American Dog / Scars-N-Bars
Scars-N-Bars
Das Rudel ist wieder auf der Jagd. Es wird mit "Scars-N-Bars" hoffentlich fette Beute machen, denn es ist hungrig, sehr hungrig.
Um von Anfang an überhaupt keine Missverständnisse aufkommen zu lassen: Das räudige Rudel Amerikanischer Hunde bolzt auf seiner 2005'er Cd nichts anderes als Power Rock-Blues und Killer-Boogie raus. Kurzum:
Bei American Dog wird nicht gerockt, da wird gerissen!
Steve Theado nimmt mit seiner Axt die Fährten auf. Und sie führen die Meute dorthin, wo sich bislang Five Horse Johnson eingenistet hatten und wo Chigger Red erst noch hin wollen. An die Spitze des gemeinen, rohen und rüden Power-Rocks. Steve Theado grätscht blutig einen genialen Riff nach dem anderen aus seinem Herzen. Woanders können sie einfach nicht herkommen, denn sie strotzen nur so von animalischer Kraft. Dazu jault er in jedem Song mit meist mehreren Soli den Mond an. Diese Art von Mucke gibt sogar dem Bottleneck ein natürliches Refugium, weitab von dessen sonstigen Lebensräumen, wie im:
"Ich komme nach Hause und Frau, Bier und sogar CDs sind weg"-Blues
oder im
"Die Baumwollernte war zwar Mist, aber im Dodge fliegen trotzdem Fliegen herum"- Country-Gesülze.
Fantastisch!
Das Alphatier der Meute ist Basser und Vorbeller Michael Hannon. Er knurrt, er brüllt, er singt! Mit seiner Reibeisen-Rock-Röhre gibt er den Songs damit das richtige, eindeutige, abgefuckte Flair. Um sein Bassspiel zu beschreiben, hilft ein Zitat frei nach "Freitag" von den fiktiven Heartbreakers aus Recklinghausen:
"Wie ein Bass klingen muss? Hat dir jemals mal einer richtig in die Eier getreten? Wenn der Schmerz so langsam nachlässt, dann spürst du in dir nur noch dieses taube Pulsieren!....Dump..Dump...Dump... So muss ein Bass klingen!"
Trommler Keith Pickens stampft und zimmert zu den 11 neuen Songs solide und exakte Rhythmen. Wer will noch was anderes behaupten? Mehr als drei tollwütige Hunde braucht man für 'ne anständige Hard-Rock-Band nicht!
Hier ein paar Anspieltipps! (Für die schwer zu überzeugenden ewigen Zweifler da draußen)
Der Opener "Workin' Man" und damit natürlich auch die ganze Platte beginnt mit ein paar ordentlichen Feedbacks. Der Song beinhaltet alles das, was American Dog ausmacht: Dreck, Groove, Rotz und Gitarrensoli! Prächtig!
Flott wird es bei "Conviction"! Die Up-Tempo Nummer lebt von ihrem Speed und dem erdige "Yeahr" am Ende des Refrains. Muss das göttliche Gitarrensolo erwähnt werden?
"Lucky 13" ist eine weiße Bluesnummer. So klingt das, was vom Mississippi Delta im Jahre 2005 übrig geblieben ist. Erwähnte ich bereits die gnadenlosen Gitarrensoli in dem Song?
Derbe Power Slide fräßt durch "Got You By A Chain". Das Ding ist mal eine flotte Nummer. Es liegt auf der Hand, von wem Chigger Red offenbar die Ideen hat. An dieser Stelle sei das scharfe Gitarrensolo erwähnt.
Zu Beginn fast schon ein bisschen funky, könnte man "Sunday Buzz" zunächst für einen Ausreißer halten. Aber der Song ist natürlich auch ein richtiger Rocker, bei dem insbesondere die sägenden Soli erwähnt werden müssen. Aber diesmal kommen sie nicht von der Gitarre, sondern entstehen aufgrund des beherzten Harmonica - Schlachtfestes Delyn Christains.
"Scars-n-Bars" ist ein Hammer-Album geworden, dass sich locker eine satte 8 auf der Wahnwirtz Scala erspielt. Der intensive und trockene Sound ist der Musik genau angemessen.
Im Falt-Booklet gibt es jede Menge Fotos von der Band, von Plektren und leeren Bierdosen. Waren Klischees jemals schöner?
Die Thx-Liste und die Credits sind bei den drei Amis auch einen zweiten Blick wert. Wie heißt es doch im alten Sprichwort?
"Der Umgang verrät mehr über den Charakter, als das Gesicht!" Also, da wären unter anderem:
Molly Hatchet, Rose Tatoo, Blackbery Smoke und Howard Stern.
Außerdem taucht in der Liste Francis Geron von unserem Lieblingsclub "Spirit of '66" in Verviers, Belgien auf. An dieser Stelle eine freundliches "Wuff" von der Western Division der RockTimes Crew.
Spielzeit: 48:52, Medium: CD, Phönix Music & Media, 2005
1:Workin' Man 2:Faded 3:Conviction 4:Lucky 13 5:Got You By A Chain 6:Another Lost Weekend 7:She Ain't Real Pretty 8:Burnin' Yesterday 9:Sunday Buzz 10:Little Girl 11:Ten 'Til Two
Olli "Wahn" Wirtz, 10.02.2005