Absence / Sticky Entertainment
Sticky Entertainment Spielzeit: 54:12
Medium: CD
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Hard Rock

Review vom 11.03.2011


Joachim 'Joe' Brookes
Das ist ja originell. Überrascht war ich dennoch. Das niederländische Rock-Trio Absence verkauft ihr momentan aktuelles Album "Sticky Entertainment" in einer kleinen Pappschachtel. Darin befinden sich ein USB-Memory-Stick und einige Kärtchen, worauf unter anderem die Bandmitglieder mit Foto abgebildet sind. Neben der Musik sind auf dem Datenträger alle wichtigen Dinge wie Booklet mit Tracklist sowie Songtexten und ein CD-Aufdruck enthalten. Diese Dokumente können selbstredend ausgedruckt werden. Von daher macht das 'sticky' im Albumtitel Sinn. Ist nun nur noch die Frage zu beantworten, ob auch ausreichend Entertainment geboten wird.
"Sticky Entertainment" dokumentiert ein Konzert im Nijmegener Café Allicht aus dem Jahr 2008. Nicht umsonst ist ein weiteres Kärtchen Kees de Waal gewidmet. Der hat den Sound durch Mixen sowie Mastern in eine sehr ansprechende Form gebracht.
Fast die Hälfte der Tracks ist auf dem gelungenen Vorgänger 104.5 zu finden und damit hatte Absence bereits die richtige Frequenz gefunden. Über die gesamte Distanz von gut vierundfünfzig Minuten kann das kraftvoll und betont aufspielende Trio überzeugen. Da fingert man schon beim Opener "Too Kind" am Lautstärkeregler und dabei rockt die erste Nummer mächtig, allerdings noch in etwas zurückhaltendem Tempo, was jetzt nicht als negativer Kritikpunkt verstanden werden soll. Auch live ist das Trio in der Lage, einen voluminösen Sound zu bieten und van Tienens Stimme klingt phasenweise immer noch nach Jack Bruce.
Wow, jetzt macht man richtig Stimmung. Absences "Festival" ist ein Festival des guten Tons. Es rockt und zwischendrin findet das Trio Zeit für eine wunderschöne Ruhephase. Mit dem zum Teil im Jazz verwurzelten verspielt-langen Gitarrensolo setzt man andere Maßstäbe für die Hard Rock-Ohren. Piet van Tienen zieht alle Register seines Könnens und im Gesamtklang ist jedes Instrument glasklar zu hören. Mit einem Shuffle-Groove als Rhythmuswechsel bringt man das Lied nach Hause.
Nach einem straighten Rocker namens "Lost Generation", in dem man zeigt, wie gut die drei Musiker im Chor singen können geht es mit "Put On Hold" auf einen etwas längeren tonalen Ausflug. Es ist ja keine neue Erkenntnis, dass der Hard Rock auch was mit dem Blues zu tun hat. Wie gut Absence damit überzeugen kann, zeigt sich in dieser Nummer. Gewichtige Riffs machen gemeinsame Sache mit dem Bass und der Schlagzeuger Thomas Calis kann äußerst melodisch trommeln. Ein Markenzeichen des Dreiers ist das Einflechten von Breaks und Rhythmuswechseln. Dabei baut man aus der Langsamkeit heraus vorzügliche Übergänge in den schnelleren Bereich auf.
Die Musik von Absence ist Ware, die aus der Masse hervorsticht und keine Massenware. "Dance Song" sowie "Shut Up And Make Me Smile" gehen mit ein wenig Rock'n'Roll-Feeling mächtig ins Tanzbein und veranlassen zum gepflegten Abzappeln. Meine ganz persönlichen Favoriten sind "Boots" (bluesiger Hard Rock im Midtempo), "Bass Companion", eine herrliche Sondereinlage des Bassisten Maarten Dekkers, die instrumentale Ballade "Ten Years After" und das creamige "Addict".
Alleine schon durch die Verpackung bekommt "Sticky Entertainment" einen besonderen Platz in der Sammlung, denn das Schächtelchen lässt sich ja nicht so normal wie ein Jewel Case in die Sammlung einsortieren. Der Hörer erhält ein Album mit viel Freiraum für die Entfaltung der Gitarre. Absence kann auch live voll und ganz überzeugen und die eingangs gestellte Frage nach dem Unterhaltungswert kann nur positiv beantwortet werden.
Line-up:
Piet van Tienen (guitar, vocals)
Maarten Dekkers (bass, vocals)
Thomas Calis (drums, vocals)
Tracklist
01:Too Kind (4:34)
02:Festival (6:30)
03:Lost Generation (4:38)
04:Put On Hold (5:17)
05:Sale (3:29)
06:Dance Song (3:23)
07:Shut Up And Make Me Smile (2:27)
08:Boots (6:22)
09:Adore The Jerk (4:02)
10:Ten Years After (6:02)
11:Bass Companion (2:23)
12:Addict (5:50)
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