Amaseffer / Slaves For Life
Slaves For Life Spielzeit: 77:52
Medium: CD
Label: InsideOut, 2008
Stil: Symphonic/Prog Metal


Review vom 21.07.2008


Boris Theobald
Jahrelang haben Amaseffer aus Israel an ihrer Trilogie über den Auszug aus Ägypten gefeilt. Teil eins ist der Beweis, dass sie nicht zu viel versprochen haben! "Exodus - Slaves For Life" ist eine fesselnde musikalische Reise durch das zweite Buch Moses im Alten Testament und damit die gewagte Vertonung einer der ganz großen biblischen Geschichten, Jahrtausende in der Vergangenheit, doch räumlich für die drei Jungs von Amaseffer, Hanan Avramovich, Yuval Kramer und Erez Yohanan ganz nah.
Doch wie vertont man solch ein Epos in würdiger Weise? Die drei Israelis haben das in einer Weise geschafft, die der kulturellen Vielfalt ihrer Heimat als Schmelztiegel europäischer und orientalischer Strömungen gerecht wird. "Exodus - Slaves For Life" ist eine Mischung aus progressivem bis bombastischem Heavy Metal bzw. Rock, 'westlicher' symphonischer Orchestermusik und orientalischen Einflüssen. Es entstanden Symbiosen aus brachialen Metal-Riffs und geheimnisvoll klingenden morgenländischen Tablas, Schellenkränzen und Flöten, aus balladenhaften Klavier-, Sitar- und Akustikgitarrenpassagen und monumentalen Streichern und Blechbläsern.
Präsentiert wird die Geschichte einerseits von Lead-Sänger Mats Leven (Ex-Malmsteen, Ex-At Vance), der ganz hervorragend sowohl inbrünstig durch dramatische, wie wehmütig klagend durch nachdenkliche Passagen führt. Andererseits fungiert Drummer Erez Yohanan auch als Erzähler - auf Hebräisch natürlich! Dazu steuern Gastmusiker orientalischen Solo- und Chorgesang bei, der sich wie ein roter Faden durch das Album zieht.
Unendlich reich an musikalischen Facetten wird so minutiös die erzählte Geschichte rekonstruiert. Sie beginnt mit der Unterdrückung der hebräischen Sklaven in Ägypten, sie beschreibt, wie Moses ausgesetzt wird, nachdem der Pharao befiehlt, alle männlichen Kinder der Israeliten zu töten und wie dieser nach Midian flieht, von seiner Vision Gottes im brennenden Dornenbusch und seinem Auftrag, sein Volk aus Ägypten zu führen.
Aufwändig produzierte, orchestral untermalte Geräuschkulissen unterstützen das magische Ambiente der Aufnahmen, machen sie zu einer Mischung aus Rockoper, Prog-Konzeptalbum und sogar Hörspiel! Ganze Szenen sind hier akustisch nachgespielt worden. Die Last der Sklavenarbeit und die Tränen von Moses' Mutter am Ufer des Nil, Donnergrollen und schnaufende Pferde, schreiende Kinder und das Knistern des brennenden Dornenbuschs - zahllose Details machen das Album zu einem akustischen Theaterstück, zu einer Art Soundtrack für die Ohren, für den man keinen Film braucht. Für zusätzliche Gänsehaut sorgen Sprech- und Flüsterpassagen, die Dramatisches ankündigen, wie »Every born son you shall cast into the nile!«...
"Exodus - Slaves For Life" ist bedeutend mehr als 'nur' ein Metalalbum mit Orchester-Bombast und ein paar orientalischen Klängen. Die musikalischen Ebenen Metal (in Deutschland aufgenommen), Orchester (in Tel Aviv eingespielt) und orientalischer Gesang sind untrennbar miteinander verzahnt. Symbolisch dafür kann auch "Zipporah" stehen, ein einfühlsames Duett zwischen Mats Leven auf Englisch und Maya Avraham auf Hebräisch, in wunderschönen Moll-Harmonien gehalten, wie es in jüdischer Musik auch bei positiven und optimistischen Inhalten ganz normal ist - für die meisten Metal-Hörer 'wunderschön anders'.
Die Tracks des Albums dauern zwischen sechs und zwölf Minuten und sind vielmehr Szenen als Songs. Über die gesamte Spielzeit sind weniger als eine Hand voll Refrains auszumachen. Wesentlich wichtiger als wiederkehrende Elemente sind linear aufgebaute Spannungsbögen. So schier endlos diese sein mögen, so sehr ziehen sie den Hörer mit unzähligen Höhepunkten in ihren Bann. Selbst minutenlange Überleitungen, die nur aus orientalischen Gesängen bestehen, fordern volle Aufmerksamkeit ein, so hypnotisch fesselnd und einmalig in der Metal-Welt sind diese betörenden Atmosphären!
Von "Wooden Staff" über "Return To Egypt" bis hin zum Anfang von "Ten Plagues" spannen sich gar rund 15 Minuten Musik ohne Lead-Gesang, in denen doch so viel erzählt wird, von diffizilen, Prog-lastigen Metalpassagen über anmutvolle Gitarrensoli bis hin zu zauberhaften Akustik- und Percussion-Klangwelten mit geheimnisvoll hallenden Chören im Hintergrund. 78 Minuten dauert dieses ebenso intelligent durchdachte wie emotional anrührende Klangerlebnis. 78 Minuten, von denen man keine einzige missen möchte. Ein Highlight!
Line-up:
Hanan Avramovich (guitar)
Yuval Kramer (guitar)
Erez Yohanan (drums, percussion, narrator)
Mats Leven (lead vocals)
Kobi Farhi (oriental vocals)
Maya Avraham (vocals - #5)
Angela Gossow (growl vocals - #4)
Yotam Avni (growl vocals - #4)
Amir Gvirtzman (flutes)
Yatziv Caspi (tablas - #2, 4)
Yair Yona (bass - #5, 6)
Tracklist
01:Sorrow
02:Slaves For Life
03:Birth Of Deliverance
04:Midian
05:Zipporah
06:Burning Bush
07:Wooden Staff
08:Return To Egypt
09:Ten Plagues
10:Land Of The Dead
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