Agathodaimon / Phoenix
Phoenix Spielzeit: 72:36( Digi-Version)
Medium: CD
Label: Massacre Records, 2009
Stil: Dark Metal

Review vom 19.03.2009


Andrea Groh
Agathodaimon wurden 1995 in Mainz gegründet. Nach zwei viel beachteten Demos, bot ihnen Nuclear Blast einen Plattenvertrag an. 1998 erschien dort die erste CD, "Blacken The Angel", die zwar dem Black Metal zugeordnet wurde, aber sich sowohl von dem räudigen auf Venom und Bathory zurückgehenden Sound als auch vom Keyboardteppich-Stil à la Dimmu Borgir unterschied. Agathodaimon suchten einen eigenen Weg, den man vielleicht als intellektuelle Variante (trifft im stärkeren Maße noch auf das Nebenprojekt Nocte Obducta zu) oder Gothic Black Metal ansehen kann, weil die Art und Weise, wie mit dem Stil und dunklen Inhalten umgegangen wurde an jene Szene erinnert. Ganz stark spürbar war dies bei dem schönen Covermotiv.
Diese eigene Note wurde beibehalten, der Gothic-Einfluss stetig verstärkt, so dass die Band mittlerweile als Bindeglied zwischen den beiden Szenen angesehen werden kann, als Brücke gesäumt von ästhetischen Skulpturen. Die Entwicklung zeigte sich auf der "Higher Art Of Rebellion" (1999), die in Rumänien aufgenommenen wurde, da der damalige Sänger Vlad Dracul nach einem Besuch bei seiner Familie nicht mehr seine Heimat verlassen durfte. Noch deutlicher wurde dies dann auf der "Chapter III" (2001), mit der sich Agathodaimon ihre eigene Nische irgendwo zwischen Black Metal, Dark Metal und Gothic schufen. Der Erfolg gab ihnen Recht, sie spielten auf vielen Touren und Festivals, wurden zwar nicht der totale Überflieger, aber doch eine feste Größe in beiden Szenen.
Danach wurde es etwas ruhiger. Erst 2004 kam das nächste Lebenszeichen "Serpent's Embrace", bevor es wieder eine längere Pause mit personellen Umwälzungen gab, wodurch schon Gerüchte entstanden, die Band würde sich auflösen. Doch 2009 feiern sie ihre Wiedergeburt mit neuem Sänger bei Massacre Records. Die CD "Phoenix" entsteigt der Asche. Kristian 'Kohle' Kohlmannslehner hat im Kohlekeller-Studio wieder den Staub aus dem Gefieder geklopft.
Wie schon zuvor ist die Musik vielschichtig und variantenreich, stellenweise in ihrer Verschachtelung fast schon progressiv zu nennen. Sanfte Keyboardklänge finden genauso ihren Platz darin wie harte Gitarren und keifende Vocals, die durch Klargesang oder auch mal tiefe Growls aufgelockert werden. Harte Riffs und Rhythmen treffen auf Melodien, die zum Glück nie kitschig wirken; manche Momente sind eher schön, manche eher biestig.
Aufgrund der Detailverliebtheit ist "Phoenix" weniger zum Nebenbeihören geeignet und schon gar nicht partytauglich, sondern eher zum Zuhören bei Kerzenschein. Wobei mir leider der Genuss durch die Voice Overs getrübt wird, die mich immer wieder aus den mondbeschienenen Ruinen in mystischen Traumwelten reißen, zurück in die harte Realität der illegalen Downloads und Verkaufszahlen. Da entfleuchen die hübschen Marmorengel hinter kalte Wände im Neonlicht.
Rasch zurück in die Welt des Nachtvolkes, wo schwarze Schatten umherstreifen, aber auch holde Lichtwesen. Agathodaimons Musik eignet sich wunderbar, in solche Vorstellungen zu versinken und macht damit dem Bandnamen alle Ehre, stammt dieser doch aus dem griechischen (Άγαθοδαίµον) und bedeutet guter Geist, z.B. als Schutzgeist eines Hauses.
Behütet von den sechs Musikern kann man schon mal eine Reise in die Welten der Geister wagen. Zur Not auch alleine im Dunkeln, womit ich dann eine wunderbare Überleitung habe zu den beiden Bonustracks auf dem limitierten Digipack: Hier ist Agathodaimons Beitrag zu dem Soundtrack des Filmes "Alone In The Dark" im Original und einer neuen Fassung als Bonus dabei.
Line-up:
Martin 'Sathonys' Wickler (guitar, clean vocals)
Till Ottinger (bass)
Felix Ü. Walzer (keyboards)
Chris 'Ashtrael' Bonner (vocals)
Jan Jansohn (guitar)
Manuel Steitz (drums)

Gastmusikerin:
Ruth 'Ophelia' Knepel (vocals - #14)
Tracklist
01:Heliopolis
02:Devil's Deal
03:Decline
04:Ground Zero
05:Ghost Of A Soul
06:Winterchild
07:Time Is the Fire
08:To Our Ashes
09:Amongst The Vultures
10:Oncoming Storm
11:Throughout The Fields Of Unshaded Grace
12:Grey Whisper

Digi-Pack-Bonus:
13:Alone In The Dark (Death Angel's Shadow)
14:Alone In The Dark (Soundtrack Version)
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