Abysse / Le Vide Est Forme
Le Vide Est Forme Spielzeit: 32:48
Medium: CD (EP)
Label: Blue Wave Production, 2010
Stil: Progressive Metal

Review vom 26.08.2010


Tom Machoy
Abysse kommen aus Cholet in Frankreich, sind alle zwanzig Jahre alt und verweisen in den mir vorliegenden Informationen auf ihre MySpace-Seite, um ihr Können auch visuell vorzuführen.
Und mit dieser EP schließen sie an die Veröffentlichungen u.a. auf der 2008er EP "Emptiness Is Shape" (mit zwei Titeln) und den weiteren bisherigen Samplern und Kompilationen "French Metal" (2009), "Nawk Posse" (2009) und der Hellfest DVD (2009) an. Und sie werden gelobt, dass sich der Gitarrenhals verbiegt, alle Achtung!
Unterwegs waren und sind sie mit Bands, die mir so rein überhaupt nichts sagen (was nichts zu bedeuten hat, aber erwähnt sein soll): Hacride, One Way Mirror, Furia, Klone, Kruger. Und so wie sie spielen, gibt es sicher bald andere Bands, die als Support für Abysse spielen.
Nun denn, vier Titel, davon "Déviance" auch als Edit-Version. Alles instrumentale Stücke, was der EP keinesfalls schadet, denn oftmals, wie eben auch hier ist der instrumentale Weg eine echte Bereicherung, drückt es doch alles aus, was auch mit Worten möglich wäre, gesagt zu werden.
"Déviance" beginnt mit orientalischen Klängen, gemäßigt von der Gitarre dargebracht und von einigen Beckenschlägen ergänzt. Dieses Szenario wird vom Bass begleitet, und zwar in einem Rhythmus, der sich dann durch den ganzen Titel zieht. (Hinweis: Nehmt ein wenig die Bässe raus während Abysse spielt, dafür gibt es dann weniger Dröhnen und Brummen von Schlagzeug und Bass und mehr gutes Gitarrenspiel zu hören.) Nach kurzer Zeit erfährt dieser Einstieg eine immense Steigerung. Nicht nur in der Klangfülle, die vom Schlagzeug forciert in typischem Matten-Schüttel-Metall aufläuft. Es kommt noch doller, denn nach ca. eindreiviertel Minuten Spielzeit gibt es einen derben Break in Rhythmus und Tempo, der sich nach einer weiteren Minute wiederholt und zu den orientalischen Klängen, wenn auch viel härter, zurückfällt. Die Trommeln läuten, oder besser trommeln, ein neues Kapitel mit ansteigendem Tempo ein - schnelle Tonfolgen durch die Gitarren. Neuer Break nach fünf Minuten, fortgeführt vom Gitarrenspiel, das damit eine wiederum neue Phase in diesem Titel einleitet.
Also Abysse müssen wirklich nichts singen, diese Musik schreibt ihre eigenen Geschichten. Und diese Geschichten kommen ganz allein aus dir!
Ein Instrument beginnt einen Sound aufzubauen, alle anderen spielen sich in diesen, steigern sich ins Spiel - ich bin mit meiner 'Matte' immer noch am Schütteln.
Tempo und Intensität werden wieder gesteigert, als ginge es um die Erstürmung des Gipfels. Ich bemerke, dass die Gitarristen hier ziemlich flinkfingrig sind. Ein neues Kapitel beginnt nach etwa acht Minuten, Pfeif- und Fieptöne, ähnlich einem Funkgerät sind unterschwellig hörbar. Es folgt ein erneuter Wechsel zu einem alten Thema/ Kapitel. Alles ist sehr rhythmisch und obgleich es manchmal nach dunklem Metal klingt, bleibt alles gängig im Ohr hängen. Bei der Gesamtlänge von 32 Minuten endet dieser erste Titel nach 11:21 Minuten.
"One last Breath" beginnt ebenso langsam gemäßigt und mit dunklen, tiefen Tönen wie "Déviance" und bei diesem Titel, finde ich, würde eine Bildstory glänzend dazu passen, oder eine dieser genialen Kurzfilme im Trickformat. Abysse steigern sich langsam, ganz langsam und dafür aber immer schneller werdend, bei Beibehaltung des Titelthemas. Ich hab das Gefühl, es geht immer noch weiter und weiter, was auch einige Breaks nicht ändern und ich frage mich, wann denn nun mit einem letzten Ausatmen zu rechnen sein wird. Mich erinnert das so ein klein wenig an "One" und den dazugehörigen Clip. Ganz besonders nun, als nach ca. fünf Minuten der Titel plötzlich abfällt, ganz ruhig wird, richtig still und, nun ja, ganz aus dem Hintergrund mit Radioberichten versorgt wird (nun doch Stimmen). Was gesprochen wird, kann ich nicht verstehen, gibt es dazu vielleicht auch einen Filmclip? Wäre ja ganz schön!
Ein von Schlagzeug und Bass getriebenes Gitarrensolo, aus der Tiefe kommend, bildet als neuer Teil den Abschluss des Stücks. Alles wird noch mal hochgefahren, Tempo, Kraft, ein letztes Aufbäumen, das noch mal gute drei Minuten dauert und ein ziemlich letzter, langer Atemzug wird. Das Ende nun wird mit einem ständig wiederkehrenden Gitarrenton deutlich herausgestellt, der mit einem Trommel- und Beckenschlag abrupt nach 10:11 Minuten endet.
In "Se déformaient" donnern Abysse sogleich, ohne langes Geplänkel, mit einem eher dumpfen, stampfenden, monotonen Rhythmus los, der wieder ebenso plötzlich melodiös wird, um gleich darauf wieder, besonders vom Schlagzeug, 'zerhämmert' zu werden. Hier wird stoisch auf die Instrumente eingeschlagen, die Abschnitte zwischen dumpf und melodiös werden kürzer, verlagern sich mal mehr zum einen, mal mehr zum anderen Abschnitt. Es wird nur kurzzeitig ruhiger (beachtet die Gitarren!), die Breaks sind nicht so ausgeprägt wie z.B. in "Déviance" und trotzdem deutlich - und es wird noch besser. Trotz der Härte und Schnelligkeit dieses Stücks bauen Abysse eine Klangmauer auf, die sich nicht nur himmelwärts, sondern auch in die Breite zieht. Dieser Titel durchläuft regelrecht eine Entwicklung und an einigen Stellen höre ich Ähnlichkeiten zur Hofmann-Gitarre von Accept. Schluss ist bei 7:04 Minuten, womit nicht mehr viel Zeit für die Edit-Version bleibt, die die EP einfach abrundet.
Abysse ist für mich eine Bereicherung, die ich sicher nicht aus den Augen verlieren werde.
Line-up:
Barbaud Vincent (guitar)
Cas Jérémy (bass)
Pineau Sébastian (drums)
Véron Geoffrey (guitar)
Tracklist
01:Déviance
02:One last Breath
03:Se Déformaient
04:Déviance (version edit)
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