diese wartet man hier vergeblich. Auf der anderen Seite sprechen über Einhundert-Millionen-Klicks ihrer Clips auf einer bekannten Internet-Plattform für sich und zusammenfassend heißt das: Sie sind zurzeit sehr erfolgreich!
Man muss nicht unbedingt selbst ein Instrument beherrschen, um zu spüren, dass Sulic und Hauser wahre Könner des Cellospiels sind. Hört sich zum Beispiel "Thunderstruck" trotz fehlenden Basses und Rhythmusklampfe trotzdem völlig genial an, ist es ratsam sich dabei auch den dazugehörigen Clip anzuschauen. Denn wenn sich Hauser zum Ende des Songs sein voluminöses Cello auf den Bauch packt, sich anschließend auf dem Rücken liegend den Angus-Kreisel darbietet, animiert es nicht nur meine Lachmuskeln, sondern nötigt mir für diese erstklassige sportliche, musikalische Einlage, eine gehörige Portion Respekt ab. Es ist schon erstaunlich, wie das Duo trotz Virtuosität noch soviel Dynamik aufbringt, um ihre Cello-Bögen bis zum Anschlag zu schreddern, bis sich diese in Einzelfasern auflösen. Sicher, Original ist Original, und kann im Prinzip nicht getoppt werden. Doch was die beiden mit ihrer Interpretation von "Thunderstruck" den Fans zum Fraß vorwerfen, finde ich richtig gut, einfach genial.
Zum Schluss haben sie den Titeltrack "Celloverse" platziert und spätestens hier können sie ihre klassische Ausbildung kaum noch verbergen. Wobei sie den Song mir reichlich Pop und Rock-Elementen garnierten und letztlich der Nachwelt eher ein knackiges Rockalbum, als eine Platte im reinen Klassik-Gewand hinterlassen. Sei es wie es sei, resümierend kann ich nur eine Kaufempfehlung aussprechen.
Line-up:
Luka Sulic (cello)
Stjepan Hauser (cello)
Tracklist
01:The Trooper (Overture) [Steve Harris] (4:34)
02:I Will Wait (4:07)
03:Thunderstruck [Intro] (0:32)
04:Thunderstruck [Angus Young, Malcolm Young] (3:42)
05:Hysteria [Muse] (2:53)
06:Shape Of My Heart [Sting] (4:36)
07:Mombasa (3:37)
08:Time (4:18) [Waters, Gilmour, Wright, Mason]
09:Wake Me Up [Aviciis] (4:09)
10:They Don't Care About Us [Michael Jackson] (3:25)
11:Live And Let Die [Paul & Linda McCartney] (2:59)
12:Street Spirit (Fade Out) [Radiohead] (4:40)
13:Celloverse (4:21)
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