Alibi / Misdemeanours
Misdemeanours Spielzeit: 62:49
Medium: CD
Label: Escape Music, 2006
Stil: Melodic Rock

Review vom 23.10.2006


Tom Machoy
Ganz neu und trotzdem altbekannt sind Alibi. Rick Chase, Gesang (Double Cross, Graffiti, Mama's Boys) und Vince O'Regan, Gitarre (Pulse, Kooga, No Sweat), gründeten die Gruppe. Dazu kamen noch AJ Mills (Gitarre), Andy Mills (Bass) und James Wright (Schlagzeug).
Rick Chase stellte sein Können bereits auf Touren mit Gary Moore, Status Quo und Styx mehr als unter Beweis und ist daher nicht ganz zu Unrecht "...der Inbegriff eines klassischen Rocksängers". Und die CD klingt auch so. Musikalisch lassen sich Alibi am ehesten mit Bands wie Whitesnake, Europe, Gary Moore, Bon Jovi oder Van Halen vergleichen. Auf alle Fälle geht der Sound in die 80er Rockjahre zurück.
Mit "Get Ready" beginnt die CD. Ein Titel, sehr kraftvoll gespielt und gesungen, und mittendrin spielen alle mal wild durcheinander. Ein kurzes 'fetziges' Gitarrensolo schließt sich an und ich finde mich in dem vorherigen Rhythmus wieder. Ähnliches spielt sich in "Masquerade" ab: Ein schneller, rockiger Titel, wieder mit Gitarrensolo in der Songmitte. Nichts Überwältigendes ist da zu hören. Und: Wo kommen bloß die ganzen Keyboardunterlegungen her??
Bislang schön anzuhörende Rockmusik, doch noch ohne DEN Höhepunkt! Titel drei, "No Reason", klingt auch wieder wie schon mal gehört - das Gitarrenspiel und der Refrain... Ich würde meinen, deutlich Van Halen vom 1995er Album "Balance" zu hören (ein sehr gutes Album). Alibi sind nicht etwa langweilig, aber es ist ziemlich neutral, zu gemütlich, so nach dem Motto: Bloß nichts Eigenes ausprobieren, es könnte ja schief gehen. Und dabei ist doch so viel großartiges Potential vorhanden, denn das Gitarrensolo ist handwerklich richtig gut und der Gesang ausgereift, nun ja, daran liegt es also nicht.
In "Gabrielle", einer schönen Ballade (die an Toto erinnert), geht es ganz ruhig zu, wie immer, wenn Rockbands Tempo und Lautstärke wegnehmen. Könnte ich mir auch auf einer Metalballads-CD vorstellen. Eine gezupfte, akustische Gitarre begleitet den Titel, nur um anscheinend bei einem sehr ausgewogenem Gitarrensolo zu pausieren - ein Schmusetitel!!!
"By Your Side" schließt wieder an schnellere Spielweisen an, mal mehr, mal weniger gitarrenbetont, gleich aufgebaut wie die ersten Titel, gut und einfach durchstrukturiert, mit einem Solo als Höhepunkt. Schön anzuhören.
"Out Of Love" legt noch 'nen Zahn zu und schenkt uns ein sehr flink gespieltes und in Ansätzen hartes Gitarrensolo. In dem Titel geht es doch etwas spiel- und vor allem experimentierfreudiger zu, schön anzuhören, und es schließt sich gleich ein nächstes, gutes Stück an: "Who's Foolin' Who". Auch diese Nummer erinnert mich an irgendeine gute Band aus vergangenen Jahren, doch Alibi setzen sich prima durch. Nur die Keyboards wieder... Wo kommen die her, bei diesem Line-up ohne Tastenmann?
Eine weitere Ballade, "Yesterday's News", wird wieder akustisch begleitet, allerdings ist sie doch ein klein weniger härter - so die Bon Jovi-Richtung in etwa.
Mit Speed geht's weiter und es erinnert an Europe und Van Halen, jedoch nicht ganz so konsequent. In "Nothing Changes" werden mir, bei gleichbleibendem Melodieverlauf, Gesang und Chorgesang aufgedrückt. Nach dem vorher Gehörten geht hier die Qualität merklich nach unten, und das übliche Gitarrensolo, so schön es auch klingt, reißt den Durchschnittstitel nicht raus. Im gleichen Stil geht es weiter, kaum ein Unterschied ist zum vorherigen Track zu erkennen, und damit kann sich "Lost On The Inside" auch nicht gerade profilieren; der gleiche Schlagzeugsound, der Bass blubbert leise vor sich hin, ja, da kommt wieder das Gitarrensolo, ... Gesanglich kommt aber immer was rüber, das ist die 'klassische Rocksängerstimme'!
"Why" an der Stelle eine Ballade? Beginnend mit Akustikgitarre, geschlagen, ein zarter Bass unterstützt das spärlich eingesetzte Schlagzeug - nun, es wird keine Ballade. Ein doch loskrachender Titel, wenn auch eine 'ruhigere Form' beibehalten wird. Eindeutig ein Titel auf der 'Haben-Seite'. Da passt dann auch das Solo, weil es an der Stelle einfach kommen muss, und den Song höre ich mir gern noch mal an.
"Rocking In The Free World" - tja, den haben schon ein paar andere gespielt, Crazy Horse bleibt auch nach dem Hören dieser Version Spitzenreiter. Mir gefällt's aber besser als die von Bon Jovi. Damit bringen Alibi einen weiteren Titel ins Trockene, aber "Rocking In The Free World" ist ja von Natur aus bereits hervorragend!
Und die letzte Nummer, immerhin die 13., heißt "Promises". Anfangs wieder nach Van Halen klingend, passt sie ins Gesamtkonzept der CD. Nicht schlecht, aber nicht so gut, dass sie den 'Ehrenplatz' im CD-Schrank bekommt. "Promises" ist mit einer der Titel, die dem Ganzen einen ordentlichen Anstrich verpassen, gut gespielt, sehr gut gesungen, hier wurde der eine oder andere eigene Einfall umgesetzt.
Alles in Allem eine durchschnittliche CD, die gerne als Hintergrundmusik laufen kann. Es fehlt für mich der durchgängige Biss, meist klingt sie einfach zu farblos. Alibi kann das sicher besser und ich hoffe, das auf einem der nächsten Alben bestätigt zu finden.
Tracklist
01:Get Ready
02:Maquerade
03:No Reason
04:Gabrielle
05:By Your Side
06:Out Of Love
07:Who's Foolin' Who
08:Yesterday's News
09:Nothing Changes
10:Lost On The Inside
11:Why
12:Rocking In The Free World
13:Promises
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