71 Chain / You're Gonna Miss Me When I'm Gone
You're Gonna Miss Me When I'm Gone Spielzeit: 56:52
Medium: CD
Label: Frozen Badger, 2011
Stil: Heavy Blues

Review vom 09.09.2013


Jochen v. Arnim
Schon vor einiger Zeit war sie mir auf den Tisch geflattert, direkt aus Southampton aus dem schönen Süden Englands. Die Rede ist von "You're Gonna Miss Me When I'm Gone" von dem Heavy Blues-Quartett 71 Chain. 71 wer? »Eine Band, die (noch) keiner kennt…« steht auf dem Waschzettel, der sogar in deutscher Sprache abgefasst ist. Diesen Misstand zu beheben, werden wir uns nun mal dem silbernen Rundling widmen, der bereits seit 2011 auf dem Markt ist und als Nachfolger der ersten EP "Winterborn" gepresst wurde. Derzeit ist die Band, die sich nicht nur in ihrer Heimat schon einen Namen erspielt hat, damit beschäftigt, neues Material für einen zweiten ordentlichen Longplayer aufzunehmen.
Ihre Musik und ihre Texte haben 71 Chain bereits viele Freunde beschert und man konnte auch schon über den Kanal hüpfen und mit toller Resonanz in Deutschland spielen. Gallagher und
Led Zeppelin zählen die Musiker zu ihren wichtigsten Einflüssen und man mag ihnen auch eine gewisse Nähe zu Gary Moore nachsagen können. Das vorliegende Werk beginnt mit "Shadows" zumindest so, dass ich mit diesen Assoziationen sehr gut leben kann. Richtig kernig rockig, einer coolen Hook folgend, stellt sich das Quartett vor. So darf es gern weitergehen.
Die Gitarrenarbeit von Lappage und Stevens steht dabei unaufdringlich im Vordergrund - klar, bei den Vorbildern. Die Rhythmussektion, bestehend aus Adam Bowden und 'Mongo' Mongan treibt ebenso unablässig wie unaufdringlich nach vorne und über den ganzen Soundteppich dröhnt die Stimme von Chris Lappage. Nun ja, dröhnen mag nicht so ganz treffend sein, aber er besitzt eine gewisse raue Eindringlichkeit, die mir äußerst gut gefällt (vgl. hierzu "The Last Grain Race", an sechster Stelle der CD). Der zweite Song aber, "The Wreckers" genannt, schließt nahtlos an Nr. 1 an und haut mich echt vom Schemel. Hier wird in schier endlos erscheinendem Jam-Modus gerockt, dass es eine wahre Freude ist. Ein Stück, das man auf der Bühne locker auf 20 Minuten ausdehnen und das Publikum damit in helle Verzückung versetzen könnte.
Danach geht es aber eher verhalten weiter: "We Believe" plätschert seicht dahin, wie es die Wellen an den Ufern des Solent tun können, und zeigt auch die sanften Qualitäten der Band auf. Aber im Anschluss wird wieder ein Zahn zugelegt und man bringt eben diese Mischung aus Blues, Rock und Folk unters Volk, mal mit akustischen Einlagen, mal im Up-Tempo-Bereich, mal eher verhalten. Zwischendurch wird ein wenig Mandoline eingestreut, was z. B. die flotte "Ballad Of Charlie Bronson" richtig interessant macht.
Der einfühlsame Blues "The Love Of A Woman" lässt dann wirklich eine gewisse Affinität zu den Werken Gary Moores zu, aber auch hier bleibt diese Parallele ebenso unaufdringlich wie bei weiteren Tracks. Sehr schöner Song - Anspieltipp. Etwas auffälliger wird allerdings das über-den-Zaun-Gucken in Nachbars Garten bei einer kurzen Gitarrenpassage in "71 Chains", wo ganz, ganz eindeutig Led Zep auf der Türklingel steht.
Und da ja jeder bekanntermaßen lediglich im Rahmen seiner eigenen Möglichkeiten assoziieren kann, möchte ich somit auch nur ganz vorsichtig einflechten, dass ich neben den vorgenannten Referenzen auch noch die ABB zu Zeiten ihres "Ramblin' Man" in den Ring werfe - ganz leicht nur, aber es sprang mich speziell bei einigen Passagen von "Winterborn" irgendwie an…
In ähnlichem Stil, wie weiter oben angesprochen, mal rockiger ("Coulda Had Religion"), mal ein kleines Stückchen verhaltener (Titeltrack, schöne Slide-Einlagen) geht es weiter, bis wir mit "71 Chains" bei Nr. 11 auf dieser schönen Scheibe angelangt sind, und somit beim Rausschmeißer. Und der entlässt uns recht sanft aus der fast einstündigen Reise: Hier möchte man erneut an den Gestaden des Solent stehen und sehnsüchtig über das Wasser auf die Isle of Wight blicken.
»Eine Band, die (noch) keiner kennt…?« Hier sollte jeder dringend dran arbeiten, denn die vier Jungs aus Southampton verdienen einen weitaus höheren Bekanntheitsgrad. Mit ihrem Debüt haben sie eine extrem solide Visitenkarte abgegeben und den Titel "You're Gonna Miss Me When I'm Gone" darf man in diesem Zusammenhang wirklich wörtlich nehmen. Come to Germany, guys!
Line-up:
Chris Lappage (vocals, guitar)
Adam Bowden (bass)
Ryan Stevens (guitar, backings)
Mark 'Mango' Mongan (drums)
Tracklist
01:Shadows
02:The Wreckers
03:We Believe
04:The Sailors Prayer
05:The Ballad Of Charlie Bronson
06:The Last Grain Race
07:The Love Of A Woman
08:Winterborn
09:Coulda Had Religion
10:You're Gonna Miss Me When I'm Gone
11:71 Chains
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