Absolute Steel / Womanizer
Womanizer
Traditioneller Heavy Metal aus Norwegen?
Das hat es ja schon lange nicht mehr gegeben. Da fallen mir auf Anhieb eigentlich nur die legendären Artch und Conception ein, die in späten Achtzigern bzw. frühen Neunzigern einige hervorragende Alben herausbrachten.
Danach wurde es richtig finster im Land der Fjorde. Eine Bande verhaltensgestörter, schwarz-weiß bemalter Halbwüchsiger meinte dass es cooler sei, mit undefinierbarem Krach und dem Abfackeln historischer Kirchen auf sich aufmerksam zu machen als mit guter Musik. Und zum Lachen wurde ab jetzt in den Keller gegangen. Black Metal war angesagt. Ein böses Image war wichtiger als spielerische Fähigkeiten und vernünftige Songs.
Das müssen Absolute Steel wohl anders gesehen haben als sie sich 1999 zusammenfanden, denn Spaß steht bei ihnen zweifellos an erster Stelle. Sie selbst nennen ihren Stil Party Metal und diese Bezeichnung trifft den Nagel auf den Kopf. Eigentlich sollte man hinter diesem Namen eher eine True Metalband in der Richtung von Manowar oder Majesty erwartet werden, aber dem ist nicht so.
Die Band kreuzt vielmehr alten europäischen Heavy Metal/Hard Rock ala´ Accept mit amerikanischem Poser Rock der Marke Mötley Crüe und Co. Und das diese Kombination ziemlich gut funktioniert, beweisen Absolute Steel auf ihrer zweiten CD "Womanizer" (na ja, so sehen die Jungs nun nicht gerade aus). Sie setzen auf simple, effektive Songs mit einer Menge Rock'n'Roll-Feeling, ohne aber die nötige Härte vermissen zu lassen.
Rockige Stampfer wie "High Heels And Fishnet Stockings", "Kick", oder die beiden schnellen Fetzer "Beerun" und "To Slow Above" sorgen mit ihren geilen Mitgröl-Refrains für echt gute Laune. Das melodische "Rough Love (Tender Heart)" hat sogar echtes Hitpotential und wäre vor zwanzig Jahren in den USA bestimmt ein echter Renner geworden.
Für nötige Abwechselung sorgt die nette Akustikballade "Juicy Lucy" bei deren etwas (sicher gewollt) albernen Text ich doch ein wenig schmunzeln musste. Auch den Lyrics der übrigen Songs und die Pseudonyme der Musiker, die sich so klangvolle Namen wie 'Dave Bomb', 'Andy Boss' oder 'Dr. Schmutz' gegeben haben, lassen erkennen, dass sich die fünf Nordmänner selbst nicht so ganz ernst nehmen. Dass es sich bei Absolute Steel aber keineswegs um irgendwelche untalentierten Clowns handelt die ihr Handwerk nicht beherrschen, zeigt die Band mit den Instrumental Nummern "Deliverence" und dem klassisch angehauchten "Opus Suite", bei denen sich vor allen Dingen die Gitarristen nach Herzenslust austoben. So gut die beiden Stücke auch geworden sind, wäre es sinnvoller gewesen, statt der Instrumentals lieber noch zwei, drei richtige Songs auf die Scheibe zu packen, da die Spielzeit mit knapp vierzig Minuten doch arg kurz ausgefallen ist.
"Womanizer" ist zwar kein absoluter Überflieger geworden und Absolute Steel haben auch sicher den Rock`n´Roll nicht neu erfunden, dafür ist die Platte aber extrem unterhaltsam und bestens als Soundtrack für die nächste Kellerfete geeignet.


Spielzeit: 40:55, Medium: CD, Black Lotus Records, 2005
1. High Heels And Fishnet Stockings 2. Beerun 3. Kick 4. Rough Love (Tender Heart 5. Deeper 6. Juicy Lucy 7. Too Slow Above 8. Deliverence 9. Opus Suite
Stefan Gebauer, 24.09.2005