America / Homecoming
Homecoming Spielzeit: 33:36
Medium: Hybrid SACD
Label: Audio Fidelity, 2015 (1972)
Stil: Singer/Songwriter, Westcoast


Review vom 14.06.2015


Markus Kerren
Na, wenn das für die (hüstel...) amerikanische Singer/Songwriter-, Folk- und Westcoast-Band America kein Einstieg nach Maß war, dann weiß ich auch nicht mehr weiter: Ende des Jahres 1971 erschien nicht nur deren gleichnamiges Debüt, sondern mit der Single "A Horse With No Name" konnte das (damalige) Trio auch noch einen weltweiten Hit verbuchen. Und zwar gleich einen von der Sorte, die bis heute immer wieder im Radio rauf und runter laufen. Damit wurde darüber hinaus die Grundlage für eine bis heute andauernde Karriere gelegt, selbst wenn das Originalmitglied Dan Peek bereits seit 1977 nicht mehr mit an Bord ist (und im Juli 2011 verstarb).
Solch ein Riesenerfolg erzeugt neben all den schönen Seiten, die er mit sich bringt, aber leider auch den unangenehmen Nebeneffekt, dass der Druck, die Verkaufszahlen bzw. Chartspositionen zu halten, nicht unbedingt gering ist. Ein Umstand, mit dem America im Jahr 1972 aber noch relativ locker umgehen konnte. Und um dem - doch sehr folklastigen - Debüt noch einen draufsetzen zu können, holte man sich mit Hal Blaine (drums) und Joe Osborn (der im Booklet Osborne geschrieben wird) am Bass zwei Musiker der legendären Wrecking Crew (einer Riege der besten und meistbeschäftigsten Session-Musiker des Los Angeles der sechziger und frühen siebziger Jahre) ins Studio, um den Sound etwas rockiger zu gestalten.
Das Zauberwort im letzten Halbsatz ist selbstverständlich 'etwas', denn die ersten paar Durchläufe von "Homecoming" versprühen doch eher den etwas spröden Reiz von ein paar Tacken allzu viel Harmonie und Schöngeistigkeit. Wovon man sich allerdings nicht allzu sehr blenden lassen sollte, denn nach ein paar Spins tun sich dann doch noch ein paar richtig feine Songs auf. Und gänzlich erfolglos war dieses Unterfangen ebenfalls nicht. Wenn die Band auch nie wieder in die Reichweite von "A Horse With No Name" kam, konnte (nachdem zuvor "Don't Cross The River" sowie "Only In Your Heart" erfolglos blieben) die Nummer "Ventura Highway" immerhin noch als Single abräumen, was dem Album zu einem sehr guten Platz 9 in den US Billboard Charts verhalf.
Nachdem die Scheibe vielfach bei mir durchgelaufen war, stellte ich erstaunt fest, dass es sich bei meinen Favoriten ("Don't Cross The River" und "California Revisited") um zwei der drei Tracks handelt, die Dan Peek beigesteuert hatte. Die ganze Platte orientiert sich sehr stark am Westcoast-Sound der damaligen Zeit. Im Ansatz vielleicht am ehesten mit den Eagles zu vergleichen (da waren die frühen Poco beispielsweise deutlich rockiger unterwegs), ohne aber deren Klasse zu erreichen.
Das Label Audio Fidelity hat sich dieser Scheibe also nochmal angenommen und mit seinem bei RockTimes bereits of beschriebenen exzellenten SACD-Sound veredelt. Allein dies sollte den Fans der Band ein starker Anreiz sein. Für alle, die es noch nicht sind, es noch werden oder einfach mal reinschnuppern wollen, seien meine oben genannten Faves sowie "Ventura Highway", "Till The Sun Comes Up Again" oder auch "To Each His Own" als Reinhörer empfohlen.
Auch auf folgenden Alben gab es noch wenige, kleinere Hits, aber die kreativste Zeit war mit dem vorliegenden Werk im Prinzip beendet. Nichtsdestotrotz gibt es America auch heute noch, sei es im Studio oder auf der Bühne.
Line-up:
Dewey Bunnell (guitars, percussion - #8, lead & background vocals)
Gerry Beckley (guitars, bass - #6,8, keyboards, harmonica, lead & background vocals)
Dan Peek (guitars, keyboards, harmonica, lead & background vocals)

With:
Henry Diltz (banjo)
Joe Osborne (bass)
Hal Blaine (drums)
Gary Mallaber (drums - #6)
Tracklist
01:Ventura Highway
02:To Each His Own
03:Don't Cross The River
04:Moon Song
05:Only In Your Heart
06:Till The Sun Comes Up Again
07:Cornwall Blank
08:Head And Heart
09:California Revisited
10:Saturn Nights
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