Spielzeit: Same: 67:30 (CD 1), 67:05 (CD 2) Medium: Do-CD Label: Escape Music, 2007 Stil: Classic Rock Review vom 31.05.2007 Daniel Daus

Eigentlich hasse ich es, Reviews von randvoll mit Songs gestopften CDs zu erstellen, im aktuellen Fall sogar eine Doppel-CD, weil diese in der Vorbereitung extrem hörintensiv und zeitaufwendig sind, und zumeist dann letztendlich doch recht oberflächlich ausfallen, da man dem Leser eigentlich langgezogene Berichtsarien ersparen möchte. Viele dieser Scheiben enthalten zudem oftmals recht hohen, überflüssigen Füller-Anteil, die den Hörgenuss meist noch zusätzlich einschränken.

Die Band Alliance bildet da ein rühmliche Ausnahme. Escape Music hat angesichts einer für dieses Jahr geplanten brandneuen CD, noch mal ihre beiden Debütwerke "Alliance" und "Missing Piece" vom Ende der neunziger Jahre in digital remasterter Form, in neuem Layout und mit neuem Titel "Destination Known" (schöner Digi-Doppelpack mit integriertem Steckbooklet, vielen Bildern und allen Texten) aufgelegt, dazu jeweils vier bisher unveröffentlichte Bonus-Tracks mit draufgepackt, d. h. 16 Titel pro CD, oder, wenn man so will, zweieinviertel Stunde Musikmarathon auf höchstem Niveau.

Garantiert wird dieses Ergebnis durch absolut erfahrene Profi-Musiker, die alle schon in klangvollen, und unserer Leserschaft sicher bestens bekannten Bands gewirkt haben. Da wären Robert Berry (Hush, 3 mit Keith Emerson und Carl Palmer , GTR, Ambrosia)/Bass, Gesang, Gary Pihl (Sammy Hagar, Boston)/Gitarre, Alan Fitzgerald (Night Ranger)/Keyboards und David Lauser (Sammy Hagar) am Schlagzeug. Ihr ganzer musikalischer Lebenswandel ist dann noch in einem liebevoll recherchiertem Stammbaum im Innenteil des Booklets aufgezeigt.

Das angenehme an dieser Truppe ist, dass trotz der individuellen Klasse der beteiligten Musiker kein Wert auf Extravaganzen gelegt wurde. Alle bringen sich harmonisch in den Gesamtkontext der Stücke ein, ohne sich dabei in den Vordergrund zu drängen. Präsentiert wird ein hochqualitativer Mix aus Rock, AOR, Classic- und Melodic Rock. Sänger Robert Berry klingt wie ein Mix aus Lou Gramm, Chris Thompson und David Coverdale, und spielt dazu noch ausgezeichnet Bass, Gary Pihl untermalt mit rockigen E-Riffs, streut bei balladeskeren Nummern mal die Akustikgitarre ein, und lässt natürlich jede Menge filigrane Soli vom Stapel. Fitzgerald dosiert seine Synthie- und Organparts in sehr erträglichen Maßen, und verpasst manchen Songs ein dezentes 80er-Flair, während Lauser eine routiniert, aber auch sehr ambitionierte Rhythmus-Arbeit abliefert.

Sehr viele Earcatcher wie u. a. "True Meaning Of Love", "Second Chance", Rosie's Cantina", "Endless Nights", "Hurts So Bad", "I'd Give Anything", "Missing Piece", "Young Blood", "Don't Turn Away" oder "Do It For Free" halten das Werk auf durchgehend hohem Niveau, selbst die beigefügten Bonus-Tracks (Highlights : "My, My, My" und "The Gift") führen die vorgegebene Pace der Ursprungswerke auf gleichem Level fort. Eigentlich kann ich bis auf das Stevie Wonder-Cover "Tell Me Something Good" kaum einen Aussetzer finden.
Stoff für Freunde von klassischen Rock-Interpreten wie Foreigner, Survivor, Manfred Mann, Whitesnake, Bad Company zu Brian Howe-Zeiten, Europe und naturgemäß den ehemaligen Bands der einzelnen Mitglieder. Ein wirklich schöner Appetitmacher für das angekündigte Neuwerk!