AC/DC / 22.05.2009, Hockenheimring, Hockenheim
Hockenheimring AC/DC
Hockenheimring
Hockenheim
22. Mai 2009
Stil: Hard Rock


Artikel vom 16.08.2009


Markus Beudert
Die Rolling Stones hatten bereits 1968 die Idee gehabt (und auch umgesetzt), populäre Rockmusik mit dem Erlebnis 'Zirkus' zu verknüpfen. Schon damals gab es einen Zirkusdompteur (Mick Jagger), Clowns (The Who) und exotische 'Tiere' (Yoko Ono). Das Ganze nannte sich dann Rock'n'Roll Circus und das Zirkuszelt mit seinen einigen hundert Zuschauern tobte.
AC/DCSzenenwechsel: Wir schreiben das Jahr 2009 und in der Musikszene hat sich vieles geändert. Nur noch sehr wenig hat Bestand. Junge Bands werden gehypt und verschwinden genauso schnell wieder von der Bildfläche, wie die Klamotten von leicht bekleideten Frauen in Hip Hop-Videos. Die Menschen suchen immer neue musikalische Erlebnisse, sind aber gleichzeitig mehr als übersättigt. Gerade in solch einer Zeit kommt eine Band an, die schon damals, anno 1975, nicht wirklich neu oder innovativ war, und will ebenfalls einen Rockzirkus veranstalten. Was bei fast jeder anderen Band höchstens für ein müdes Lächeln sorgen würde, wird bei den australischen Herren von AC/DC schnell, bzw. sehr schnell zum größten Musikevent der letzten Jahre. Während aus Zirkuszelten mittlerweile die größten Arenen und Stadien der Welt geworden sind, ist die Rollenverteilung doch gleich geblieben: Es gibt Statisten, einen Zirkusdompteur, und einen Clown.
AC/DCWeiterer Szenenwechsel: Der Zirkus ist auf Tour und macht Halt am Hockenheimring in Deutschland. Tausende (am Ende werden es über 90.000 sein!) sind der Band um das kleine hüpfende Känguru namens Angus Young gefolgt, denn für viele ist ein AC/DC-Konzert kein gewöhnliches Konzert, sondern eher eine Art 'heilige Messe', kulturelles Event oder eben Zirkus.
Es ist auch schon fast unheimlich, wie perfekt diese Veranstaltung durchgeplant ist: Von gut organisierten Parkplätzen über die schmucken AC/DC -Tourbecher, bis hin zu den beiden Vorbands, welche sowohl durch den Sound, als auch vom Publikum nicht den Hauch einer Chance bekommen, auch nur annähernd am Thron der Gleich-/Wechselströmler zu wackeln. Ja selbst der Herrgott scheint an diesem Tag seine roten Hörner aufgesetzt zu haben, denn das Wetter konnte besser nicht sein.
AC/DCUm Punkt 21 Uhr, die Sonne ist just in diesem Moment hinter der Tribüne verschwunden (bestimmt auch durchgeplant!), so dass auch wirklich jeder etwas sieht, heißt es Manege frei: Nach einem kurzen Intro-Video auf den großen Leinwänden betreten Statisten (Rhythmus-Section), Dompteur (Brian) und der Clown (Angus) im Schuljungen-Kostüm die Bühne.
Schon nach dem ersten Song bekommen die 90.000 das, weshalb sie da sind. "Back In Black", "Thunderstruck", "The Jack". Es sind natürlich die alten Kracher, die gefragt sind und auch erwartet werden. Die neuen Nummern wie "Anything Goes" werden geduldet, aber nicht unbedingt gewollt. "Hells Bells", "You Shook Me All Night Long", "T.N.T".
AC/DCIm immer dunkler werdenden Abendrot blinken tausende rote Hörner, der Dompteur schreit sich die Seele aus dem Hals und der mittlerweile mittfünfziger Clown hüpft wie besessen auf der Bühne auf und ab. Jeder Sprung, jede Bewegung mit der Faust sitzen perfekt. Der Zirkus ist in vollem Gange. "Let There Be Rock". Der Clown zappelt auf einer extra für ihn emporfahrenden Plattform, die Blicke der Rothörner am Boden beten ihren Gott an. "Highway To Hell", "For Those About To Rock" - das Grande Finale.
Mit Kanonenschüssen und Feuerwerk verabschiedet sich die zur Zeit größte Rockband der Welt. So endet der Zirkus am Hockenheimring.

Neues (mal von den neuen Songs abgesehen) oder Innovatives gab es nicht. Traurig war deshalb trotzdem keiner, denn wer geht schon in den Zirkus, um statt eines Clowns plötzlich Steuerberater zu sehen? Genau, niemand!
Line-up:
Angus Young (lead guitar)
Malcolm Young (rhythm guitar & background vocals)
Brian Johnson (vocals)
Cliff Williams (bass & background vocals)
Phil Rudd (drums)
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