About Schmitt / Palm Court Music
Palm Court Music Spielzeit: 51:01
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2011
Stil: Indie Pop

Review vom 23.03.2011


Daniel Daus
Wenn ich Ende dieses Jahres wie gewohnt meine musikalische RockTimes-Arbeit reflektieren werde, gehört About Schmitt, alias Peter Schmitt (vocals, guitars) mit seinen auf dem Album "Palm Court Music" vertretenen Mitstreitern Rolf Kersting (bass), Paul Schmitt, Alex Menichini (drums) und Jörg Orlamünder (keyboards und für eine äußerst saubere und knackige Produktion verantwortlich) zweifellos zu den positiven Überraschungen, obwohl und vielleicht gerade deswegen ihr Indie- / Powerpop normalerweise gar nicht zu meinen Präferenzen zählt.
Da es kaum Backgroundinfos gibt, spekuliere ich einfach mal, dass der Bandname vom US-Streifen "About Schmidt" (mit Jack Nicholson) inspiriert wurde. Dieser aus Stuttgart stammende Peter Schmitt , der sich rein äußerlich auf dem Cover in herrlich (ein wenig an Kurt Krömer erinnernder) spießiger Manier (dicke Hornbrille, akkurate Kurzhaarfrisur, kariertes Hemd, dazu farblich und vom Muster her unpassende Krawatte, Pullunder, viel zu kleines, sicherlich unter den Armen kneifendes Jackett, alles in schönen, langweiligen Erdtönen - dicke Kopfhörer auf dem Kopf, statt der heute üblichen kleinen Stöpsel kommen auch noch dazu) vor karibischer Kulisse gibt (oder ist es etwa doch die berühmt berüchtigte Palmentapete?), hat, da bin ich mir sicher, den Schalk im Nacken sitzen. So in etwa sah Ende der siebziger Jahre übrigens mein Latein-Lehrer aus.
Man hat bei seinem verschmitzten Gesichtsausdruck fast den Eindruck, dass er beim Foto-Shooting kurz vor einem Lachanfall über sich selbst stand. So einer hält vermutlich zu den Kickers statt zu dem Cannstatter Unsympathen-Club. Und wählt auch nicht den Mappus mit seiner 'technikfreundlichen' Gefolgschaft... Aber genug dazu. Kommen wir zu seinen musikalischen Fähigkeiten. Seine Wurzeln lagen laut meiner Recherche bisher im Crossover, jetzt wurde ein Schwenk in Richtung etwas eingängigerer Musiksphären vollzogen. Er hat alle zwölf Tracks selbst komponiert und spielt eine recht songdienliche, handwerklich versierte Gitarre (meist in untermalender und begleitender E-Funktion, manchmal auch die Halbakustische, selten ein E-Solo wie auf "Remedy").
Attestieren kann ich ihm auf jeden Fall ein Gespür für schöne Melodien und eine abwechslungsreiche Songgestaltung mit vielen Tempo- und Stimmungswechseln. Das verleiht den Stücken einen kurzweiligen Charakter. Sein Songwriting ist also gut und stimmig. Nicht so begeistert bin ich vom Gesang, da bin und bleibe ich halt ein Liebhaber der amerikanisch klingenden, raueren Art. Zum Indie-/Brit-/Powerpop-Sektor ist er aber durchaus passend gewählt. Wenigstens 'schwäbelt' er nicht auch noch dabei...
Am besten gefallen mir der flockige Opener "925" mit seinem quäkigen E-Gitarrenrhythmus und seinen treibenden Drums, das mit schroffer E-Gitarre, aber einem sehr eingängigen Refrain bestückte "Class Revolution", die ruhigen "Cannery Row" (schöne Halbakustische, erinnert ein wenig an Sister Hazel, zudem outet sich Schmitt im Text als bekennender John Steinbeck-Verehrer) und "Show You" (überwiegend akustisch mit Streicherelementen), wo mal weitestgehend auf das Indie-typische 'Gejanke' im Gesang verzichtet wurde, "Hanging On To Die" mit der am Keyboard simulierten Akkordeon-Untermalung und dezent folkigem Hooters-Flair, aber auch der, für mich selbst überraschend, psychedelisch strukturierte Rausschmeißer "Up To Break In".
Alles in allem muss ich About Schmitt in Sachen "Palm Court Music" für ein Erstlings-Werk aus unseren Landen ein großes Lob aussprechen. Ein kurzweiliges Album, das man gerade in den wärmeren Monaten immer mal einschmeißen kann (Cabrio-tauglich). Löst gute Laune aus! Die CD kommt in einem voluminösen Digi-Pack mit eingestecktem Booklet, das alle Texte und weitere Bilder von Herrn Schmitt beinhaltet. Selten hat mir, seit Alfred Tetzlaff und Herbert Knebel, ein so spießig aussehender Typ so viel Spaß bereitet! Ein pfiffiger Bursche, dieser Peter Schmitt!
Tracklist
01:925
02:Class Revolution
03:Cannery Row
04:Concrete Man
05:Getting Off My Feet
06:Natural Born Hero
07:I Love To Make You Cry
08:Remedy
09:Show You
10:Hanging On To Die
11:Digging
12:Up To Break In
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